Reden halten – aber richtig

Egal ob auf der Weihnachtsfeier, der Betriebsversammlung oder dem Firmenjubiläum, bei solchen und anderen Veranstaltungen ist die Rede des Chefs ein Muss. Eine Tradition die oft auf wenig Gegenliebe stößt und dennoch gehört sie alle Jahre wieder dazu.

Dr. Georg Kraus gibt Tipps, wie man eine gute Rede hält. – © Dr Kraus & Partner, Bruchsal

Viele Redner sind wegen ihrer langatmigen, langweiligen Ansprachen gefürchtet – da fällt das Zuhören schwer, selbst wenn das Thema eigentlich interessant ist. Aber wie schreibt man eine gute Rede?

„Der Erfolg einer Rede hängt primär davon ab, wie sympathisch der Redner den Zuhörern ist, dann erst kommen Aufbau und Gestaltung“, sagt Dr. Georg Kraus. Er ist geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner in Bruchsal und ein gefragter Vortragsredner. Seine Zuhörer zu begeistern ist gar nicht so schwer. Dr. Georg Kraus hat zwölf Tipps, wie man eine gute Rede schreibt.

Tipp 1: Seien sie authentisch

Der Erfolg einer Rede hängt stark davon ab, ob der Redner die Sympathie seiner Zuhörer gewinnt. Doch wie gewinnt ein Redner diese? Vor allem dadurch, dass er authentisch wirkt. Die Rede sollte dem Sprecher auf den Leib geschneidert sein. Unglaubwürdig wirkt es, wenn ein Erbsenzähler sich als Witzbold präsentiert. Oder wenn sich ein Einzelkämpfer verbal mit den Anwesenden verbrüdert. Das wirkt „gekünstelt“ und die Zuhörer gehen auf Distanz.

Tipp 2: Nehmen Sie die Zuhörer auf eine „Gedankenreise“ mit

Ein Redner gleicht einem Reiseführer. Er nimmt seine Zuhörer mit auf eine Reise – zum Beispiel durch das kommende Geschäftsjahr. Also sollte er sich im Vorfeld überlegen: Was ist der Anlass der Reise? Wohin soll sie gehen? Und: Wer nimmt teil? Erst danach sollte man das Reiseprogramm, also den Inhalt und Ablauf der Rede, planen.

Eine Ansprache bei einer Weihnachtsfeier sollte anders als eine Neujahrsrede konzipiert sein. Bei einer Weihnachtsfeier steht das gemeinsame Feiern im Mittelpunkt, bei einem Neujahrsempfang sollen die Zuhörer meist schon auf das neue Jahr eingestimmt werden. Also kann die Rede mehr Information enthalten und einen appellativen Charakter haben.

Tipp 3: Schreiben Sie für „Ihr“ Publikum

Beim Planen Ihrer Rede sollten Sie wissen: Wer sitzt mir gegenüber? Und: Welche Beziehung besteht zwischen den Zuhörern? Kennen sie sich gut oder sehen sie sich nur einmal jährlich? Gehören sie derselben Organisation an oder nicht? Denn wenn Ihre Zuhörer Tag für Tag zusammenarbeiten, haben sie gemeinsame Erfahrungen: Auf diese können Sie sich als Redner beziehen. Sehen sie sich hingegen nur einmal im Jahr, müssen sie auf andere Elemente zurückgreifen. Zum Beispiel die Entwicklung in der Branche. Oder solche branchenübergreifenden Themen wie das Thema „Digitalisierung“.

Tipp 4: Kommunizieren Sie mit den Zuhörern

Ein guter Redner kommuniziert mit seinen Zuhörern – selbst wenn nur er spricht. Zum Beispiel mit den Augen. Tragen Sie Ihre Rede deshalb so frei wie möglich vor. Sprechen Sie das Publikum immer wieder persönlich an – jedoch nicht, indem Sie alle zwei, drei Minuten die Floskel „Meine sehr verehrten Damen und Herren“ verwenden. Stellen Sie den Zuhörern vielmehr zum Beispiel rhetorische Fragen wie „Kennen Sie folgende Situation, …?“ oder „Geht es auch Ihnen so, dass …?“. Integrieren Sie zudem Beispiele aus der Erfahrungswelt der Zuhörer in Ihre Rede. Auch ein Schuss Humor und Selbstironie tut jeder Rede gut.

