Banovo knackt die 1.000-Bäder-Marke

Das Münchener Startup für Badsanierungen ist seit mittlerweile drei Jahren mit einem innovativen Geschäftsmodell am Markt: Mittels Online-Badplanung und effizienter digitaler Prozesse soll jeder Kunde sein individuelles Badezimmer zum Festpreis erhalten. Wie gut gelingt der Balanceakt zwischen traditionellem Handwerk und innovativen Technologie?

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    Badsanierungs-Startup Banovo musste im Februar 2023 Insolvenz anmelden. Jetzt werden neue Geldgeber gesucht.
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Banovo-Gründer Mareike Wächter und Michael Dreimann beantworten diese Frage im Interview anlässlich eines besonderen Meilensteins: Die tausendste Badsanierung des Unternehmens steht kurz vor dem Abschluss.

Glückwunsch, Frau Wächter und Herr Dreimann, in diesen Tagen werden Sie das tausendste Bad fertigstellen. Was bedeutet diese Zahl für Sie?

Michael Dreimann: Wir sind sehr stolz auf diesen Meilenstein. Es ist in unserer Branche unseres Wissens noch nie vorgekommen, dass ein neuer Anbieter in nur vier Jahren nach Gründung deutschlandweit 1.000 Bäder für Privatkunden baut – und das trotz des momentanen Fachkräftemangels. Wir sehen diese Marke allerdings nur als einen Zwischenschritt für Banovo, denn wir glauben fest daran, mit unseren digitalisierten, effizienten Prozessen weiterwachsen und auch 10.000 Bäder bauen zu können. Was uns dabei aber ganz wichtig ist: Jedes Bad ist individuell und wird einzeln mit den Kunden nach seinen Bedürfnissen geplant. Ein Bad von der Stange wird es bei uns auch mit 10.000 Bädern pro Jahr nicht geben.

Das Handwerk liegt bei Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen noch immer gegenüber anderen Branchen zurück. Bei Banovo ist das offenbar anders. Einer der Gründe für Ihren Erfolg?

Mareike Wächter: Auf jeden Fall. Was uns schon auf den ersten Blick vom Wettbewerb unterscheidet, ist unser Online-Planungstool. Kunden erleben ihre Badplanung bequem von zu Hause am Rechner oder Tablet. Sie sind in einer Live-Schaltung verbunden mit dem Badplaner, sehen ihn in einem Dialogfenster während er mit ihnen Schritt für Schritt die Planung im 3D-Modell bespricht. Das Schöne daran: Am Planungsprozess kann der Kunde live mitwirken und etwa verschiedene Fliesen-Modelle oder auch die Anordnung der Sanitärobjekte verändern lassen. So wird das Planungsgespräch zu einem interaktiven Erlebnis, das kommt bei den Kunden sehr gut an.

Für unseren wirtschaftlichen Erfolg noch viel maßgeblicher ist aber, was an digitalen Prozessen im Hintergrund abläuft. Unsere eigens inhouse entwickelte Software verbindet alle Arbeitsschritte miteinander. Unsere Mitarbeiter vom Badplaner, über die Projektsteuerung, den Bauleiter bis hin zum Controlling haben Zugriff auf alle wichtigen Informationen zum jeweiligen Bauvorhaben. Und zwar unabhängig davon, ob sie im Büro, beim Kunden vor Ort oder im Homeoffice sind. Wenn sich an der Planung etwas ändert, so hat der Bauleiter vor Ort über sein Tablet jederzeit Zugriff auf die aktuellen Entwürfe bzw. kann auch er direkt Anpassungen vornehmen. Auch Warenbestellungen erfolgen über das System. So kann der Bauleiter etwa sehen, wann bestimmte Waren eintreffen oder ob es Verzögerungen bei Lieferzeiten gibt und dann entsprechend reagieren. Das macht unsere Prozesse sehr effizient und der Kunde merkt das an der Qualität der Umsetzung und einem möglichst reibungslosen Ablauf seiner Sanierung.

Welches Feedback von Kunden erhalten Sie auf Ihre wichtigsten Argumente „Badrenovierung zum Festpreis“, „Onlineplanung bequem von zuhause“ sowie „Abwicklung aus einer Hand“?

Wächter: Generell sind alle drei Argumente für unsere Kunden wichtig, es kommt nur darauf an, in welcher Phase auf dem Weg zum neuen Bad man sich gerade befindet. Wenn unser Kunde beginnt, sich intensiv mit der Badrenovierung zu beschäftigen, ist es für ihn angenehm, dass er das Projekt von zu Hause aus bequem Online planen kann und dabei professionellberaten wird. Da die Badplanung bei uns kostenfrei ist, geht er kein Risiko ein. Der erste Schritt zum neuen Bad ist mit Banovo dadurch tatsächlich sehr einfach.

Geht es dann später um den Vertrag, bietet der Festpreis den Kunden sehr viel Sicherheit und ein gutes Gefühl. Im Gegensatz zu Angeboten von einigen Wettbewerbern sind bei uns sämtliche Produkte und Leistungen im Preis enthalten, da gibt es keine bösen Überraschungen bei den Kosten. Wenn es dann an die Umsetzung geht, ist es für den Kunden sehr wichtig, nur einen Ansprechpartner zu haben. Spätestens wenn klar wird, wie viele unterschiedliche Gewerke an einer Badsanierung beteiligt sind, macht die Abwicklung aus einer Hand aus Kundensicht total Sinn.

Wer ist Ihr „typischer Kunde“, wieviel gibt er im Schnitt aus und welches Bad kommt am besten an?

