Ausstellung: Das Bad der 70er Jahre

Die Ausstellung „Das Bad der 70er Jahre in Europa, Asien und Südamerika“ in der Hansgrohe Aquademie in Schiltach vergleicht Bäder unterschiedlicher Kontinente und zeigt auf, welche gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen die Badgestaltung beeinflussten.

Die Ausstellung „Das Bad der 70er Jahre in Europa, Asien und Südamerika“ zeigt den Einfluss dieser Zeit auf das Bad – und das Badezimmer als Spiegel und Motor der kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung in diesen Regionen. – © Hansgrohe Aquademie

Roman Passarge, Leiter der Hansgrohe Aquademie, entwickelte die Ausstellung in Zusammenarbeit mit den Architekten Budi Pradono aus Indonesien, Mathias Klotz und Eduardo Ruiz-Risueño aus Chile sowie Jörn Frenzel aus Deutschland. Arkas Förstner, föndesign, ist für die Gestaltung verantwortlich.

Begriffe wie Selbstverwirklichung, Revolution, Freiheit und Feminismus prägen die 70er-Jahre in Europa. Sie beeinflussen alle Bereiche des Lebens wie Arbeit, Erziehung und Sexualität. Auch das Bauen und Wohnen werden von dieser Entwicklung geprägt und in der Einrichtung wird mit Farben, Formen, Materialien und Technik experimentiert. Ein Spiegel dieser Veränderung ist das Bad. In Europa hält beispielsweise das Doppelwaschbecken Einzug und ermöglicht es Mann und Frau oder Eltern und Kindern das Bad gemeinsam zu nutzen. Teppiche auf den bunten Fliesen und der klassische Toilettendeckelbezug machen den Raum wohnlich und zu einem Ort der Kommunikation. Eindrücke aus Film und Fernsehen nehmen Einfluss auf den Alltag und regen an, die Lebensarten anderer Länder zu imitieren. Dazu gehört im modernen deutschen Bad zum Beispiel das Bidet, das in den Siebzigern gerne eingebaut, aber oft nicht genutzt wird.

So wie in Asien der westliche Lebensstil in den 70er-Jahren zunehmend beliebter wird, verändert sich dort auch das Bad. Das zeigt sich unter anderem daran, dass Toiletten mit Spülkästen eingebaut werden. Sie lösen das traditionelle, von Hand nachgespülte Stehklo oder die Hocktoilette ab. Aufgrund der fehlenden Wasseranschlüsse in vielen Teilen des Kontinents wird das westliche WC oft wie eine herkömmliche asiatische Toilette benutzt. Am Beispiel Indonesien zeigt die Ausstellung ein für die Region typisches Badezimmer – das Kamar Mandi –, in dem ein Waschbereich und eine in den Boden eingelassene Hocktoilette charakteristisch sind.

Die Veränderungen in Südamerika zeigt die Ausstellung anhand von Chile auf. Mit einem groß angelegten Projekt will die Militärregierung in den 70er-Jahren die soziale und wirtschaftliche Entwicklung vorantreiben. Dazu gehört, dass die Landbevölkerung kleine Parzellen mit einer Ziegelhütte, Wasseranschluss und einem Bad erhält. In Eigenregie bauen die Chilenen dann das restliche Haus um diesen „Wasserkern“ herum. So wird das Bad zum Symbol für den Aufschwung Chiles in diesen Jahren.

Ein Produkt verändert ein Unternehmen – und das Bad

Die Stilwelt des Bads der 70er-Jahre prägt der Sanitärspezialist Hansgrohe entscheidend mit: Das Unternehmen setzt in dieser Zeit als eines der ersten der Branche nicht mehr nur auf hervorragende Funktionalität, sondern auch auf eine „gute Industrie-Form“. Diesem Meilenstein in der Unternehmens- und Industriegeschichte widmet sich ein weiterer Teil der Ausstellung: Hier verdeutlicht das Beispiel der Hansgrohe Selecta – die erste Handbrause mit verstellbaren Strahlarten, Kunststoff an Griff und Brausekopf – den Siegeszug des Designs im Bad mit neuen Materialien, Formen und Farben.

Multikultureller Blick aus dem Bad

Die am Konzept beteiligten Architekten Mathias Klotz, Eduardo Ruiz-Risueño Abad, beide aus Chile, Budi Pradano aus Indonesien und Jörn Frenzel aus Deutschland richten im Rahmen der Ausstellungseröffnung am 18. Juni einen neuen Blick auf die 70er-Jahre: Sie sprechen mit Roman Passarge, Leiter der Hansgrohe Aquademie, über den Einfluss dieser Zeit auf das Bad und über das Badezimmer als Motor und Spiegel der kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Heimat.

Die Ausstellung „Das Bad der 70er Jahre in Europa, Asien und Südamerika“ ist bis 3. April 2016 in der Hansgrohe Aquademie, Auestraße 9, 77761 Schiltach zu sehen. Eröffnung ist am Donnerstag, 18. Juni 2015, um 18 Uhr.

Weitere Informationen und Veranstaltungshinweise gib es hier.

Erste Eindrücke von der Ausstellung liefert unsere Bildergalerie.