Eine verstärkte Vorfertigung von Installationsmodulen in Werkstätten und in der Industrie sowie der Einsatz sinnvoller KI-Lösungen können das Bauwesen voran und insbesondere Effizienz- und Qualitätsverbesserungen bringen. Das zeigte die Fachmesse BAU zum Auftakt des Jahres 2025 in München und brachte wichtige Impulse für die Zukunft der Bauwirtschaft.
Als ein Hoffnungsträger in einer bauwirtschaftlich schwierigen Zeit präsentierte sich die Fachmesse BAU (bau-muenchen.com/de/) im Januar. Zwar nahmen die Zahl der Aussteller mit 2.230 (2023: 2.260) und mit gut 180.000 (190.000) Besuchern im Vergleich zur Vorveranstaltung ab. Dennoch hatte man den Eindruck, dass die Messe ein Erfolg war.
„Die Erwartungen für die BAU 2025 waren zu Beginn wegen des konjunkturellen Umfeldes gedämpft. Die Resonanz der BAU bei Ausstellern und Besuchern ist aber eindeutig positiv. Die BAU gibt gerade in dieser Zeit Mut und Zuversicht“, zieht Dr. Reinhard Pfeiffer, Geschäftsführer der Messe München, eine erste Bilanz.
Messe vermittelte dem Bauwesen Zuversicht
Aus Sicht von Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Baugewerbes (ZDB), bestätigt die BAU erneut ihre Rolle als führende Branchenveranstaltung: „Mit den Leitthemen Transformation, Zukunft des Wohnens sowie Ressourcen- und Klimaschutz setzt die BAU 2025 erneut wegweisende Impulse für die Zukunft des Bauens. Sie bleibt die unverzichtbare Plattform, auf der Hersteller, Planer und die Bauwirtschaft gemeinsam den Fortschritt vorantreiben.“
Im Mittelpunkt der BAU 2025 standen die Leitthemen „resilientes, klimagerechtes Bauen“, „Transformation Stadt/Land/Quartier“, „Ressourceneffizienz“, „modular, seriell, produktiv“ sowie „wirtschaftlich Bauen“.
Lösungen für die Vorfertigung
ABB Elektrifizierung und Wieland Electric haben auf der BAU 2025 eine strategische Partnerschaft bekannt gegeben. Ziel der Partnerschaft ist es, modulares und serielles Bauen mit innovativen, vorgefertigten Elektroinstallationssystemen zu revolutionieren. Die Zusammenarbeit vereint die Vorzüge von Wieland Prefab und dem ABB/Busch-Jaeger-Portfolio von Schaltern, Steckdosen, Verteilsystemen, Smarthome-Lösungen sowie Mess- und Schutztechnik, um modulare Bauvorhaben noch effizienter und sicherer zu realisieren. Die Plug-and-Play-Lösung von ABB und Wieland ist für die Just-in-time-Lieferung auf die Baustelle konzipiert. Digitale Planungstools und Vorfertigung können die Installationszeiten auf der Baustelle um bis zu 70 % und die Installationskosten um rund 30 % senken. Gerade hochstandardisierte Projekte wie Mehrfamilienhäuser und Hotels profitieren in hohem Maße von der integrierten Plug-and-Play-Lösung. Bei weniger standardisierten Projekten oder individuellen Einfamilienhäusern können durch den Einsatz dieser Lösung enge Zeitvorgaben eingehalten und Ressourcenengpässe bewältigt werden.
Spannend dürfte damit auch die ISH werden. Denn das Thema Vorfertigung, ob in der Industrie selbst oder in der Werkstatt der Handwerksbetriebe, nimmt Fahrt auf. Die Vorteile liegen in klar strukturierten Prozessen, einer erhöhten Wiederholgenauigkeit bei der Arbeit und nicht zuletzt bei einer einfacheren Qualitätskontrolle. So gelangen nur geprüfte Module auf die Baustelle.
Apropos Module: Hüppe stellte auf der BAU eine neue Produktkategorie im Bereich der Duschplatzgestaltung vor. Aus mehr als nur Glas gefertigt, zeigt sich Hüppe Sphere als Raumgestaltungselement im Bad, das zudem Funktionen wie Licht, Heizung, Möbel, Spiegel und die Einbindung in Smarthome-Systeme bietet.
Digitalisierung über die Prozesskette des Bauens
Um den Bauprozess zu beschleunigen, sind digitale Lösungen unabdingbar. Hierfür braucht es Lösungen die die ganze Prozesskette vom ersten Entwurf, über die Planung sowie die ganze Ausführung hinweg bis zur Inbetriebnahme begleiten. Die Halle C3 war hierfür der richtige Anlaufpunkt. Hier versammelten sich unter dem Motto „powered by digitalBAU“ etwa 200 Anbieter digitaler Lösungen für die gesamte Wertschöpfungskette des Bauwesens. Die dort vorgestellten Technologien und Softwares bilden letztlich die Grundlage zur Steigerung von Effizienz und Nachhaltigkeit in der Bauwirtschaft.