Wächter: Den typischen Banovo-Kunden gibt es eigentlich nicht, wir bauen die unterschiedlichsten Bäder für ganz verschiedene Kunden und ihre Bedürfnisse. Da gibt es die Singles, Paare und junge Familien Anfang, Mitte 30, die erstmals Wohneigentum erworben haben. Für sich und ihre Familie wollen sie ihr erstes eigenes Haus, die erste eigene Wohnung nach ihrem Geschmack gestalten und dem Bad kommt dabei eine immer stärkere repräsentative Bedeutung zu. Dann natürlich die Paare ab Mitte 50 im eigenen Haus, der eigenen Wohnung. Deren Eigenheim ist meist um die 30 Jahre alt, die Bäder entsprechend in die Jahre gekommen. Die Kinder sind aus dem Haus, jetzt beginnt die Zeit, in der man sich mal wieder selbst etwas gönnt und man verfügt über die finanziellen Mittel, seine Wünsche nach einem tollen Bad auch zu verwirklichen. Hier ist der Wellness- und Gesundheits-Trend sowie das Thema Barriere-Reduzierung wichtig. Last but not least sind unsere Kunden auch Vermieter. Die Immobilie wird als Kapitalanlage genutzt, in regelmäßigen Abständen sind Investitionen nötig. Z.B. ein Mieterwechsel steht an, das Bad muss saniert werden. Solche Kunden suchen ganz besonders nach einem professionellen Anbieter, der ihnen die Koordination eines solchen Projektes komplett abnimmt.

Im Schnitt gibt unser Kunde 25.000 Euro für die Sanierung aus – die Bandbreite geht dabei von 10.000 Euro z.B. für ein kleines Duschbad oder Gäste-WC bis 100.000 Euro für ein großzügiges Bad mit gehobener Ausstattung. Aktuell sanieren wir auch gerade ein Bad für 120.00 Euro.

Was ist rückblickend beim Aufbau von Banovo besser als erwartet gelaufen, was schlechter? Was können andere Gründer aus Ihren Erfahrungen lernen?

Dreimann: Positiv überrascht hat uns, wie leicht sich das „Ausrollen“ unseres Angebots in neue Städte und Regionen gestaltet hat. Wir kommen ja aus München und sind hier mit den ersten Badsanierungen gestartet, haben hier unser erstes Netzwerk aufgebaut. Wir haben es geschafft – was einige Beobachter anfangs bezweifelt haben – mit dem gleichen hohen Qualitätsstandard in Köln, Hamburg oder Berlin an den Markt zu gehen. Dabei waren unsere digitalen Prozesse sehr hilfreich, zentrale Geschäfte dezentral umzusetzen. Mareike und mich hat die Geschwindigkeit erstaunt, mit der wir uns in neuen Städten etablieren konnten. Unterschätzt haben wir allerdings die Komplexität unseres Produktes und das Timing für das Recruiting. Es ist für Gründer wichtig, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, wann man ein sehr gutes Managementteam am Start haben muss. Tendenziell ist man als Gründer eher zu spät dran. Wenn das Team aber nicht dasteht, können auch die Leistung und die erwarteten Zahlen nicht erbracht werden. Die Qualität des Recruitings ist also gerade für Startups enorm wichtig.

Wie reagieren die etablierten Wettbewerber auf Ihren raschen Aufstieg und das innovative Geschäftsmodell? Ziehen diese bei der Digitalisierung der Wertschöpfungsketten gleich? Entstehen neben Ihnen neue Wettbewerber?

Dreimann: Unser Markt ist enorm groß. Trotz der 600 Bäder, die wir allein in diesem Jahr bauen werden, ist unser Marktanteil immer noch klein. Wir sind da, wo Amazon zur Jahrtausendwende war. Daher sind die Reaktionen in der Branche noch sehr gemäßigt, mit vielen Wettbewerbern und Installationsfirmen kooperieren wir zudem. Jeder fokussiert sich auf das, was er kann. Mit unserem digitalen Geschäftsmodell und unserer Plattform sind wir in Europa noch immer einzigartig. Unser Produkt ist durchaus komplex und schreckt daher potenzielle Nachahmer ab.

Sind die Investoren mit dem bisher Erreichten und dem Wachstum zufrieden?

Dreimann: Unsere Investoren sind überaus zufrieden, denke ich. Wenn man die Zahl unserer gebauten Bäder mit durchschnittlich 25.000 Euro multipliziert, sieht man, dass wir keine kleine Firma mehr sind. Auf der Finanzseite können wir schöne Erfolge vorweisen. Wichtiger aber ist die Basis, die wir legen konnten. Wir haben eine digitale Plattform geschaffen, auf der das Thema Badsanierung extrem effizient gespielt werden kann und von den Kunden sehr gut angenommen wird. Diese Plattform gibt unseren Investoren den Mut zu sagen, da ist noch mehr drin. Wir wollen eben nicht bei 600 Bädern pro Jahr stehen bleiben, sondern wir wollen hierzulande auf 10.000 Bäder kommen. Und unser Modell wird auch in großen europäischen Metropolen funktionieren, da bin ich überzeugt. Aber allein der Markt in Deutschland ist riesig, wir sehen hier noch viel Potenzial für unser Wachstum. Eine so klare Spezialisierung auf den Badezimmerbereich, wie wir sie aktuell praktizieren, bedeutet auch eine stetige Verbesserung der Prozesse. Wir sind der Profi für Komplettbadsanierung in Deutschland – diesen Status wollen wir weiter festigen und ausbauen. Generell schließen wir auch keine Auslandsexpansionen aus, geplant ist das derzeit aber nicht.

Wann werden Sie Ihr 10.000 Bad fertigstellen?

Wächter: Ich denke, wir werden diese Marke in drei bis vier Jahren erreichen.

Das Interview führte Andreas Nölting

www.banovo.de