Planungstipps für das Komfortbad

Längst hat sich das Badezimmer von der rein funktionalen Nasszelle zum modernen Komfortbad gewandelt. Sowohl bei Neubau als auch bei der Sanierung wünschen sich Auftraggeber Sanitärräume, die sich an verändernde Lebensbedürfnisse anpassen und zum Wohlfühlen einladen.

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Angesichts des demografischen Wandels liegen Konzepte für das barrierefreie Komfortbad im Trend. In Deutschland sind aktuell jedoch nur rund 500.000 Wohnungen barrierefrei ausgestattet. Im Jahr 2020 werden jedoch fast 2,5 Millionen dieser Wohnungen benötigt, wie das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) mitteilt. Der Bedarf an Badumbauten ist groß, denn nicht nur ältere Menschen und Gehandicapte, auch Familien mit Kindern und junge Paare genießen den Komfort, den bodenbündige Duschen, unterfahrbare Waschtische, Haltegriffe, rutschhemmende Bodenfliesen oder ein bequemer Wanneneinstieg bieten. Komfortbäder sind generationentauglich – im Rahmen einer Sanierung gönnen sich viele Immobilienbesitzer im Bad zusätzlichen Luxus und statten es mit Hightech-Funktionen aus. Das belegt eine Studie zu den aktuellen Badezimmertrends von Houzz. Zu einem stimmigen Konzept gehört jedoch eine ganzheitliche Planung, die bei der Beratung und Kommunikation mit dem Kunden beginnt, dessen konkrete Lebenssituation und Wohnbedürfnisse berücksichtigt und die dazu passenden Produktlösungen beinhaltet.

Bei der Komfortbad-Planung an morgen denken

Durchschnittlich wird ein Bad hierzulande zirka alle 20 Jahre saniert. Angesichts derart langer Nutzungszyklen sollten Badberater im Gespräch immer auch die zukünftigen Bedürfnisse ihrer Kunden mitbedenken. Denn auch wenn heute Optik und Komfort im Vordergrund stehen, sind im Alter die Themen Sicherheit und Barrierefreiheit das Maß der Dinge. Wer beispielsweise in jungen Jahren auf den Luxus einer Badewanne nicht verzichten, diese aber im Alter zur begehbaren Dusche umbauen möchte, sollte von Beginn an entsprechende Installationen einplanen, um den späteren Austausch zu ermöglichen. Auch die Vorkehrungen für Stützgriffe, Handläufe oder elektrische Haltegriffe können bereits installiert, aber zunächst hinter Putz und Fliesen versteckt werden.

Initiative für Barrierefreiheit

Die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) hat 2013 die Aktion „Barrierefreies Bad“ ins Leben gerufen und gibt konkrete Planungstipps. Drei Beispiele sollen zeigen, wie das „Bad fürs ganze Leben“ aussehen kann. Gemein ist ihnen eine klare Raumaufteilung und ausreichend Bewegungsfläche vor Waschtisch, WC und Co. Dazu kommt ein stabiles Vorwandsystem, das auch den Hebelkräften nachträglich installierter Haltegriffe trotzt.

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Planungsgrundlage: die DIN-Norm 18040

Die DIN 1840 Teil 2 (zuvor DIN 18025 Teil 2) schreibt die Anforderungen für barrierefreies Bauen und Wohnen fest. Hierin sind sämtliche Bewegungsflächen definiert, die in den obigen Badplanungsskizzen berücksichtigt sind. Im Detail sind dies folgende Punkte:

• 120 cm x 120 cm vor Einrichtungen im Sanitärraum

• 120 cm x 120 cm im schwellenlos begehbaren Duschbereich

• die Bewegungsflächen vor Einrichtungen im Sanitärraum müssen mindestens 150 cm breit und 150 cm tief sein

• Bewegungsflächen dürfen sich überlagern

• Bewegungsflächen dürfen nicht in ihrer Funktion eingeschränkt sein, z. B. durch Rohrleitungen, Mauervorsprünge, Heizkörper und Handläufe