Tipp 5: Fassen Sie sich kurz

Je kürzer eine Rede ist, umso besser ist sie meist. Eine Festrede zur Weihnachtsfeier sollte nicht länger als zehn, maximal fünfzehn Minuten dauern. Denn bei einer Weihnachtsfeier steht das gemeinsame Feiern im Mittelpunkt. Anders ist dies bei einer Rede zum Beispiel bei einem Vertriebs-Kick-off zu Jahresbeginn. Sie soll die Zuhörer auf die Herausforderungen im neuen Jahr einstimmen.

Tipp 6: Auf Kernbotschaften fokussieren

Eine Rede sollte höchstens drei Kernbotschaften enthalten. Zum Beispiel: Die Arbeitsplätze sind sicher. Unser Unternehmen sieht einer rosigen Zukunft entgegen. Und: Dass es unserem Betrieb so gut geht, verdanken wir dem Einsatz aller Mitarbeiter.

Tipp 7: Die „Gedankenreise“ planen

Für das inhaltliche Planen Ihrer Rede können Sie die Mindmapping-Methode benutzen. Sie funktioniert wie folgt: Schreiben Sie in die Mitte eines Blatt Papiers das Thema oder den Anlass der Rede. Zum Beispiel: „Unternehmensstrategie 2018“. Notieren Sie dann entlang von Linien, die von diesem Zentrum ausgehen, alles, was Ihnen zum Thema einfällt. Zum Beispiel: „Innovation“, „Digitalisierung““, „Vertrieb“. So bekommen Sie schnell einen Überblick über die möglichen Inhalte der Rede. Und wenn Sie merken, es wird zu viel? Dann streichen Sie einfach einige (Seiten-)Arme.

Tipp 8: Knackig einsteigen, feurig enden

Planen Sie den Beginn und den Schluss Ihrer Rede besonders sorg-fältig. Wie aufmerksam das Publikum Ihnen zuhört, hängt weitgehend vom Einstieg ab. Gute Einstiege sind Anekdoten. Bauen Sie Ihre Rede dramaturgisch auf. Alles sollte auf ein großes Finale hinstreben, das dafür sorgt, dass Ihre Rede dem Publikum im Gedächtnis bleibt – ähnlich wie bei einem Feuerwerk.

Tipp 9: Kurze, knackige Sätze

Eine Rede sollte aus möglichst kurzen Sätzen bestehen. Schachtelsätze sind schnell unverständlich. Sie beinhalten zudem die Gefahr, dass der Redner sich verheddert. Dann ist bei ungeübten Rednern oft der Rest der Rede gelaufen. Denn sie werden nervös und verhaspeln sich immer häufiger. Und irgendwann wartet das Publikum nur noch auf Versprecher.

Tipp 10: Eine aktive, bildhafte Sprache

Wichtig ist eine aktive Sprache. Also zum Beispiel „Wir planen …“ statt „Unsere Planung sieht vor …“ Durchforsten Sie Ihr Manuskript nach substantivierten Verben wie „Durchführung“ und „Neuorientierung“. Wenn ein solches Wort auftaucht, können Sie davon ausgehen: Diese Aussage kann man einfacher und verständlicher formulieren.

Tipp 11: Üben Sie die Rede

Sicherheit gewinnen Sie vor allem durch Routine und eine gute Vorbereitung. Hierzu zählt das laute Üben der Rede. Insbesondere den Einstieg, das Ende und die Übergänge zwischen den Redepassagen sollten Sie so lange üben, bis Sie diese sozusagen auswendig kennen. Stoppen Sie beim Üben auch die Dauer der Rede, damit Sie die hierfür vorgesehene Zeit nicht überschreiten.

Tipp 12: Bleiben Sie gelassen

Geraten Sie nicht in Panik, wenn Sie bei Ihrer Rede – trotz Ihrer guten Vorbereitung – sich mal versprechen oder den roten Faden verlieren. Denn das Redenhalten ist nicht Ihr Hauptberuf. Kleine Patzer tragen eher dazu bei, dass Sie authentisch wirken.

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