Heizungsindustrie: Rekordabsatz in turbulentem Marktumfeld

Der BDH hat die Absatzzahlen 2023 für den deutschen Markt vorgelegt. Mit über 1,3 Mio. abgesetzten Wärmeerzeugern und einem Wachstum von 34 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum blickt die Heizungsindustrie 2023 auf ein Rekordjahr zurück. Doch der Markt ist von Vorzieh- und Sondereffekten gekennzeichnet.

Marktentwicklung Wärmeerzeuger in Deutschland 2014-2023
Marktentwicklung Wärmeerzeuger in Deutschland 2014-2023 – © Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH)

Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) vermeldet ein Rekordergebnis für 2023 mit 1,3 Mio. abgesetzten Wärmeerzeugern und einem Wachstum von 34 % gegenüber dem Vorjahr. Einen Absatz in ähnlicher Größenordnung erzielten die Hersteller zuletzt in den 1990er Jahren. Damals floss die heiztechnische Modernisierung der neuen Bundesländer in die Bilanz ein.

Allerdings ist das Rekordergebnis 2023 von Vorzieh- und Sondereffekten gekennzeichnet. In der ersten Jahreshälfte verzeichneten die Hersteller einen anhaltenden Nachfrageboom bei Wärmepumpen. Ein Grund hierfür war unter anderem der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. Dazu kam die Sorge der Verbraucher vor einer möglichen Gasmangellage noch aus dem Jahr 2022. In der zweiten Jahreshälfte sorgte die Debatte um die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und die künftige Förderkulisse für eine gesteigerte Nachfrage bei der Modernisierung von Öl- und Gasheizungen. Dagegen entwickelte sich der Absatz von Wärmepumpen rückläufig.

Heizungskomponenten profitieren nicht vom Boom

Der deutsche Heizungsmarkt 2023 sortiert nach Technologien.
Der deutsche Heizungsmarkt 2023 sortiert nach Technologien. – © Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH)

Im Gegensatz zu den Wärmeerzeugern profitierten heiztechnische Systemkomponenten wie Heizkörper, Fußbodenheizungen oder Lüftungssysteme nicht vom Boom. Ursächlich hierfür ist in erster Linie die eingebrochene Neubautätigkeit. Deshalb fordert der BDH die Bundesregierung in diesem Zusammenhang auf, die im Rahmen der Haushaltskonsolidierung gestrichenen Maßnahmen aus dem Baugipfel doch noch umzusetzen. Ursprünglich hatte die Regierung eine Verdopplung der Grundförderung für Effizienzmaßnahmen beschlossen. Dies wurde allerdings im Rahmen der Haushaltskonsolidierung zurückgenommen.

Weiterhin fordert der BDH, dass die Marktentwicklung und die Akzeptanz der neuen Förderbedingungen seitens der Verbraucher jetzt engmaschig von der Politik beobachtet werden müssen. Sollten demnach einzelne Förderbausteine wie z. B. der Einkommensbonus nicht die erwartete Nachfrage erfahren, sollte die Bundesregierung in Abstimmung mit der Branche nachsteuern.

Politik muss verspieltes Vertrauen zurückgewinnen

Trotz der derzeit nach wie vor hohen Verunsicherung im Markt und den eher verhaltenen Erwartungen der Hersteller für das erste Halbjahr 2024 blickt die Industrie nach vorne.

„Mit Inkrafttreten des GEG und der neuen Förderrichtlinie besteht jetzt endlich Planungssicherheit für alle Marktteilnehmer und vor allem für die Verbraucherinnen und Verbraucher. Damit ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sich mit der Heizungsmodernisierung zu beschäftigen und die Wärmewende in den eigenen vier Wänden anzugehen“, betont BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt.

Branche fordert Kommunikationsoffensive von Politik

Ermittelte CO2-Einsparung durch Heizungsmodernisierungen 2023 in Deutschland.
Ermittelte CO2-Einsparung durch Heizungsmodernisierungen 2023 in Deutschland. – © Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH)

Vor diesem Hintergrund fordert der BDH gemeinsam mit dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) die Politik auf, eine Informationsoffensive zu starten. Nach Auffassung der Verbände muss jetzt auch insbesondere die Politik über die heiztechnischen Lösungen und die neue Förderung informieren.

Die Wärmewende ist Teamarbeit. Industrie und Fachhandwerk haben ihre Hausaufgaben gemacht und im vergangenen Jahr eindrucksvoll ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Nun muss auch die Politik liefern. Aus Paragrafen müssen jetzt eingebaute Heizungen werden“, fordert Staudt.

Dabei weist der BDH darauf hin, dass im Rahmen einer solchen Informationskampagne alle im Gebäudeenergiegesetz berücksichtigten heiztechnischen Lösungen gleichberechtigt behandelt werden müssen. Nach Auffassung des Verbandes braucht es mit Blick auf die individuellen Voraussetzungen der Verbraucher einen breiten technischen Lösungskanon, um die Wärmewende zum Erfolg zu führen und signifikante Mengen an CO2 einzusparen.

Das belegen auch neueste Zahlen, die das ITG Dresden im Auftrag des BDH vorgelegt hat. Demnach wurden im Jahr 2023 durch die Modernisierungstätigkeit rund 3 Mio. t CO2 pro Jahr eingespart. Für die Ermittlung dieser Werte wurde die Berechnung anhand der THG-Faktoren nach Klimaschutzgesetz berücksichtigt. Damit leistet die Heizungsmodernisierung über alle Technologien hinweg den größten Anteil bei der CO2-Reduktion im Gebäudesektor.

www.bdh-industrie.de