Grünes Flüssiggas

Die Primagas Energie GmbH vertreibt ab diesem Sommer auch Flüssiggas (Liquified Petroleum Gas), dem ein biogener Anteil beigemischt ist.

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„BioLPG stellt für den Flüssiggasmarkt die erste echte produktbezogene Innovation seit Jahrzehnten dar“, betont Jobst-Dietrich Diercks, Geschäftsführer von Primagas. Das Krefelder Unternehmen, das sich auf die Tankversorgung mit Propangas spezialisiert hat, beliefert mit seiner bundesweiten Transportlogistik etwa 80.000 Kunden. Der Jahresabsatz von etwa 160.000 t LPG ist in den vergangenen Jahren aber nahezu konstant geblieben. Der LPG-Markt ermöglichte zuletzt kaum Zuwächse, unter anderem weil die Energieverbräuche im Neubaubereich rückläufig sind. Mit der Markteinführung von BioLPG will das Unternehmen seine Geschäfte ankurbeln und zugleich einen Beitrag zur Energiewende im ländlichen Raum leisten.

BioLPG aus Rotterdam

Die Muttergesellschaft von Primagas, der holländische SHV-Konzern, wird in den kommenden vier Jahren die gesamte Produktion an BioLPG abnehmen, die in der Biodiesel-Raffinerie der finnischen Neste Oil im Rotterdamer Hafen anfällt. Dort wurden etwa 16 Mio. Euro in Reinigungs- und Filteranlagen investiert, um den flüssigen Biokraftstoff als Nebenprodukt der Biodieselherstellung zu gewinnen. In der Raffinerie werden zum Großteil biogene Rest- und Abfallstoffe, aber auch nachwachsende Rohstoffe wie zum Beispiel Palmöl verarbeitet.

CO2-Emissionen vermeiden

„Durch den Einsatz des neuen Energieträgers können wir die CO2-Emissionen von Flüssiggasheizungen von heute auf morgen deutlich reduzieren“, erklärt Diercks mit Blick auf die Energiewende im Wärmemarkt. Der Kohlendioxid-Ausstoß lässt sich nach Unternehmensangaben um 40 bis 60 % verringern, wenn das Flüssiggas vorwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen wird. Mit BioLPG aus organischen Rest- und Abfallstoffen sei sogar eine CO2-Reduktion um 90 % möglich. Absatzchancen für das neue Produkt sieht man bei Primagas vor allem imModernisierungsbereich, wo veraltete Öl-, Strom- oder Kohleheizungen ersetzt werden. „Für unsere umweltbewussten Bestandskunden ist BioLPG attraktiv, da sie ihre Heizungsanlage ohne zusätzliche Umbauten weiterhin nutzen können“, so Diercks. Denn konventionelles Flüssiggas und seine biogene Variante sind chemisch identisch. „Bei Gewerbekunden und der öffentlichen Hand sehen wir, dass sie umweltschonendes Wirtschaften zunehmend als Wettbewerbsfaktor entdecken beziehungsweise in den Mittelpunkt rücken“, ergänzt der Primagas-Chef. Besonders im ländlichen Raum könne BioLPG einen „wichtigen Beitrag zur zukunftssicheren Wärmeversorgung leisten“. Den Angaben zufolge sind derzeit bundesweit rund 3,4 Mio. Wohnungen und etwa 100.000 Nichtwohngebäude nicht an das Erdgasnetz angebunden.

2.000 t für den deutschen Markt

Laut Andreas Servatius, Bereichsleiter Marketing bei Primagas, wird SHV zunächst insgesamt etwa 40 000 t BioLPG von Rotterdam nach Duisburg verschiffen. Im dortigen Tanklager soll der Biobrennstoff mit herkömmlichen LPG gemischt werden. Die biogene Eigenschaft und Herkunft der Flüssiggas-Produkte wird mit einem Massenbilanzsystem erfasst. In Deutschland will Primagas in diesem Jahr etwa 2.000 t vermarkten. Die restlichen Mengen sind für die Markteinführung in Frankreich, Großbritannien, Irland, Benelux-Staaten und Skandinavien vorgesehen. Nach Aussage von Servatius ist geplant, spätestens ab Juli Flüssiggas mit einem Anteil BioLPG von 10, 15, 30, 50 bzw. 100 % anzubieten. Mit der Höhe des Bioanteils, der sich an den Vorgaben des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG) und der Energieeinsparverordnung (EnEV) orientiert, wird der Preis für das jeweilige Mischprodukt variieren.

Gesetzliche Anerkennung fehlt bislang

Der Erfolg des grünen Flüssiggases dürfte davon abhängen, ob bzw. wann der Gesetzgeber BioLPG mit anderen aus Biomasse hergestellten Brennstoffen gleichsetzt. „Wir werben für eine angemessene Berücksichtigung von biogenem Flüssiggas in der Energieeinsparverordnung und dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz“, so Dierks. Dadurch dürfte seiner Ansicht nach die „Nachfrage stark anziehen“. Diese Meinung teilt auch der Deutsche Verband Flüssiggas (DVFG). Dieser kritisiert, dass der Entwurf für das geplante Gebäudeenergiegesetz (GEG) biogen erzeugtes Flüssiggas als neue Energieform nicht berücksichtigt. „Aufbereitetes Biopropan kann im Gebäudebereich ohne Einschränkungen als Ersatz für konventionelles Flüssiggas genutzt werden – es sollte im Sinne des Gesetzgebers sein, den Weg für die Nutzung dieser neuen regenerativen Energie freizumachen“, stellt der DVFG-Vorsitzende Rainer Scharr klar.

www.primagas.de