Bekommt das SHK-Handwerk das, was es verdient?

Mit Gehältern im ersten Lehrjahr von 700 Euro, wie im Einzelhandel oder mit Stundensätzen von 100 Euro wie im KFZ-Gewerbe, kann das SHK-Handwerk nicht mithalten. Ist das der Grund für seine Nachwuchssorgen? An den Zukunftsperspektiven kann es nicht liegen, da bietet das SHK-Gewerk mindestens so viel wie die beiden genannten Konkurrenten um gute Lehrlinge. Liegt es am mangelnden Gehalt oder am mangelnden Wissen über die SHK-Technik, dass sich gute Schüler in den Abschlussklassen so wenig für das SHK-Handwerk interessieren? Was kann von Politik, Schulen und Verbänden getan werden? Was kann der einzelne Betrieb tun, um gute Lehrlinge zu bekommen? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

7 Kommentare zu “Bekommt das SHK-Handwerk das, was es verdient?

  1. Immer und immer wieder, lassen die Kunden mich spüren, daß ich nur ein Scheißdreck als Handwerker bin.

  2. Der Artikel ist schon einige Jahre alt aber immer nach wie vor aktuell. Aus diesem Grund möchte ich meine Erfahrungen teilen.

    Ich habe vor 15 Jahren eine Ausbildung zum Gas- u. Wasserinstallateur abgeschlossen und war danach 1 Jahr im selbigen Beruf tätig.

    Nach meiner Gesellentätigkeit habe ich eine 2. Ausbildung im Büro begonnen und außerhalb des SHK Umfelds.

    Ich kann mir sehr wohl vorstellen, warum die heutige Jugend keine Ausbildung im SHK Bereich mehr beginnt. Das werden die selben Gründe sein, die mich damals dazu bewegt haben, dem Handwerk den Rücken zu kehren.

    – Schlechte Bezahlung
    – Hinter abfrieren auf dem Bau
    – Schmutzige Finger
    – Staub und Dreck bis in den Ohren
    – Dreckiger Privatwagen, es sei denn man zieht sich vor u. nach der Arbeit um
    – Schlechtes Ansehen in der Gesellschaft und insbesondere bei Frauen
    – Narben und Schnittverletzungen
    – Gefährlichkeit auf Gerüsten und Dächern
    – Umgangston auf der Baustelle
    – Essen aus der Pommesbude oder nur ne kalte Stulle
    – Frühstück und Mittagessen im Firmenwagen oder im dreckigen Bauwagen oder auf nem Eimer im kalten Rohbau
    – Jeden Tag das Selbe. Stemmen, Hämmern, Löten, Dreck wegfegen, Staub in der Lunge.
    – Im Winter bei Minusgraden auf dem Gerüst oder im nassen Rohbau ohne Fenster
    – Schweres Schleppen und Schuften für einen lächerlichen Lohn.
    – Den Job kann man nicht bis 67 machen. Da ist man längst körperlich auf. Danach ist man Lagerarbeiter oder Hausmeister und bezieht dann ne winzige Rente.

    Ich habe mich aus den genannten Gründen gegen eine längere Gesellentätigkeit entschieden und habe meine 2. Ausbildung im Büro gemacht. Das war die beste Entscheidung. Aus den folgenden Gründen.

    – Sauberer und trockener Büroarbeitsplatz
    – Im Winter schön angenehm warm
    – Besserer Umgangston als auf dem Bau
    – Mehr Gehalt
    – Mehr Ansehen in der Gesellschaft
    – Lockere Arbeit
    – Saubere Kleidung und saubere Finger
    – Mehr Möglichkeiten mit dem Wissen aus dem Job, sich finanziell zu verbessern
    – Keinen runden Buckel mehr nach der Arbeit
    – Schöner Firmenwagen den man auch privat nutzen darf (wenn man sich hochgearbeitet hat) als ein dreckiger und verstaubter SHK Bulli
    – Frühstück und Mittagessen in einem sauberen und gepflegtem Umfeld, mit Kollegen die interessante Gesprächsthemen haben. Auf dem Bau würde man im verstaubten Bulli hocken, seine kalte Stulle futtern und seine Bildzeitung lesen.

    Ich kann nur jedem jungen Menschen nahelegen „nicht“ in das Handwerk zu gehen. Das hat nichts mehr mit eurem Werkunterricht in der Schule zu tun. Das ist harte und dreckige Arbeit für die ihr wenig Geld bekommt und auch später wenig Geld haben werdet als Geselle. Auch wenn viele Euch das Handwerk schön reden wollen, denkt an meine Worte wenn ihr dann mit dem dicken Hammer den ganzen Tag alte Kloschüsseln und fremde Badewannen rauskloppen dürft.

