Erneuerbares Gas bis 2030 wettbewerbsfähig

Die Umwandlung von überschüssigem Ökostrom in grünes Gas kann entscheidend zum Erfolg der Energiewende beitragen. Das ist eines der Ergebnisse der Expertenbefragung „Power-to-Gas: Praxis und Potenziale“, die die Nymoen Strategieberatung im Auftrag von Zukunft Erdgas durchgeführt hat.

Mehr als 30 Pilotanlagen, die die Power-to-Gas-Technologie erproben gibt es derzeit in Deutschland. Nach Ansicht der Brancheninitiative Zukunft Erdgas bietet erneuerbares Gas ein „großes Potenzial für eine erfolgreiche Energiewende“. – © Zukunft Erdgas

Die Experten erwarten in den kommenden zehn Jahren signifikante Verbesserungen bei den Wirkungsgraden und gleichzeitig deutlich sinkende Kosten. So werde grünes Gas bis etwa 2030 die Wettbewerbsfähigkeit erreichen, teilte die Brancheninitiative Zukunft Erdgas Ende Juni mit. „Unsere Energiewende hat ein Speicherproblem und Power-to-Gas ist der Schlüssel zum größten Energiespeicher Deutschlands“, erläuterte Dr. Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Erdgas, anlässlich der Studienvorstellung. Das Gasnetz sei mit weitem Abstand der größte existierende Energiespeicher und könne dank Power-to-Gas auch Energie aus Wind und Sonne aufnehmen. „Grünes Gas schließt eine entscheidende Systemlücke in der Energiewende“, so Kehler. Derzeit müssten immer wieder Windparks abgeregelt werden, weil der volatile Ökostrom zeitweise nicht aufgenommen werden könne. Damit gehe erneuerbare Energie verloren und gleichzeitig entstünden Kosten für ungenutzte Energie, mit denen die Stromkunden belastet werden.

Positive technische Erfahrungen

Laut Zukunft Erdgas gibt es derzeit bundesweit mehr als 30 Pilotanlagen, die die Technologie erfolgreich erproben und Wirkungsgrade bis zu 80 Prozent aufweisen. Die Betreiber solcher Anlagen in Deutschland und Österreich wurden für die Studie nach ihren Erfahrungen und Erwartungen gefragt. Die Erfahrungen werden demnach überwiegend als „sehr positiv“ eingestuft, und auch der Ausblick ist optimistisch, heißt es aus Berlin. Zwei Drittel erwarten bis zum Jahr 2030 eine weitere Verbesserung des Wirkungsgrads für die Elektrolyse um fünf bis zehn Prozentpunkte, ein Drittel der Befragten rechnet sogar mit noch größeren Effizienzfortschritten, schreiben die Autoren der Studie.

Kostendegression um 50 Prozent bis 2030

Ein ähnliches Bild zeichnet sich den Angaben zufolge auch auf Seiten der Kosten ab: Hier erwarten die Studienteilnehmer überwiegend eine Kostendegression um 50 Prozent und mehr bis 2030. 56 Prozent der Befragten erwarten die Wettbewerbsfähigkeit bis 2030, weitere 22 Prozent rechnen damit bis zum Jahr 2040. „Wir werden erleben, dass wir erneuerbares Gas strukturell brauchen, um mit den Mengen an Ökostrom umzugehen und dass gleichzeitig die Erzeugung wettbewerbsfähig wird. Damit uns dann die richtigen Technologien und eine gute Infrastruktur zur Verfügung stehen, müssen wir jetzt die Weichen auf Gas stellen“, betont Kehler.

Regulatorische Hemmnisse

Die Experten sehen aber auch Probleme für die Technologie: Während die technische Entwicklung nicht mehr als Hürde gesehen wird, prangern die Befragten insbesondere „regulatorische Hemmnisse“ an. So würden Power-to-Gas-Anlagen bislang nicht als Teil der Energieinfrastruktur gewertet, sondern müssen die für Endkunden geltenden Steuern und Abgaben entrichten. „Power-to-Gas kann eine wichtige Systemfunktion als Speicher für Erneuerbare übernehmen. Das brauchen wir und das dürfen wir nicht durch falsche Rahmensetzungen kaputtmachen“, mahnt Kehler.

Beim Power-to-Gas-Verfahren wird Wasser in einem ersten Schritt der Elektrolyse durch Strom in Wasserstoff und Sauerstoff umgewandelt. Unter Verwendung des Klimagases CO2 entsteht in einem zweiten Schritt Methan, also erneuerbares Erdgas. Die Technologie ermöglicht es, überschüssigen Strom in erneuerbares Gas umzuwandeln. Im Gasnetz kann dieses gespeichert, transportiert und für alle Anwendungen genutzt werden.

www.zukunft-erdgas.info