• die Tür darf nicht in den Sanitärraum schlagen

• Türen müssen eine lichte Breite von mindestens 80 cm und sollten eine lichte Höhe von 210 cm haben

• untere Türanschläge und -schwellen sind grundsätzlich zu vermeiden; soweit sie technisch unbedingt erforderlich sind, dürfen sie nicht höher als 2 cm sein

• der Türdrücker ist in 85 cm Höhe anzubringen

• die Tür des Sanitärraumes muss abschließbar und im Notfall von außen zu entriegeln sein (im Bedarfsfall sollten Türen mit Schließhilfe ausgestattet werden können)

• unter dem Waschtisch muss Beinfreiraum vorhanden sein; ein Unterputz oder Flachaufputz-Siphon ist vorzusehen

• der Sanitärraum (Bad, WC) ist mit einem stufenlos begehbaren Duschplatz auszustatten

• das nachträgliche Aufstellen einer Badewanne im Bereich des Duschplatzes sollte möglich sein

• Bedienvorrichtungen dürfen nicht versenkt und scharfkantig sein

Förderung

Staat, Bundesländer und Kommunen fördern den Bau und die Sanierung barrierefreier Bäder mit zinslosen oder –günstigen Darlehen, Baukostenzuschüssen oder Aufwendungshilfen. Die Förderbank KfW unterstützt beispielsweise mit dem Programm 455 „Altersgerecht Umbauen“ alle Renovierungsmaßnahmen, die die Barrierefreiheit verbessern. Der Zuschuss beträgt 8 % der förderfähigen Kosten bis maximal 4.000 Euro. Eine Alternative bietet das KfW Programm 159, das einen zinsgünstigen Kredit bis zu einer Höhe von maximal 50.000 Euro pro Wohneinheit gewährt (Stand 2016). Um die Baukosten zu finanzieren, bieten Banken, Bausparkassen und Versicherer zudem Immobilienkredite mit Riester-Förderung an. Diese Finanzspritzen erleichtert die Investition vieler Bauherren und Sanierer in ein barrierefreies Komfortbad.

Produkte für mehr Komfort im Bad: die barrierefreie Dusche

Welche Sanitärelemente gehören zum barrierefreien Komfortbad dazu? Allen voran steht eine bodengleiche Dusche. Duschtassen oder individuell geflieste Bodenflächen machen Stolperfallen den Garaus und bieten Komfort und Sicherheit sowohl für Kinder als auch Senioren. Der Eingang sollte mindestens 80 cm, besser jedoch 90 cm breit sein. Laut den Richtlinien für barrierefreies Bauen gilt für den Duschbereich eine Fläche von 150 cm x 150 cm. Der Ablauf sollte in kurzer Zeit möglichst viel Wasser aufnehmen können. Ein gleichmäßiges und ausreichendes Bodengefälle ist wegen der flachen Duschplatte wichtig. Beim Einsatz einer Duschwanne bzw. -fläche garantiert eine Antirutschbeschichtung mit der Rutschfestigkeitsklasse R9 die nötige Standsicherheit und reduziert die Gefahr von Unfällen. Das gleiche gilt für Duschklappsitz, -hocker und Haltegriffe.

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Waschtische mit Langzeit-Effekt

Nicht nur im Alter ist das Sitzen am Waschtisch komfortabel. Unterfahrbare Waschtische bieten genügend Raum für Rollstühle und Sitzgelegenheiten. Dazu zählen Konsolenanlagen sowie flache Waschtische oder -becken. Bei einigen Modellen hat der Siphon nur eine geringe Höhe oder liegt sogar ganz unter Putz. Varianten mit einer Einbuchtung an der Vorderseite ermöglichen eine besonders bequeme Nutzung. An einem Randbereich bietet zusätzliche Sicherheit, denn man kann sich gut an ihm festhalten und darauf abstützen. Das macht eine solide Aufhängung bzw. -stellung unumgänglich. Abgerundete Kanten verringern zudem die Verletzungsgefahr.