  3. Ich sage: Ja, aber nicht nur das SHK Handwerk, sondern auch viele andere Handwerker. Kürzlich sagte eine Kundschaft zu mir: „Wissen Sie, in den letzten Jahren hatten wir nur Ärger mit den Handwerkern, egal ob diese bei uns oder bei den Nachbarn gearbeitet haben.“ Für diese Situation kann man nicht schnell mal den GH oder Internethandel verantwortlich machen, sondern hier liegt die Ursache ausschließlich in der jahrzehnte langen Vernachlässigung der Betrachtung unserer Zukunft. Es wurde einfach nichts getan, obwohl nicht nur ich, sondern auch viele Andere, seit mehr als 20 Jahren immer wieder in unterschiedlichen Aktionen auf diese Entwicklung hingewiesen haben. Der Scherbenhaufen ist derart groß, dass man nicht mehr weiß, wo man mit dem Aufräumen anfangen soll. Das Dilemma beginnt bei der Werbung für Lehrlinge (Superhelden??), setzt sich fort in der Berufsschule (für viele eine Strafe dieser Veranstaltung beiwohnen zu müssen!), in der allgemeinen Ausbildung (welcher Betrieb kann denn das alles vermitteln, was unsere Branche alles können will?), in der fehlenden Zeit für Erfahrungen zu sammeln, in der Meisterprüfung, bis hin zu den Anforderungen für eine Betriebsgründung und -unterhaltung. Die Folge ist natürlich eine misserable Entlohnung. Warum kommt keiner auf die Idee wieder mehrere Berufsbilder zu schaffen, die schulischen Voraussetzungen für einen Teil der neuen Berufe anzuheben und den Interessenten Zukunftsperspektiven anzubieten. Ich bin mir sicher, dass wir ab dem Zeitpunkt, wo Unternehmer und Facharbeiter nur das machen und anbieten dürfen, was sie nachweislich können und Zukunftsperspektiven auch für das Alter vorhanden sind bzw. vermittelt werden, wir viele Probleme gelöst haben und in eine gute Zukunft blicken können. Sollte sich jemand keine Perspektiven für die späteren Jahre vorstellen können, – es gibt sie trotzdem: Ausstellungsberater, Innen- und Außendienst beim GH, Kundendienst und Außendienst bei der Industrie, Fachplaner und Kontrollpersonal (diese werden in Zukunft immer häufiger gebraucht werden, wegen der Komplexität der Aufgabenstellungen), Ausbilder, Sachverständiger und Unternehmer, sind nicht wenige Perspektiven, welche man den jungen Leuten für Ihre Berufswahl anbieten kann. Und noch etwas könnten wir anbieten, nämlich eine der höchsten Beschäftigungsgarantien, denn unser Handwerk wird immer gebraucht. Auch der gesundheitliche Nachteil könnte drastisch eingegrenzt werden, durch intelligentere Arbeitsvorbereitung und Arbeitsweise. Zu diesen Themen könnte man Bücher schreiben, aber die liest keiner, also höre ich jetzt hier auf.

  4. Nicht nur das SHK Handwerk bekommt was es verdient, vor allem der Kunde bekommt was er verdient. In einer Zeit wo Eltern Ihren Kindern erklären, daß sie fleissig lernen sollen und die weiterführenden Schulen randvoll sind, damit
    diese nicht solche minderwertigen Tätigkeiten ausüben müssen wie zum Beispiel Handwerker wird sich der Handwerkermangel noch wesentlich eklatanter bemerkbar machen. Und wie Herr Wowereit schon gesagt hatte, das ist auch gut so.
    Die teilweise äusserst überhebliche Haltung der Kunden gegenüber den schwer arbeitenden Menschen in der Latzhose hat in den letzten 20 Jahren und vor allem in Zeiten von My Hammer und co. erheblich zugenommen.
    Wie also soll man Jugendliiche noch in ein Betätigungsfeld locken, bei dem man schon in der Ausbildung weniger verdient als in anderen Bereichen und bei dem diese sich im Vergleich von ihren ehemaligen Klassenkameraden noch geringschätzig betrachten lassen müssen.
    Des Weiteren ist das SHK Handwerk, wie wir alle aus eigener Erfahrung wissen, körperlich sehr belastend. Ob es nun Knie, Bandscheiben, Schultern oder sonstige Gelenke sind, zu irgend einem Zeitpunkt machen sich bei den meisten Bauhandwerkern die geleisteten Jahre bemerkbar. Da dies in den meisten Fällen weit vor dem Erreichen des Rentenalter der Fall ist, das ja inzwischen auf 67 Jahre hochgesetzt wurde, ist das für die durch Internet oder irgendwelche Verwandte oder Nachbarn aufgeklärte Jugend eine nicht gerade berauschende Zukunftsperspektive.
    Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, daß es ab dem Alter von 40 Jahren nahezu unmöglich ist einen anderen Arbeitsplatz zu finden als den erlernten Beruf des Anlagenmechanikers SHK.
    Somit ist es als kein Wunder, daß die Jugend um „Gas-Wasser-Scheisse“ einen weiten Bogen macht.

