BVF Symposium 2024 in Weimar

Der BVF lud am 6. und 7. November zum jährlichen Symposium ein. Diskutiert wurden die Herausforderungen im Bereich Flächenheizung und -kühlung unter schwierigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Lösungen finden sich in einem sich über die gesamte Wärmeprozesskette erstreckenden ganzheitlichen Ansatz.

Das BVF Symposium 2024 stand unter dem Motto „Behagliche Wärme mit Verantwortung: Die Zukunft der #Wärmeprozesskette“.
Das BVF Symposium 2024 stand unter dem Motto „Behagliche Wärme mit Verantwortung: Die Zukunft der #Wärmeprozesskette“. – © BVF

Die Verbindung von Kunst und Handwerk bildete den Auftakt zum BVF Symposium 2024, das unter dem Motto „Die Zukunft der #Wärmeprozesskette“ in Weimar stattfand. Der passende Anknüpfungspunkt zwischen Weimar als Veranstaltungsort und den technisch geprägten Themen des Bundesverbands Flächenheizung und Flächenkühlungen e. V. (BFV) bildete die Besichtigung des Bauhaus-Museums am Vortag des Symposiums.

Bei einer Führung wurde der Bauhaus-Gedanke aus der Zeit zwischen 1919 und 1925, in denen neue Formen des miteinander Wohnens entwickelt wurden. „Form follows function“ – „Die Form folgt der Funktion“ führte zu neuen Perspektiven und der Ästhetik eines klar gegliederten Raums. Gerade durch die zu dieser Zeit erfolgte Annäherung und Verbindung von Kunst und Handwerk kam es zu neuen Gedanken und Experimenten. Diese wurden sowohl baustilprägend, als auch verbindend zwischen Architektur und Bauausführung. Ausstellungsstücke, wie eine Küche mit Elektrogeräten, die ein zeitsparendes Kochen ermöglichte, sind dafür nur ein Beispiel aus dieser Zeit.

Einführung in die Wärmeprozesskette

So passend eingestimmt, gehörte der Abend dem Netzwerken, bevor am Folgetag der Vorstandsvorsitzende Ulrich Stahl mit der thematischen Vorgabe „behagliche Wärme ist ein Grundbedürfnis“ das BVF Symposium 2024 eröffnete. Dazu mahnte er an, dass im Sinne dieser Behaglichkeit die ganze Wärmeprozesskette in den Blick genommen werden müsse. Aktuell beschränke man sich leider zu häufig auf die Wärmeerzeuger. Doch die gesamte Wärmeprozesskette umfasst neben der Erzeugung auch die Speicherung und Verteilung. So würden die Raumwärmeabgabesysteme noch zu wenig berücksichtigt und die Vorteile von Flächenheizung und -kühlung mit ihren Vorteilen bei Hygiene und Behaglichkeit nicht ausreichend in den Blick genommen. Auch die Speicherung der Wärme im Baukörper müsse noch intensiver berücksichtigt werden. Hier liegen noch viele Effizienzpotenziale brach.

Potenziale für Flächenheizung und -kühlung

Hans-Arno Kloep, Querschiesser Unternehmensberatung, nahm in seiner folgenden Analyse der wirtschaftlichen Situation kein Blatt vor den Mund. So habe die am Tag zuvor ihrem Ende entgegenstrauchelnde Bundesregierung der drei Ampel-Parteien für massive Verunsicherung gesorgt. Denn bei aller Diskussion um die Wärmepumpe als Heilsbringer werde häufig vergessen, dass deren Effizienz aus der Hydraulik dahinter kommt. Für die Hersteller von Flächenheizungen sieht er das Potenzial über ein Service- und Leistungsportfolio rund um die Wärmepumpe die Aufträge einzufangen, die andere nicht anbieten können oder wollen.

Das Handwerk habe auf die sich veränderte Marktsituation bereits erfolgreich reagiert und seine Montagekapazitäten wieder stärker in den Bereich Sanitär verschoben. Zudem habe sich das Fachhandwerk gut auf neue Themen, wie Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft, eingestellt. Perspektivisch ist aus seiner Sicht eines ganz klar: „In zehn Jahren hängen wir alle an der kühlen Decke und sind gleichzeitig im strombasierten Heizen unterwegs!“ Das spricht für bivalente Systeme zum Heizen und Kühlen. Der hybride Handwerksbetrieb, der sowohl Wasser, als auch Elektro abdecken kann, sei daher der Betrieb der Zukunft.

