22. Forum Wärmepumpe: Zwischen Tradition und Transformation

Claus Fest, Vorstandsvorsitzender des BWP.
Claus Fest, Vorstandsvorsitzender des BWP, auf dem 22. Forum Wärmepumpe. – © BWP/Kirsten Breustedt

Das 22. Forum Wärmepumpe in Berlin vereinte über 500 Teilnehmer aus Industrie, Handwerk, Wissenschaft und Politik vor Ort und digital an den Bildschirmen. Das Treffen der Wärmepumpenbranche blickt auf ein turbulentes Jahr zurück.

 „Wer glaubt, dass Deutschland mit einer Renaissance von Atomkraftwerken, Verbrennerautos oder Ölheizungen zu alter Stärke zurückfindet, der verschließt die Augen vor der Realität, der sich deutsche Unternehmen längst tagtäglich stellen“, so der BWP-Vorstandsvorsitzende Claus Fest zu Beginn des zweitägigen Forums Wärmepumpe.

Er forderte die Politiker dazu auf, der Wärmepumpenbranche – und der deutschen Wirtschaft insgesamt – einen verlässlichen Rahmen zu geben Diese habe längst erkannt, dass sie aus dem gegenwärtigen Tief nur herauskomme, wenn sie die Chancen nutzt, die der Ausbau und die Nutzung erneuerbarer Energien und von Klimaschutztechnologien wie der Wärmepumpen böten.

Kampf gegen den Klimawandel

Bestsellerautor Frank Schätzing erläuterte in seiner Keynote, dass die Welt auf der Suche nach neuen Helden sei, die ihren Sorgen vor dem Klimawandel begegnen. Dabei liege das Problem nicht darin, neue Lösungen zu finden, sondern in der Umsetzung der längst bekannten technologischen Ansätze.

Schätzing rief die Wärmepumpenbranche dazu auf, der teils bewusst negativen Politisierung, welcher die Wärmepumpe in den letzten Jahren ausgesetzt war, mit verstärktem Engagement in der Informationsarbeit zu begegnen. Vor allem aber sei die Bereitschaft, sich in den tagtäglichen Kampf gegen den Klimawandel zu werfen, von einer klaren Richtungsvorgabe aus der Politik abhängig.

Bestsellerautor Frank Schätzing erläuterte in seiner Keynote, dass die Welt auf der Suche nach neuen Helden sei, die ihren Sorgen vor dem Klimawandel begegnen.
Bestsellerautor Frank Schätzing erläuterte in seiner Keynote, dass die Welt auf der Suche nach neuen Helden sei, die ihren Sorgen vor dem Klimawandel begegnen. – © BWP / Kirsten Breustedt

Drei Diskussionsrunden

Wie das in der kommenden Legislatur gelingen soll, diskutierten Jens Spahn (CDU), Helmut Kleebank (SPD) und Julia Verlinden (B‘90/Die Grünen) mitunter kontrovers mit Frank Voßloh, Geschäftsführer Viessmann, Kai Schiefelbein, Geschäftsführer Stiebel Eltron und Frederik Moch, Abteilungsleiter Industriepolitik beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB).

Durchhalten ist gefragt

Aus dem „wilden Ritt“ der letzten Jahre wie sie es nannte müsse nun ein Dauerlauf werden, so Verlinden mit Blick auf den Stand der Wärmewende in Deutschland. Besonders die Förderzahlen haben gezeigt, dass die Nachfrage sich langsam wieder stabilisiere, weshalb in der kommenden Legislatur daran nicht gekürzt werden dürfe. Nach Schiefelbein tat dieser wilde Ritt der Branche mehr als nur ein bisschen weh. Daher komme es nun auch stark auf die Kommunen an, im Rahmen der Erstellung der Wärmepläne bereits jetzt solche Gebiete auszuweisen, in denen Verbraucher absehbar nicht mit dem Anschluss an ein Fernwärmenetz rechnen können. Auch Verlinden sieht die Notwendigkeit, Verbraucher stärker darüber aufzuklären, in welche Kostenrisiken sie laufen, wenn sie weiter auf fossile Heizungen setzen.

Anpassungen im GEG notwendig

Der Auftritt von Jens Spahn stand unter dem Eindruck der Ankündigungen aus der CDU, das Heizungsgesetz rückgängig machen zu wollen. Gleich zu Anfang stellte er klar, dass es dabei nicht um das GEG als Ganzes gehe. Es gehe vielmehr um die Neuerungen, die durch die Ampelkoalition verabschiedet wurden. Konkret sollten Anforderungen an z.B. Fernwärmeanschlüsse oder Biomasseheizungen gestrichen werden. Der Branche versicherte er, dass er die Wärmepumpenindustrie weiter in Deutschland haben wolle und die Wärmepumpe auch im Gebäudebestand sehe.