  5. Seit Jahren haben wir erstmals wieder einen Auszubildenden, von dem wir glauben, das er durchhält, aber auch Spaß und Interesse an seiner Ausbildung hat. Wenn ich dann aber sehe, mit welchen Themen er in der Berufsschule auf unseren Beruf vorbereitet wird (z.B. ca. 30 Seiten in einem Lehrheft über eine elektrische Gewindeschneidmaschine bis 4 „, (wird ja sicherlich sehr viel benutzt), und wie diese auseinander gebaut wird, auch elektromässig, (Elektrofachkraft?), usw.), dann zweifele ich doch an den Ausbildungsrichtlinien unseres Berufes. Und im ersten Lehrjahr schon schweißen lernen, bzw. den Kursus in der Lehrwerkstatt der Handwerkskammer besuchen zu müssen, den selbstverständlich die Betriebe auch noch bezahlen müssen, geht auch an der Wirklichkeit unseres Berufes vorbei. Ich musste schon seit über 10 Jahren nicht mehr schweißen, kann es zwar, ist aber so gut wie nicht mehr notwendig.
    All diese Dinge sind sicherlich auch ein Grund, das an unserem Beruf nicht allzu viel interessiert sind.

  6. Wenn Sie schreiben, das SHK-Handwerk bekomme keine Lehrlinge, Sie sehen, ich verwende den alten, damaligen Ausdruck, als ich lernte, ist ganz schön, recht und gut, aber es wäre wichtig zu wissen, wohin die Schulabgänger gehen, nämlich eine Aufstellung, z. B. in Ba-Wü, wie sie sich auf die verschiedenen Berufe verteilen. Daraus kann dann analysiert werden, wo man liegt und, wenn notwendig, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, um dem „Notstand“ abzuhelfen. Rufen Sie nicht nach der Politik oder den Schulen, da sind allein die Berufsverbände und jeder einzelen gefragt. Besonders die Verbände sollten sich einbringen, denn ohne Handwerker gibt es auch keine Verbände mehr. Das wäre doch schade um die schönen Sessel.

    Dazu noch ein ganz anderer Gedanke: Wir sind im Weinland Württemberg. Wir hatten dutzende von Genossenschaften, wir lebten in einem Weinparadies. Seit geraumer Zeit ist eine Ausdünnung, bzw. Reduzierung der Einzelgenossenschaften festzustellen, sie haben sich zusammengeschlossen. Fast gesteinigt wurde ich als ich vor etwa 4 Jahren in einer Besprechung mit den WG’s den Gedanken des Zusammenschlusses zur Sprache brachte, der schon lange bei den Kreissparkassen gang und gäbe war. Schauen Sie heute ins Land, was sich da alles zusammenfindet.
    Geht man in die Gelben Seiten und sucht in Leonberg und 15 km Umkreis nach Sanitärinstallationen, erhält man 20 Adressen! Glauben Sie, die können alle so agieren, daß Schulabgänger auf sie aufmerksam werden? Was glauben Sie, sagen die Schüler, wenn sie von so einem Minibetrieb angesprochen werden? Da fehlt jeder Sternenglanz. Da bin ich skeptisch. Aber solange hier nicht reagiert wird, solange geht es ihnen noch schlecht genug. Ausflug: wären die 20 beisammen, wie würde da die Handwerkermarke bei Mängeln reagieren?
    So ist es halt: Geld regiert die Welt. Und, um diesem etwas zu entgegnen, muß man reagieren.
    Viel Spaß beim Nachdenken.

  7. Nicht nur das SHK Handwerk bekommt das was es verdient. Auch die Gesellschaft bekommt das was Sie verdient. Wir werden hier Mittelfristig einen erheblichen Fachkräftemangel bekommen. Ich meine damit aber wirkliche Fachkräfte, Spezialisten die Ihr Handwerk beherrschen, werden bis in 10 Jahren Mangelware sein und entsprechend Teuer. Ausserdem wundern mich Ihre Aussagen. Wieso kann das SHK Handwerk nicht mit Stundensätzen von 100 Euro wie im KfZ Gewerbe mithalten ? Das können wir Selbstverständlich. Es gibt in unserem Gewerk aber leider so viele Kalkulationsnullen das jede vernünftige Preisbildung bisher schwer durchzusetzen war. Das wird sich aber auch bald ändern.
    Wir sind unseren Preis wert !

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