Alles Gute zum 70. Geburtstag – T1 Bulli von 1950

Der T1 Bulli von 1950 ist der älteste straßenzugelassene VW-Bus der Welt und seit 2014 in der Sammlung von Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) Oldtimer.

Der T1 Bulli von 1950 feiert seinen 70. Geburtstag. – © Volkswagen Nutzfahrzeuge

Vor genau 70 Jahren läuft mit der Fahrgestellnummer 20-1880 ein taubenblauer Kastenwagen der ersten Generation (T1) im Werk Wolfsburg vom Band. Ausgeliefert nach Hildesheim, um dort im gewerblichen Dienst seinem Bestimmungszweck, Waren von A nach B zu bringen, nachzukommen. Nach diesem Einsatz verschwindet der VW-Bus fast zwanzig Jahre in privaten Sammlungen, bevor er erst Anfang der 90er Jahre durch einen Bulli-Liebhaber wieder in den Verkehr gebracht wird. Nach einer Vollrestaurierung befindet sich das Fahrzeug seit Ende 2014 nun in der Sammlung von Volkswagen Nutzfahrzeuge Oldtimer. Anlässlich ihres 70. Geburtstags, erzählt die rüstige Dame noch einmal von ausgewählten Stationen ihres Lebens.

Malochen für das Wirtschaftswunder

Am 8. März 1950 beginnt im Volkswagen Werk die Serienfertigung des „VWTransporter“, Typ 2 (Typ 1 war der VW Käfer). Dieser Typ 2 (auch bekannt als Bulli) ist das Universal-Genie der Wirtschaftswunderzeit. Schnell wird er zum Liebling der Gewerbetreibenden. So auch der taubenblaue Kastenwagen mit der Fahrgestellnummer 20-1880, der am 5. August 1950 vom Band rollt. Für Hildesheim und seinen neuen Besitzer ist er damals sicher etwas sehr Bedeutsames. Denn es ist der erste Bulli in der niedersächsischen Stadt. 23 Jahre lang düst er durch jede noch so enge Gasse in Hildesheim bevor der Betrieb den Wagen in den (Vor-) Ruhestand schickt und an einen Sammler verkauft.

Die ruhigen Zeiten

Von 1973 bis 1992 steht der Bulli bei verschiedenen VW-Liebhabern in derSammlung. Der letzte Besitzer versucht das Fahrzeug über das Fanclubmagazin der „Brezelfenstervereinigung e. V.“ zu verkaufen. Es klappt aber nicht im ersten Anlauf. Aus heutiger Sicht fast unvorstellbar, ist die Nachfrage damals nach so einem gebrauchten „Nutzfahrzeug“ nicht sehr groß. Erst nach mehreren Anzeigen (damals üblich noch ohne Foto und mit nur drei Zeilen Text) wird im Verlauf des Jahres der Däne Tonny L. darauf aufmerksam. Er kauft den Bulli ungesehen am Telefon nachdem er erfährt, dass der Wagen die die niedrigste Fahrgestellnummer hat, die zu dem Zeitpunkt in der Bulli-Szene bekannt ist.

Der Bulli wird die Sofie – mit einer Frischzellenkur in den zweiten Frühling

Mit stolzen 42 Jahren auf den Achsen und weniger als 100.000 km auf dem Tacho geht es somit 1992 auf dem Abschleppwagen nach Dänemark. Da 19 Jahre Stillstand einem Auto nicht gut tun, werden erstmal die nötigsten Teile getauscht, um wieder mit dem Bulli fahren zu können. Tonny ist sich sofort sicher, dass der Wagen eine lange Zeit bei ihm bleiben wird und gibt dem Transporter einen Namen: In Anlehnung an den ersten T1 der je nach Dänemark ausgeliefert wurde tauft er sein Schmuckstück „Sofie“. Denn dieser hieß ebenfalls so.

Anfang 2000 beginnt er eine aufwändige und zeitintensive Vollrestaurierung die mit der ersten Probefahrt im Frühjahr 2003 zum VW-Treffen nach Bad Camberg endet. Es soll bei weitem nicht die letzte Fahrt des Dänen mit Sofie sein. Über 20.000 km legten sie gemeinsam durch Europa zurück. Oft zu Bullitreffen wo Sofie immer das Highlight ist. Meist prämiert als „Schönster Bulli“. Der älteste ist sie dort ja sowieso.