Spahns Anspruch auf Pragmatismus stimmte Frank Voßloh zu: Aus seiner Sicht sei das GEG in der jetzigen Form kompliziert und erklärungsbedürftig. Allerdings habe es die Wärmepumpe vor allen Dingen schwer, sich im aktuellen Energiepreisverhältnis zwischen Strom und Gas intuitiv durchzusetzen. Kostenrisiken durch steigende CO2-Preise werden oft nicht antizipiert bei der Investitionsentscheidung. Daran will auch Jens Spahn ansetzen und unterstrich die Forderung der Union, eine Entlastung der Strompreise über die Senkung der Stromsteuer auf das europäische Minimum und eine erhebliche Senkung der Netzentgelte zu erreichen.

Stichwort: Netzentgelte

Die Netzentgelte waren auch das Stichwort für Helmut Kleebank. Wenn es nach ihm ginge, müsse man an der Investitionsförderung festhalten und dabei insbesondere die soziale Komponente stärken. Zusätzlich müsse man sich Gedanken machen, wie man die steigenden Netzentgelte angehe. Alle Kosten der Energiewende den Verbrauchern über jede Kilowattstunde anzulasten, die klimafreundliche Technologien nutzen, hält er für das falsche Signal. Hier müsse der Staat sich an notwendigen Investitionen beteiligen. Anders als Spahn sieht er nicht, dass der CO2-Preis das einzige Lenkinstrument sein könne. Parallel müssten Ordnungsrecht, Förderung und Investitionen in Infrastruktur den Weg in die Klimaneutralität ebnen. Frederik Moch sah das ähnlich und ergänzte, dass klare Perspektive und Vorfahrt für Investitionen in den Klimaschutz auch den sozialen Zusammenhalt stärkten.

Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e.V. hat das 22. FORUM Wärmepumpe in den Bolle Festsälen in Berlin ausgerichtet.
Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e.V. hat das 22. FORUM Wärmepumpe in den Bolle Festsälen in Berlin ausgerichtet. – © BWP / Kirsten Breustedt

Rückblick auf „Woche der Wärmepumpe“

Zuvor hatten Philipp Nimmermann, Staatssekretär des BMWK, und Jan Rosenow, Vice President und Europäischer Direktor des Think Tanks RAP die Teilnehmer auf die zweitägige Jahrestagung der Wärmepumpenbranche eingestimmt. Nimmermann verwies auf die steigenden Antragszahlen für Wärmepumpen in der Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG). Er zog ein positives Fazit zur kürzlich in Zusammenarbeit von Energieagenturen und Wärmepumpenbranche ausrichteten „Woche der Wärmepumpe“. Mit dieser seien über 50.000 interessierte Gebäudeeigentümer erreicht worden. Rosenow nahm den Faden auf, in dem er in seinem Vortrag zur internationalen Marktsituation auf die grundsätzliche Wachstumstendenz der Technologie verwies. Er machte dabei deutlich, dass der Erfolg der Wärmepumpe in Deutschland wie auch in anderen Ländern primär von einem förderlichen Kostenverhältnis zwischen Strom und Gas abhängig sei.

Strommarkt und Wohnungswirtschaft

Der zweite Veranstaltungstag stand ganz im Zeichen der praktischen Umsetzung. Anna von Bremen, Head of Energy Innovation, Osborne Clarke, und Cezara Missing, Director Public Affairs Viessmann, diskutierten mit Lukas Köhler, FDP, über politische Rahmenbedingungen und neue Geschäftsmodelle, die sich aus Digitalisierung und Flexibilisierung des Strommarkts ergeben.

Ingrid Vogler, Leiterin Energie und Technik des Gesamtverbands der Wohnungswirtschaft (GdW), Stefan Bolln, Bundesvorsitzender des Energieberaterverbands GIH und Hendrik Ehrhardt, Leiter Public Affairs Stiebel Eltron, diskutierten im Anschluss über ein Manifest, das jüngst von der Wohnungswirtschaft vorgelegt wurde. Diese plädiert für einen Paradigmenwechsel bei den Zielvorgaben der Gebäudepolitik: Vogler sagte: „Die historisch gewachsene Fokussierung auf Energieeinsparung im Gebäudesektor ist gescheitert.“ In seinen „Positionen zur Bundestagswahl“ fordert der GDW, umzusteuern und die gesellschaftlichen Bestrebungen auch im Gebäudesektor auf Treibhausgasminderung auszurichten.

Zum Abschluss des Forum Wärmepumpe führten Exkursionen zum mit Erdwärme versorgten Humboldt-Forum/Stadtschloss und zu einer Baustelle am Südkreuz.

www.waermepumpe.de

Einen weiteren Artikel zum 22. Forum Wärmepumpe lesen Sie in der Si 1-2/2025, die am 11. Februar erscheinen wird.