Lohrheidestadion bekommt Erdwärmepumpen

Bei der Modernisierung des Lohrheidestadions in Wattenscheid setzt die Stadt Bochum auf oberflächennahe Geothermie mit Erdwärmepumpen. Der 1. Meilenstein: Seit Anfang Februar 2023 finden die Bohrungen für ein Erdwärme-Sondenfeld mit einer Bohrtiefe von 150 m statt.

Vertreter der Stadt Bochum und vom Fraunhofer Institut vor Bohrgerät für Tiefenbohrung Erdsonden.
Die Bohrungen für die Erdsonden für die Großwärmepumpen im zukünftigen Sportpark Lohheide haben im Februar 2023 begonnen. Auf der Baustelle die Vertreter der Stadt Bochum vom Fraunhofer IGE: Sportdezernent Dietmar Dieckmann, Elke Temme, Geschäftsführerin der Stadtwerke Bochum und Leonhard Thien, Fraunhofer IEG (v. l.). – © Fraunhofer IEG/Michael Großler

Das Fraunhofer IEG Fraunhofer Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie ­ hat die Anlage mit insgesamt 38 Erdwärmesonden und zwei Wärmepumpen geplant. Ab 2025 werden Sole/-Wasser-Wärmepumpen das Lohrheidestadion mit Wärme und Kälte versorgen. Im Sommer 2023 wurde mit mit dem Umbau des für Fußball (SG Wattenscheid 09) und Leichtathletik genutzten Stadions zur Katgeorie 1A für ca. 17.000 Zuschauer begonnen, der 31 Mio Euro kosten soll.

Erdwärmepumpen für modernes Stadion

Im Winter entziehen die Sonden dem Boden die Erdwärme, im Sommer führen sie dem Boden die Wärme wieder zu, was den Prozess besonders effizient macht. Die zwei Wärmepumpen stellen insgesamt etwa 230 kW Wärmeleistung und etwa 190 kW Kälteleistung zur Verfügung. Ein Teil des für den Betrieb der Wärmepumpen notwendigen Stroms erzeugt eine 40 kWp Photovoltaik-Anlage auf dem Tribünendach des Stadions.

JAZ 4 angestrebt

Der Energiebedarf des Lohrheidestadiums ist mit rund 280 MWh/Jahr für die Wärme und rund 180 MWh/Jahr für die Kühlung angesetzt. Die Jahresarbeitszahl (JAZ) soll bei einem Wert von 4 liegen. Die Heizanlage gewinnt somit aus einer kWh Strom 4 kWh Wärme aus der Umwelt. Die führt zu einer deutlich verbesserten CO2-Bilanz gegenüber der bisherigen konventionellen Energieversorgung.

Oberflächennahe Geothermie

„Die Wärme- und Kälteanlagen des Lohrheidestadions zeigen auf, welch wertvollen Beitrag die oberflächennahe Geothermie gerade im Ruhrgebiet leisten kann“, sagt Rolf Bracke, Institutsleiter Fraunhofer IEG. „Bergbau, Industrie und Krieg haben ihre Spuren im Untergrund der Region hinterlassen. Wir freuen uns sehr, dass die Stadt und die Stadtwerke Bochum mit uns gemeinsam diese Herausforderung angenommen und die nachhaltige Wärme- und Kälteversorgung auf beispielhafte Art an prominenter Stelle umgesetzt haben.“

Enger Zeitplan wegen Olympia

Die Bohrarbeiten bei diesem Großprojekt müssen sich in die Abläufe der Großbaustelle einfügen. Die gesamten Arbeiten am Sondenfeld müssen in spätestens 8 Wochen abgeschlossen sein. Denn das Sondenfeld liegt unter dem Werferplatz, einem wichtigen Teil des Olympiastützpunktes Westfalen/Bochum. Hier bereiten sich Athletinnen und Athleten auf die in diesem Jahr stattfindenden Olympischen Sommerspiele in Paris vor.

Nachhaltigkeitskonzept mit Erdwärmepumpen

Die geothermischen Anlage ist Teil des Nachhaltigkeitskonzepts der Stadt Bochum für ihren zukünftigen Sportpark Lohrheide. Dieses sieht auch die Begrünung der vorhandenen Dächer, den Einsatz von Photovoltaik auf den neuen Dächern, die Speicherung von Regenwasser nach dem Schwammstadt-Prinzip sowie das Angebot von vier Ladepunkten für Elektrofahrzeuge an den Besucherparkplätzen vor. Die Stadtwerke Bochum sind für das Umsetzen des Energiekonzeptes verantwortlich, als Partner haben sie sich die Fraunhofer IEG an Bord geholt.

Grafik Planungs- und Entwicklungskonzept des Lohrheidestadions Bochum-Wattenscheid.
Das nachhaltige Planungs- und Entwicklungskonzept des Lohrheidestadions Bochum-Wattenscheid. Dazu gehört eine Erdwärmepumpen-Anlage zum Heizen und Kühlen. – © Hellmich Unternehmensgruppe/HPP Architekten

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