Tipps und Informationen aus dem BVS-Bundesfachbereich Technische Gebäudeausrüstung (TGA) geben die öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen zum Thema Entgraten von metallischen Rohrwerkstoffen. Die Experten machen zudem auf die häufigsten Fehler beim Ablängen von Rohren und deren mögliche Folgen aufmerksam.
Das Entgraten von metallischen Rohrwerkstoffen gehört zur Installation wie das Wasser zum Leben. Dennoch wird selbst in Fachkreisen immer wieder die Frage gestellt, ob das Entgraten tatsächlich notwendig ist. Eine kurze Erklärung, warum der Vorgang zwingend erforderlich ist und welche Auswirkungen es haben kann, wenn hierauf verzichtet wird erklärt Ralf Masuch, BVS-Bundesfachbereichsleiter TGA: „Beim Trennen einer Rohrleitung entsteht ein Grat oder auch Einzug. Beim Rohrschneider entsteht der Grat bzw. Einzug eigentlich nur innen. Durch zu hohen Druck – starker Vorschub mittels Rohrschneider oder abgenutztes Schneidrad – kann das Rohr an der Trennstelle unter Umständen etwas nach außen gepresst werden. Folglich werden die Rohre innen und außen mit einem Entgrater entgratet und dabei auch leicht gefast.“
Zu den häufigsten Fehlern bei Rohrinstallationen gehört auch das falsche Ablängen. Doch die Qualität, Sicherheit und Festigkeit von Rohrverbindungen sind grundsätzlich von entscheidender Bedeutung, was die Lebensdauer einer Rohrinstallation betrifft. Es ist dabei nicht entscheidend, ob eine Verbindung der Rohre durch Schweißen, Löten, Pressen, Klemmen, Stecken oder durch Verschraubungen erfolgt.
Fachgerechte Entgratung:
A – Ablängung mittels Rohrabschneider mit
Einzug und ohne Entgratung
B- Ablängung mittels Rohrabschneider mit
Einzug und nicht fachgerechter Entgratung
C – Fachgerechte Ausführung
Bei Trinkwasserinstallationen ist eine Dichtheitsprüfung mit Luft nur mit ölfreier Luft oder Inertgas nach DIN EN 806-4 zulässig, ergänzt wird diese Norm durch die VDI/DVGW 6023 und dem ZVSHK Merkblatt „Dichtheitspru¨fungen von Trinkwasser-Installationen mit Druckluft, Inertgas oder Wasser“.
Häufig entstehen bei dem nicht fachgerechten Ablängen schräge Schnittkanten (z. B. Bügelsäge, Flex), ein starker Einzug des Rohres zur Innenseite sowie eine Verformung des Rohrendes (Rohrabschneider).
Abgebildetes Material: C-Stahl.
„Am häufigsten vorzufinden sind folgende Bearbeitungsfehler: unsaubere Schnittkanten, unzureichende Entgratung und sogenannte „Einzüge“ zur Rohrinnenseite. Gerade bei C-Stahl Rohren, Kupferrohren sowie Edelstahlrohren ist dieser „Einzug“ oftmals sehr stark ausgeprägt und stellt ein erhebliches Risiko für die langfristige Dichtheit einer Verbindung dar“, erklärt Sachverständiger Ralf Masuch. „Dieser Einzug und die immer wieder vom Installateur vernachlässigte Entgratung können die Installation, auch im Hinblick auf die Standzeit, erheblich beeinträchtigen.“
Abgebildet: Edelstahlrohr: nicht fachgerecht ausgeführte Entgratung.
Kupferrohr – Trinkwasserhygiene:
1 – nicht fachgerecht ausgeführte Entgratung
2 – Kupferrohr nicht mehr für den Einsatz in einer Trinkwasserinstallation geeignet
Trinkwasserhygiene: Richtig
Leitungen, Passstücke sowie Form- und Verbindungsstücke zur Zwischenlagerung oder für den Transport zur Baustelle entweder mit Stopfen versehen oder in verschließbaren Beuteln verpacken.
„Einzüge und unzureichende Entgratungen können Verwirbelungen im Rohrinneren entstehen lassen, zu Druckverlusten führen und Fließgeräusche erzeugen“, betont der TGA-Bundesfachbereichsleiter.
Einzug (Verformung) durch Verwendung eines Rohrabschneiders: hier Kupferrohr.
200-fache Vergrößerung Kupfer
Punkt 3: Entgratung nicht fachgerecht
Punkt 4: Korrosionsschäden im Bereich der Schnittkante
Ablagerungen können in diesem Bereich Korrosionsschäden hervorrufen, da die Bildung einer Passivschicht beeinträchtigt wird.