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Beleuchtungskonzept für das Komfortbad

Die Lichtempfindlichkeit Menschen unterscheiden sich je nach Alter. Fachleute empfehlen für Senioren eine doppelt so hohe Beleuchtungsstärke wir für junge Menschen. Bei der Lichtplanung im Bad sollte darauf geachtet werden, dass sich das Raumlicht am besten durch einen Dimmer anpassen lässt. Um eine geleichmäßige Raumausleuchtung ohne Kontraste zu gewährleisten, sollte das Licht aus mehreren Quellen stammen. Neben Halogenspots an der Decke für die Allgemeinbeleuchtung ist es daher ratsam weitere Lichtsysteme in Form von indirektem Licht oder Wandleuchten zu installieren. Der Einsatz von LEDs und die optimale Nutzung von Tageslicht sollten bei der Lichtplanung im Bad ebenso mitbedacht werden wie die Integration spezielle Nachtlichter, die sich über Sensoren beim Betreten des Raumes einschalten. So wird Unfällen beim nächtlichen Gang auf die Toilette vorgebeugt.

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Komfortspender namens Dusch-WCs

Dusch-WCs bieten jedermann ein angenehmes Hygiene-Gefühl. Für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit schaffen sie überdies die Möglichkeit, ihre Körperpflege so lange wie möglich ohne fremde Unterstützung zu bewältigen. Neben der Reinigungsfunktion sorgt dafür die sensorgesteuerte Absenkautomatik des Toilettensitzes – die übrigens auch für Kinder praktisch ist. In der Planungsphase gilt es, entsprechende elektrotechnische Installationen vorzusehen, denn beim WC war in der Vergangenheit häufig kein Elektroanschluss eingeplant. Dieser erlaubt es auch das WC mit einer berührungslosen Betätigungsplatte oder einer Fernauslösung für die Spülung auszustatten oder später nachzurüsten.

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Praktisch: berührungslose Armaturen

Einfach und gefahrlos zu bedienende Armaturen gehören zum Komfortbad dazu. Einhebelmischer bieten sich am Waschbecken, in der Dusche und Badewanne an, wenn sie über eine ausreichende Größe verfügung, ergonomisch geformt und über einen längeren Hebelarm leicht zu greifen oder mit dem Unterarm zu bewegen sind. Ein Verbrühungsschutz sollte die Auslauftemperatur begrenzen und so nicht nur Kinder sondern auch ältere Menschen vor Verbrühungen bewahren. Wärmeentkoppelte Armaturenkörper verhindern zudem heiße Oberflächen. Für maximalen Bedienkomfort und Hygiene sorgen berührungslose Armaturen.

Wellness in der Badewanne

Eine Badewanne bringt ein hohes Maß an Komfort ins Bad: Sie eignet sich für Wohlfühl-, aber auch für medizinische und therapeutische Bäder. Gerade bei Senioren ist sie daher beliebt, aber auch für Familien mit Kindern ist eine Badewanne von Vorteil. Bei der Raumaufteilung gilt es vor der Wanne ausreichend Raum einzuplanen. So kann ggf. ein schwenkbarer Sitz später nachgerüstet werden. Modelle mit beidseitig integrierten Griffen erleichtern den Ein- und Ausstieg. Ein Untertritt erlaubt es näher an das Bad heranzutreten, wenn eine pflegebedürftige Person Hilfe in der Badewanne benötigt. In einem Komfortbad kann er unterleuchtet und optisch in Szene gesetzt werden. Hierfür gibt es LED-Schienen in unterschiedlichen Längen, die ein indirektes Licht erzeugen. Darüber hinaus vereinfacht ein e Sitzgelegenheit neben der Wanne später die Pflege, kann aber auch zur Ablage von Handtüchern, Shampoo und Co. verwendet werden.

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