Die Sache mit dem Nachwuchs – „Warme Worte“ mit Bruno Friedmann

Das Thema Nachwuchs treibt unsere Branche nach wie vor um – und wird das wohl auch noch eine Weile tun. Dabei ist das Problem nicht, dass wir keinen jungen Nachschub bekommen würden.

Bruno Friedmann
Bruno Friedmann – © Bruno Friedmann

Ich bin seit ungefähr 30 Jahren in meiner Firma. In dieser Zeit haben wir gut 40 Azubis auf der Baustelle ausgebildet. Geblieben sind uns davon gerade einmal ein Meister und ein Techniker, der Rest ist in die Industrie oder in den Kundendienst gegangen, meistens direkt nach der Ausbildung. Einige haben gleich im Anschluss ihren Meister gemacht, was ja keine schlechte Idee ist, oder sind komplett aus der Branche ausgestiegen. Dass man nach der Schule aber erst mal ein paar Jahre auf der Baustelle arbeitet, wie das in meiner Zeit der Fall war, das scheint es nicht mehr wirklich zu geben.

Kurz gesagt: Es gibt zu wenig Gesellen. Was genau dafür die Gründe sind, da will ich mich gar nicht genau festlegen. Die Baustelle hat natürlich ihre ganz eigenen Herausforderungen: kalte Winter, heiße Sommer und so weiter … Dazu kommt, dass die Jungen heutzutage eine fast schon lähmende Auswahl haben. Genug Arbeit gibt es schließlich überall, und dementsprechend aggressiv gehen manche Firmen auf der Suche nach neuen Mitarbeitern vor. An jeder Ecke gibt es die Möglichkeit, abgeworben zu werden. Wenn du heute auf eine Schulung gehst, musst du fast schon Angst haben, deine Jungs und Mädels kommen nicht mehr zurück. Für langjährige Mitarbeiter ist das natürlich seltsam zu beobachten. Auch in meinem Umfeld gibt es einige, die ihrem Job seit 20 Jahren oder mehr treu geblieben sind.

Dementsprechend sind jetzt die Firmen selbst gefragt, neue Anreize zu schaffen. Am Wochenende oder an Feiertagen einen Anruf zu bekommen und ausrücken zu müssen, weil man nun mal Notdienst hat – das ist für viele heute einfach nicht mehr so selbstverständlich, wie ich es damals noch empfunden habe.

Und selbst wenn sich morgen alle dafür entscheiden würden, das SHK-Handwerk zu lernen, könnten die Schulen diesen Ansturm gar nicht stemmen, weil ihnen die Lehrer fehlen. Es gibt also noch einiges zu tun. Trotzdem gebe ich meinen Optimismus nicht auf. Probleme zu lösen liegt in der Natur unserer Branche, das werden wir auch hier schaffen, wenn auch nicht von heute auf morgen.

Euer Bruno

Zum Autor

Bruno Friedmann ist Kundendiensttechniker bei der Gross Energietechnik GmbH mit 30 Jahren Berufserfahrung. Unter seinem Alias @nample postet er regelmäßig auf den Social-Media-Plattformen Instagram und TikTok. Für die Si verfasst er Beiträge zu aktuellen, relevanten Themen mit einem Blickwinkel mitten aus der Branche.