Gebäudearmaturen trotzen schwierigen Zeiten am Bau    

Überblick zum Report: der Auftragsstau wird abgebaut, das Auslandsgeschäft wird zum Wachstumsmotor, der Ausblick im Deutschen Wohnungsbau ist nach wie vor trüb. In der Grafik die Top 10-Absatzländer im Vergleich. – © VDMA

Die deutsche Gebäudearmaturenindustrie hat im ersten Halbjahr 2022 ihren Erfolgskurs zunächst fortgesetzt. Insgesamt verzeichneten die Hersteller ein Umsatzplus von 9 %. In Deutschland stieg der Umsatz nach einem guten Vorjahr um 4 %. Im Ausland kletterten die Umsätze sogar um kräftige 15 %.

„Anfang des Jahres lief die Baukonjunktur noch rund und profitierte von günstigen Witterungsbedingungen. Mittlerweile sind aber Folgen des Ukraine-Krieges immer stärker spürbar“, beurteilt Wolfgang Burchard, Geschäftsführer des VDMA Armaturen, die aktuelle Lage. „Noch befinden sich allerdings zahlreiche Projekte in der Umsetzungsphase, die aufgrund von Material- und Logistikengpässen nur sukzessive Realität werden. Ein Teil der Umsatzzuwächse in diesem Jahr ist daher dem Auftragsstau aus 2021 geschuldet“, erläutert Burchard.

Sanitär zieht an Heizung vorbei

Anders als in den Vorjahren konnten Sanitärarmaturen im ersten Halbjahr das stärkste Wachstum verbuchen. Das war jedoch allein dem kräftigen Auslandsgeschäft (plus 20 %) zu verdanken. Im Inland stieg der Umsatz nur um 1 %, so dass die Sparte insgesamt auf ein Plus von 10 % kam. Bei den Heizungsarmaturen zog dagegen das Inlandsgeschäft mit plus 12 % nochmals stark an. Im Ausland lief das Geschäft etwas schwächer, so dass der Gesamtumsatz um 9 % zunahm. Bei Technischen Gebäudearmaturen stiegen Inlands- und Auslandsumsätze etwa gleichstark. Insgesamt wurde ein Umsatzplus von 5 % erzielt.

Export wächst trotz Gegenwind

Das Exportgeschäft, das sich im vergangenen Jahr rasch vom Rückgang im Jahr 2020 erholt hatte, konnte im ersten Halbjahr 2022 weiter zulegen. Der Export deutscher Gebäudearmaturen stieg um 8,7 % auf insgesamt 1,9 Milliarden Euro. Die Liste der Top 10-Absatzländer wurde – anders als in den Vorjahren – von China angeführt. Trotz der Lockdowns im Land und der zunehmend trüberen Perspektiven für die Bauwirtschaft in der Volksrepublik kletterten die deutschen Exporte nach China um 41,6 % auf 220,8 Millionen Euro. Frankreich fiel infolge eines Rückgangs der deutschen Lieferungen um 8,5 % auf 191,2 Millionen Euro auf Platz zwei zurück. Auf Rang drei platzierten sich erneut die USA. Die Exporte in die USA nahmen um 8,5 % auf 177,4 Millionen Euro zu. Konkrete Auswirkungen des Krieges in der Ukraine waren vor allem im Geschäft mit Polen zur spüren. Die Exporte in das Nachbarland ließen um 13,2 % nach und erreichten damit 91,7 Millionen Euro.

Europas Baukonjunktur bleibt auf Wachstumspfad

Auch wenn sich Europas Baukonjunktur vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges abkühlt, so bleibt sie doch bis auf Weiteres auf Expansionskurs. Nach der aktuellen Prognose des Forschungs- und Beratungsnetzwerks Euroconstruct wird der Wohnungsbau in Europa in diesem Jahr real um 2,2 % wachsen. In den kommenden Jahren ist jedoch mit einer weiteren Abschwächung zu rechnen. 

Der Bedarf an Wohnraum ist in Deutschland und Europa nach wie vor hoch. In Deutschland sowie in einigen Nachbarländern erschweren der Baubranche jedoch neben Lieferengpässen vor allem Preissteigerungen bei Baumaterial das Geschäft. Außerdem macht sich der Mangel an qualifizierten Fachkräften im Handwerk bemerkbar. Viele Privatverbraucher sind verunsichert und müssen angesichts steigender Zinsen neu kalkulieren. Infolgedessen waren die Baugenehmigungen zuletzt rückläufig. Dennoch steht der deutsche Wohnungsbau derzeit vor einem Bauüberhang von rund 700.000 Einheiten.

Grundsätzlich sind die deutschen Hersteller von Gebäudearmaturen auch im internationalen Wettbewerb bei den Trend-Themen Hygiene, Nachhaltigkeit und Digitalisierung gut aufgestellt. „Der VDMA-Armaturen rechnet vor diesem Hintergrund nur mit einer leichten Abschwächung des Wachstums im laufenden Jahr. Insgesamt bleiben wir für die Gebäudearmaturenindustrie bei unserer Umsatzprognose von 6 %. Im kommenden Jahr könnte es jedoch eine Wachstumsdelle geben“, fasst Wolfgang Burchard zusammen.

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