Während die Wohn- und Heizkosten in Deutschland kontinuierlich steigen, sind die Bürger davon unterschiedlich stark betroffen. Soziale Gerechtigkeit bei der Finanzierung der Energiewende im Gebäudebereich ist daher unerlässlich. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) beleuchtet in einem neuen Bericht, wie Klimapolitik und soziale Fragen im Gebäudesektor zusammenhängen.

Die Kosten für Wohnen, Heizen und Sanierungsmaßnahmen werden für die Einwohner Deutschlands zunehmend zu einer Belastung: Das zeigt der Bericht „Soziale Aspekte der Gebäude-Energiewende“, der unter dem Kurzlink https://tinyurl.com/2cbulgmk kostenfrei heruntergeladen werden kann. Der Bericht wurde im Rahmen des dena-Projekts Gebäudeforum klimaneutral in Zusammenarbeit mit dem Öko-Institut e. V. erstellt. Laut den analysierten Daten hat sich der Anteil der Haushalte, die ihre Wohnung nicht ausreichend beheizen können, von 3,3 % im Jahr 2021 auf 8,2 % im letzten Jahr mehr als verdoppelt.
Rund 3 Mio. Haushalte durch Wärmeenergieausgaben belastet
Der dena-Bericht bietet eine Übersicht über die aktuellen Daten zu den steigenden Wohn- und Heizkosten sowie der Verbindung zwischen Klimapolitik und sozialen Fragen. Darüber hinaus zeigt er mögliche Handlungsoptionen für einzelne Haushalte auf sowie nach eigenen Angaben sozial ausgewogene Lösungsansätze. Der Bericht liefert außerdem Zahlen darüber, wie viele Haushalte in Deutschland als besonders betroffen von hohen Heizkosten gelten. Das Öko-Institut hat einen kombinierten Indikator entwickelt, um zu definieren, wer hinsichtlich der Wärmeenergieausgaben als benachteiligt gilt.
Demnach gilt das für etwa 3,1 Mio. von insgesamt etwa 43 Mio. Haushalten in Deutschland. Darunter fallen alle Haushalte, die in einer Wohnung mit einem Energieverbrauch von mehr als 180 kWh/m2 leben, einen hohen Anteil ihrer Gesamtausgaben für Wärme aufwenden und in der unteren Einkommenshälfte angesiedelt sind. Überraschend sei, dass nahezu jeder siebte Haushalt in mittleren Einkommensschichten zu dieser Gruppe gehört.
Kosten für das Wohnen belasten Haushalte unterschiedlich stark
Laut dem Bericht verwenden Haushalte mit niedrigem Einkommen einen signifikant höheren Anteil ihres Einkommens für Wohnkosten und Wärmeenergie im Vergleich zu wohlhabenderen Haushalten. Diese Belastung betrifft sowohl Mietpersonen als auch Eigentümer von Wohnungen und Häusern. Die Herausforderungen in Bezug auf mehr soziale Gerechtigkeit werden besonders deutlich, wenn die Kosten für die Wärmeenergie in Verbindung mit anderen Bestandteilen der Wohnkosten betrachtet wird. Für Mieter setzen sich diese Kosten aus Heizkosten und Kaltmiete zusammen, während für Eigentümer zusätzlich die Kreditbelastungen, die Instandhaltungen und andere laufende Kosten hinzukommen. Im Durchschnitt geben Mieter mit niedrigem Einkommen etwa 32 % ihres Einkommens für Wohnkosten aus, im Vergleich zu etwa 14 % bei Haushalten mit hohem Einkommen. Bei Eigentümern mit geringen Einkommen liegt der Wohnkostenanteil bei 18 %, während er bei Haushalten mit hohem Einkommen nur 13 % beträgt.
Mehr zukunftsfähige Gebäude notwendig
Die Kosten für das Heizen mit Gas und Öl werden in den kommenden Jahren stetig steigen. Dies ist auf den nationalen Brennstoffemissionshandel und das EU-Emissionshandelssystem II zurückzuführen, das fossile Energieträger ab 2027 verteuern wird. Eine Sanierung von Gebäudehüllen und der Wechsel zum Heizen mit erneuerbaren Energien lohnen sich daher umso mehr, je früher sie umgesetzt werden. Besonders attraktiv wird dies mit staatlicher Förderung. Menschen mit geringem oder keinem Einkommen werden bei ihren Energie- und Wohnausgaben durch den Staat unterstützt.
Die Kosten für die Unterkünfte einschließlich der Heizkosten betrugen im Jahr 2023 insgesamt 20,4 Mrd. Euro. Davon entfielen schätzungsweise ein Viertel auf die Wärmeenergiekosten. Wenn diese Unterstützung durch Effizienzsteigerungen bei Gebäuden oder andere Einsparmaßnahmen um 20 % sinken würde, könnten bis zu eine 1 Mrd. Euro anderweitig sinnvoll investiert werden, so die Ergebnisse der Studie, die damit für mehr soziale Gerechtigkeit bei der Gebäude-Energiewende wirbt.
Gebäudeforum klimaneutral
Das Gebäudeforum klimaneutral (www.gebaeudeforum.de) ist die zentrale Anlaufstelle der Deutschen Energie-Agentur (dena) zum klimaneutralen Bauen und Sanieren in Gebäuden und Quartieren. Es richtet sich an die Fachleute aus diesem Bereich.