„Aus den Gesprächen mit Messebesuchern geht eine zunehmende Aufmerksamkeit für digitale Lösungen und ein hoher Bedarf in verschiedenen Sektoren der Bauwirtschaft hervor“, wie der Bundesverband Software und Digitalisierung im Bauwesen e. V. (BVBS) in seinem Messefazit schreibt. „Ein übergreifender Einsatz digitaler Lösungen in Planungs- und Bauprozessen ist jedoch mehrheitlich noch nicht erreicht. Umso wichtiger ist es dem BVBS, intensiv über die Notwendigkeit digitaler Methoden aufzuklären, Lösungswege aufzuzeigen und Netzwerke für den fachlichen Austausch bereitzustellen.“
Künstliche Intelligenz optimierte Arbeitsprozesse
Zudem ist „die Digitalisierung im Bauwesen noch nicht präsent genug“, bedauerte auch Yves Padrines, CEO der Nemetschek Group, im Rahmen einer Pressekonferenz. Die Herausforderungen seien vielfältig. So kämen 40 % der weltweiten CO2-relevanten Emissionen aus dem Bausektor, beinahe 42 % Der Gebäude seien am Ende ihres regulären Lebenszyklus. Sie müssen also entweder umfassend saniert oder ersetzt werden. Auch viele der Beschäftigten im Bauwesen stünden mehr oder weniger knapp vor der Rente. Es fehlt der berufliche Nachwuchs.
Um diesem entgegenzuwirken, präsentierte die Nemetschek Group ihre neuesten KI-Entwicklungen, die Innovation, Kreativität und Produktivität fördern. Zu den wichtigsten Highlights gehört die Einführung eines AI Assistant (Artificial Intelligence Assistant), der auf einem KI-Agenten basiert und sowohl in Allplan als auch in Archicad von Graphisoft integriert ist. Der AI Assistant ist ein wichtiger Bestandteil der KI-Strategie der Nemetschek Group. Er optimiert, künftig auch in weiteren Softwarelösungen der Nemetschek-Marken eingebettet, Arbeitsabläufe und fördert die Zusammenarbeit.
Preisverleihung und Branchengespräche
Während der Messe wurden auch zahlreiche Preise verliehen. Unter den nominierten Preisträgern für den vom Bundesverband Altbauerneuerung e.V. (BAKA) verliehenen Preises BAKA Award 2025 ist die Hottgenroth Software AG mit ihrem Produkt Hott-KI, einer KI-basierten Grundriss-Erfassung. Mit der KI-gestützten Software können 2D-Grundrisspläne, ob als Foto oder Scan, automatisch in präzise 3D-Gebäudemodelle umgewandelt werden. Diese Modelle lassen sich nahtlos in der CAD-Anwendung HottCAD weiterbearbeiten, wodurch der gesamte Planungs- und Beratungsprozess erheblich beschleunigt wird.
Dank einer umfangreichen Trainingsdatenbank mit über 20.000 Projekten erkennt Hott-KI Bauelemente wie Wände, Fenster und Türen mit beeindruckender Genauigkeit und ermöglicht eine Zeitersparnis von bis zu 70 %. Angesichts der benötigten Sanierungsrate von 2 % pro Jahr im Gebäudesektor unterstützt Hott-KI den schnellen Übergang zur nachhaltigen Planung. Das Tool legt die Grundlage für präzise Energieeffizienzanalysen und weitere Berechnungen und das sehr zeitsparebd. Mit Hott-KI und HottCAD bietet die Hottgenroth Software AG eine zukunftsweisende Lösung für Energieberater, Planer und Handwerker, die Effizienz und Präzision in ihren Arbeitsabläufen steigert.
Wie stark die OneQrew als Softwarespezialisten mit ihren Marken geworden ist, wurde durch den erstmals in dieser Form einheitlichen Auftritt auf einer Messe deutlich. OneQrew, das im Bereich Handwerkersoftware u. a. mit etablierten Unternehmen wie Blue:Solution, M-Soft, Sykasoft und Taifun aktiv ist, treibt ihre Weiterentwicklung deutlich voran. Bei einem Gespräch erklärte CEO Dominik Hartmann, dass die OneQrew als Gruppe einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht habe. Bei den weiteren Schritten stehe eine evolutionäre Entwicklung im Mittelpunkt, die allen Mitgliedsunternehmen zugutekomme. Deutlich wurde dies am Beispiel von OneQrew ERP als mobiler Lösung, um die sich die anderen Anwendungen der einzelnen Unternehmen der Gruppe gruppieren.
Messefazit
„Die BAU hat erneut bewiesen, dass sie eine wichtige Plattform für die Information und den Austausch mit den Akteuren der Branche ist. Sie bietet uns eine sehr gute Basis, um Kontakte zu Unternehmen auszubauen und unser Netzwerk zu stärken“, zieht Dr. Ines Prokop, Geschäftsführerin des BVBS, ein positives Messefazit.
Die nächste BAU findet von 11. bis 15. Januar 2027 in München statt. Bereits vom 24. bis 26. März 2026 präsentiert die digitalBAU in Köln Lösungen und Produkte aus dem Bereich Bausoftware.