BWP-Forum: Dynamische Prognosen und spannende Debatten

Am 7. und 8. November fand das 16. Forum Wärmepumpe statt. Rund 200 Branchenvertreter und Gäste aus Politik, Wissenschaft und Industrie folgten der Einladung des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP) nach Berlin.

„Die durch Abgaben künstlich gesteigerten Betriebskosten von Wärmepumpen sind für den Endverbraucher nicht plausibel und blockieren die dringend notwendige Sanierungswelle im Wärmebereich“, betonte Paul Waning, Vorstandsvorsitzender des BWP, am 7. November auf dem Forum Wärmepumpe in Berlin. – © Si/mp

Als Schirmherr der Veranstaltung, rückte BundeswirtschaftsministerPeter Altmaier in seinem Grußwort das Potential des Wärmesektors bei der Energiewende in den Fokus und betonte, dass die Wärmepumpe für die Umsetzung einer CO2-armen Gestaltung der Wärme- und Kälteversorgung sowohl im Gebäude- als auch im Anlagenbereich einen wichtigen Beitrag leisten könne. Paul Waning, Vorstandsvorsitzender des BWP, zog in seiner Eröffnungsrede allerdings „eine kritische Bilanz der Energiepolitik der desolaten Bundesregierung“. Nicht einmal annähernd seien die Ziele des Koalitionsvertrages in Angriff genommen worden. Deutschland hinke seinen Zielvorgaben hinsichtlich der CO2-Reduktion und der Sanierungsquote im Gebäudebestand weiterhin hinterher, so Waning. Neben förderpolitischen Anreizen müsse auch ein faires Energiepreisgefüge dazu beitragen, das große Potenzial der Wärmepumpe für die Energiewende zu erschließen. „Die durch Abgaben künstlich gesteigerten Betriebskosten von Wärmepumpen sind für den Endverbraucher nicht plausibel und blockieren die dringend notwendige Sanierungswelle im Wärmebereich“, warnte der BWP-Vorsitzende.

Steuererleichterung für die Altbausanierung

In Ihrem Grußwort betonte Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energien (BEE), dass es ohne Klimaschutz im Gebäudebereich langfristig keinen bezahlbaren Wohnraum gäbe. Zu den Highlights des ersten Veranstaltungstages gehörte der Beitrag von Thorsten Herdan (Abteilungsleiter im Bundeswirtschaftsministerium), der den BMWI-Fahrplan für eine klimafreundliche Wärmeversorgung skizzierte und damit zur Podiumsdiskussion überleitete. In der Diskussion ging es primär um die Ausgestaltung des Gebäudeenergiegesetzes und um die Möglichkeiten, erneuerbare Heizsysteme auch für den Modernisierungsbereich attraktiver zu machen. Unter der Moderation von Kerstin Vogt (Forum für Energieeffizienz in der Gebäudetechnik) beteiligten sich neben Herdan, Prof. Dr. Martin Neumann (MdB FDP), Julia Verlinden (MdB Bündnis 90, Die Grünen), Dr. Jörg Lippert vom Verband der Berlin-Brandenburgischen Wohnungsunternehmen und Clemens Dereschkewitz (CEO der ait-group) an dem Gespräch. Fazit: Es müsse immer wieder betont werden, dass die energetische Sanierung nicht Schuld ist an hohen Miet- und Immobilienpreisen. Dennoch sei eine Steuererleichterung für Altbausanierung zwingend erforderlich. Es herrschte zudem weitgehend Konsens darüber, dass der 2030-Klimafahrplan eingehalten werden könne, wenn die Politik zeitnah konkrete Ziele formuliere. Entscheidend sei Transparenz in der Kommunikation sowie ein ideologiefreier Dialog, um die Wärmewende nachhaltig voranzubringen.

BWP-Branchenstudie 2018

Holger Thamm, Leiter Public Affairs bei Stiebel Eltron und Sprecher des BWP-Ressorts Politik, präsentierte die BWP-Branchenstudie 2018 mit dem Marktausblick bis 2050 in zwei Szenarien. Das progressive Szenario kommt auf mehr als 8 Mio. Wärmepumpen bis 2050 und damit auf einen Marktanteil von etwa 47 %. Die aktuelle Agora-Studie „Wert der Effizienz im Gebäudesektor in Zeiten der Sektorenkopplung“ rechnet mit 14 Mio. Wärmepumpen um die Klimaziele bis 2050 erreichen zu können, wie Dr. Gerd Rosenkranz von Agora Energiewende im Anschluss darstellte. Prof. Dr. Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), verdeutlichte in Ihrem Beitrag die akute Gefährdung der Energiewende und appellierte an alle Akteure, gemeinsam deren konsequente Umsetzung zu sichern, denn der internationale Markt sei längst dabei, die deutsche Energiewirtschaft im Bereich der Erneuerbaren zu überholen. Hinsichtlich des Gebäudesektors plädiert das DIW unter anderem für eine CO2-Bepreisung und schlägt vor, die Einnahmen beispielsweise für die energetische Gebäudesanierung zu nutzen, so Kemfert. In weiteren Vorträgen ging es unter anderem um die Erwartungen des Handwerks an die Industrie, um neueste Forschungsprojekte, um die europäische Marktentwicklung und es wurden anhand von spannenden Projekte aus In- und Ausland Themen wie Smart Grid, Systemmodule, Digitalisierung sowie Hybrid- und multivalente Lösungen mit Wärmepumpe diskutiert.

Auszeichnung für Clemens Oskar Waterkotte

Im Rahmen des Forums erhielt der Unternehmer Clemens Oskar Waterkotte auf der Abendveranstaltung einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk. BWP-Vorstandsvorsitzender Waning dankte dem Preisträger in seiner Laudatio für seine einmalige technische Innovations- und Pionierarbeit, deren Beitrag für den Klima- und Umweltschutz wohl nicht zu hoch zu bewerten sei. BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel sendete zum Abschluss des ersten Tages folgenden Appell an die Politik: „Nicht nur die Akteure der Energiepolitik haben unter der Lähmung des politischen Apparates durch die internen Querelen zu leiden – das ist uns allen bewusst. Aber es ist nicht zu verantworten, dass das Potential der Wärmepumpe als Schlüsseltechnologie der Wärmewende verspielt wird, weil die entscheidenden Signale aus der Politik fehlen. Deshalb müssen wir gemeinsam Impulsgeber bleiben, und die Energiewende konsequent voranbringen um den Klimawandel zu stoppen.“

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