Milliardenhilfe zur Fernwärme-Solarisierung 

Ab September 2022 erhalten Energieversorger, Stadtwerke und Kommunen Fördermittel von insgesamt 3 Mrd. Euro zum klimafreundlichen Um- und Ausbau der Nah- und Fernwärmenetze. Der Bundesverband Solarwirtschaft sieht darin den Startschuss zur Solarisierung der deutschen Fernwärmenetze.

Ludwigsburg: Eine der größten Freiflächen-Solarthermieanlagen in Deutschland – © GreenOneTEC Solarindustrie GmbH

In der für September 2022 angekündigten neuen Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) sieht die Solarwirtschaft einen lang ersehnten „Startschuss zur Solarisierung von Deutschlands Fernwärmenetzen“. Nach Einschätzung des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) ermöglicht das neue Förderangebot der Bundesregierung vielen Stadtwerken und Kommunen, solarthermische Heizkraftwerke künftig zu einem ausgesprochen günstigen Preis-/Leistungsverhältnis zu errichten und damit künftig einen relevanten Anteil ihres Wärmebedarfs klimafreundlich zu sichern. Der Branchenverband rechnet vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise mit einer sehr starken Nachfrage nach dem zuvor von der Branche seit Jahren politisch eingeforderten Förderangebot. Insgesamt umfasst der Fördertopf nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck 3 Mrd. bis 2026. Das Programm soll danach weitergeführt werden.

BSW erwartet Nachfrage-Boom

„Solarwärme aus solarthermischen Kollektorfeldern kann in Deutschland nun bereits für unter 0,05 Euro/kWh geerntet und in lokale Nah- und Fernwärmenetze eingespeist werden. Dies wird viele Stadtwerke und Kommunen hinter dem Ofen hervorlocken und zu einer positiven Neubewertung der Solarthermie führen“, zeigt sich Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW, zuversichtlich. 3.000 politische und unternehmerische Entscheider hat der Bundesverband jüngst angeschrieben und auf die gewaltigen ungenutzten Solarwärmepotenziale und das neue Förderangebot hingewiesen. 

„In den kommenden zehn Jahren wollen wir mit Hilfe von großen Solarkraftwerken und einer Vielzahl kleiner Solardächer rund 10 % des heimischen Raumwärmebedarfs decken“, beziffert Körnig die mittelfristigen Branchenziele. Um dieses Ziel zu erreichen, bedürfe es weiterer flankierender Maßnahmen seitens der Bundesregierung. Dazu zähle eine jährlich aufwachsende, verbindliche Quote zur Nutzung Erneuerbarer Energien im Bereich der Fernwärme sowie die Initiierung von Maßnahmen zur beschleunigten Standorterschließung wie der Privilegierung nach § 35 Baugesetzbuch. Am Rande der Besichtigung eines Solar-Heizkraftwerks in Potsdam auf Einladung des BSW äußerte Bundesbauministerin Klara Geywitz am 21. Juli die Absicht, diese Maßnahme prüfen zu wollen. Noch liegt der Anteil solarer Heizkraftwerke an der Fernwärmeproduktion im Promillebereich.

Solare Heizkraftwerke zur Fernwärmeerzeugung  

Rund 50 solare Heizkraftwerke zur Nah- und Fernwärmeversorgung der Megawattklasse sind nach BSW-Angaben in Deutschland bereits in Betrieb. 50 weitere Solarkraftwerke befinden sich in Planung oder im Bau. Vor dem Hintergrund explodierender Gaspreise ist das Interesse an Solarthermie-Parks bei Energieversorgern und Stadtwerken nach BSW-Angaben zuletzt deutlich gestiegen. Die jetzt angekündigte BEW wird es Kommunen, Stadtwerken und Energieversorgern deutlich erleichtern, Solarwärme zu nutzen. Die BEW sieht neben einem Investitionszuschuss in Höhe von 40 % einen Betriebskostenzuschuss für eine Laufzeit von zehn Jahren vor. Die Lebensdauer solarthermischer Kraftwerke beträgt nach Branchenangaben rund 25 bis 30 Jahre. 

Als Hilfestellung für kommunale Entscheider hat der Branchenverband eine Info-Broschüre herausgegeben, die anhand von fünf der rund 50 bereits realisierten Fernwärme-Solarkraftwerke veranschaulicht, welche konkreten Wärmeerträge und CO2-Einsparungen bereits jetzt erzielt werden konnten. Die Broschüre vermittelt Kontakte zu deren Machern und unabhängigen Beratungseinrichtungen (online unter https://bsw.li/3LS519E). 

Heute bereits weitaus verbreiteter als in großen Solarkraftwerken sind solarthermische Kollektoren auf den Dächern privater Immobilien. Bereits über 2,5 Mio. Haushalte nutzen nach BSW-Angaben in Deutschland Solarwärme zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung. Die Nachfrage war zuletzt sprunghaft gestiegen. Nach einer Anfang Mai im BSW-Auftrag durchgeführten YouGov-Repräsentativbefragung unter Immobilienbesitzern plant jeder Zehnte in den kommenden zwölf Monaten die Installation einer Solarheizung. Diese Investition wird über das Bundesamt für Wirtschaft (BAFA) ebenfalls gefördert. Auf Basis der Bundesförderung für effiziente Gebäude beträgt der Fördersatz hier künftig 25 bis 40 %.

www.solarwirtschaft.de