Aber nicht nur Sofie wird „reifer“. Auch Tonny verspürt irgendwann das Gefühl zu alt zu werden um immer auf Achse zu sein – im Gegensatz zu Sofie die sich dank seiner liebevollen Pflege bester Gesundheit erfreut. Er will häuslicher werden und Sofie in gute Hände geben. Aber sie soll nicht wieder für viele Jahre in dunklen privaten Sammlungen verschwinden. Sofie soll gesehen werden, reisen, mit dem neuen Besitzer schöne Dinge erleben und möglichst viele Menschen erfreuen.

Zurück in der Heimat den Unruhestand genießen

Während Tonny mit Angeboten von Sammlern überhäuft wird, kommt es in Hannover im Frühjahr 2014 zu einer schicksalhaften Begegnung am Rande des Besuches des Kronprinzen von Dänemark bei Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover. Der begleitende Importeur erzählt beiläufig, dass in Dänemark ein Bulli von 1950 eine neue Heimat sucht. Schon bald darauf gibt es erste Kontakte mit Volkswagen Nutzfahrzeuge Oldtimer. Tonny ist begeistert von der Idee, dass Sofies wichtiger Teil der Sammlung von VWN werden könnte. Die wochenlangen Gespräche finden ihren Höhepunkt in seinem denkwürdigen Satz: „Deshalb würde ich lieber Sofie an dich verkaufen, wo sie immer noch Leute zum Lächeln bringen kann … :-)“. Die Freude bei VWN war riesig und Sofie kam Ende 2014 in die Stadt des Bulli nach Hannover. Beim Abschied sagt Tonny mit Tränen in den Augen: „Ich weiß, dass es ihr Zuhause am besten geht.“ Er sollte Recht behalten. Sofie hat seitdem schon viel erlebt und unzähligen Menschen große Freude gemacht und Erinnerungen geweckt. So auch bei ihrer jüngsten Tour zu einigen Meilensteinen ihres Lebens. Egal ob im Werk Wolfsburg, in Hildesheim oder in Hannover. Sobald Sofie vorfährt gibt es ein Selfie-Gewitter wie an einem roten Teppich. Sie ist unbestritten ein Star des Bulli-Kults. Angestoßen hat Sofie im kleinen Kreis mit ihren Bulli-Freunden aus der Sammlung von VWN Oldtimer. Den Gerüchten nach gab es frisches Motoröl und eine Mulligatawny. Dann mal Prost und „Cheerio, Miss Sofie!“ – auf die nächsten 70 Jahre. Wir lieben Dich.

Technische Daten

Baujahr: 1950
Farbe: taubenblau L 31
Fahrgestellnummer: 20-1880
Motor: luftgekühlter 4-Zylinder-4-Takt-Boxermotor im Heck
Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h bei 3.300 U/min
Hubraum: 1.131 ccm
Leergewicht: 990 kg
Zuladung: 760 kg
Leistung: 18 kW/25 PS bei 3.300 U/min
Abmessung: Länge 4.100 mm x Breite 1.700 mm x Höhe 1.900 mm

www.volkswagen-nutzfahrzeuge.de

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    Sieben Zündkerzen für sieben tolle Jahrzehnte mit Sofie.
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    Mit der Fahrgestellnummer 20-1880 rollt Sofie am 5. August 1950 …
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    … vom Band im Werk Wolfsburg.
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    Auf der Hilo-Presse von 1940 wurden Teile von Sofie damals gefertigt. Die Presse war bis 1976 in Betrieb und hat eine Ziehkraft von 500 t bei einem Eigengewicht von 135 t.
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    Rückkehr zum Kehrwiederturm in Hildesheim.
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    23 Jahre brauste Sofie durch die engen Gassen von Hildesheim.
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    In der nur 63 m langen und sehr schmalen Straße „Am Kehrwieder“ wird die zierliche Figur von Sofie deutlich.
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    Nach 50 Jahren auf der Straße kam Sofie in den Genuß einer kompletten Restaurierung in Dänemark.
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    Zum Abschied streichelt Tonny seine Sofie noch einmal bevor sie in die Sammlung von VWN Oldtimer kommt.
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    Heute ist sie bei VWN in Hannover, der Heimat des Bulli, zu Hause.
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    Mit ihren 70 Jahren lässt sich Sofie nicht mehr von der Hektik anderer anstecken und ist wie die Kröpcke-Uhr ein Wahrzeichen von Hannover.
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    Blick auf den Tacho …
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    … und in den Motorraum.