Das komme wieder den Mitgliedsunternehmen des BVF zugute, die in beiden Bereichen aktiv sind. Wie vielfältig deren Lösungen aussehen können, zeigten dann die Vorstellung mehrerer Referenzprojekte. Von einem Projekt mit Wärmepumpen und Klimadecken in einem Projekt der Wohnungswirtschaft in Eisenhüttenstadt mit 3.200 m2 Wohnfläche, über die Sanierung eines Einfamilienhauses aus dem Jahr 1933 mit Kupferrohren in einem Trockenbau-Deckensystem bis hin zu einer Elektro-Fußbodenheizung mit 82 kWp Photovoltaik in einem Gewerbeobjekt in Schwerin spannten die Referenten einen interessanten Bogen.

Verleihung der BVF Awards: Camila Vargas (GeoClimaDesign AG), Klaus-Jürgen Ehlgen und Christina Ehlgen-Asbach (beide EQtherm), Achim Schnell und Meike Strauch (beide aquatherm) sowie Ulrich Stahl (BVF) (v.l.)
Verleihung der BVF Awards: Camila Vargas (GeoClimaDesign AG), Klaus-Jürgen Ehlgen und Christina Ehlgen-Asbach (beide EQtherm), Achim Schnell und Meike Strauch (beide aquatherm) sowie Ulrich Stahl (BVF) (v.l.) – © BVF

BVF Award 2024

Bei der anschließenden Verleihung des BVF Awards wurde das Black-System von aquatherm für den nachhaltigen Neubau eines Hotels im Schwarzwald mit Flächenheizung und -kühlung ausgezeichnet. Ein weiterer Preisträger ist Blanke Systems für den Umbau einer Scheune hin zu einem Wohngebäude mit 18 Wohneinheiten, bei dem das System EQtherm zum Einsatz kam. Ein weiterer Preisträger ist GeoClimaDesign für die Sanierung eines denkmalgeschützten ehemaligen Bahnhofsgebäudes mit Flächenheizung und -kühlung, die von vier Sole/-Wasser-Wärmepumpen und zehn Erdsonden versorgt wird. Als vierter Preisträger wurde im Anschluss ein sichtlich überraschter Ulrich Stahl als Vorstandsvorsitzender des BVF für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Ein anderer Umgang mit Energie

Einen alternativen Weg zum Umgang mit Energie und Wärme zeigten am Nachmittag Michael Muerköster, Danfoss, mit der Vorstellung des „all electric house“ auf. So könne die Wärmeprozesskette auch so in den Blick genommen werden, dass Photovoltaik, Speicher und elektrische Flächenheizung als GEG-konformer Weg für eine Vollraumheizung begangen werde.

Prof. Dipl.-Ing. Timo Leukefeld stellte dazu gleich mehrere Projekte vor und mahnte zugleich, dass zu 100 % energieautarke Gebäude nicht wirtschaftlich seien. Es bedürfe daher neuer Geschäftsmodelle für Wohnungswirtschaft, Banken und Energieversorger. Er brachte dazu eine Pauschalmiete mit Energieflatrate ins Spiel. Dadurch ergebe sich die Möglichkeit zu einer radikalen Vereinfachung. Zugleich warnte er davor, dass eine aufwendige Anlagentechnik dazu führen könne, dass Wartungs- und Reparaturkosten die eingesparten Energiekosten übersteigen könnten. Er setze daher mit seinen bisher 1.400 umgesetzten Projekten auf einen zu 100 % CO2-steuerfreien Gebäudebetrieb mit einem Autarkiegrad von über 50 %. Die Lösung sieht er dabei in einer Stromdirektheizung in Kombination mit Photovoltaik. Wichtig dabei sei es, Lastspitzen gering zu halten.

Fazit

Ob wassergeführt oder rein elektrisch, es ist wichtig die Argumente für die Wärmeübergabe wieder stärker in den Blick zu nehmen. Letztlich muss sich die gesamte SHK-Branche darum bemühen, die gesamte Wärmeprozesskette in den Blick zu nehmen. Damit lassen sich Wärme- und so auch Energieverluste reduzieren. Dazu ist ein Miteinander ebenso gefragt, wie der Wille, die Herausforderungen der Wärmewende anzunehmen und umzusetzen. In diesem Sinne freut sich die Si-Redaktion bereits auf das nächste BVF Symposium im Jahr 2025.

www.flaechenheizung.de