Schwache Baukonjunktur bremst Gebäudearmaturenindustrie

Die Stimmung der deutschen Gebäudearmaturenindustrie hat sich Anfang 2023 deutlich eingetrübt. Im vergangenen Jahr verzeichneten die Hersteller zwar inflationsgetrieben noch ein nominales Umsatzwachstum von 7 %. Preisbereinigt kam dies jedoch einem Rückgang von 3 % gleich. Vor allem das Inlandsgeschäft schwächelte dabei.  

Mit 19,7 % konnte sich China 2022 an die Spitze der Top-10-Absatzländer für Gebäudearmaturen setzen. – © VDMA, Destatis

„Zu Beginn des vergangenen Jahres lief die Baukonjunktur noch rund. Im Laufe des Jahres machten sich aber die Auswirkungen des Ukraine-Krieges immer stärker bemerkbar“, kommentiert Wolfgang Burchard, Geschäftsführer des VDMA Armaturen, die aktuelle Lage. „Während die Probleme in den Lieferketten langsam nachlassen, bremsen nun vor allem Inflation, Zinssteigerungen und gleichzeitig sinkende Haushaltseinkommen die Baukonjunktur. Ein Teil der Umsatzzuwächse im vergangenen Jahr war noch den Auftragsstaus aus dem Vorjahr geschuldet. Jetzt sind diese jedoch abgebaut und neue Projekte bleiben weitgehend aus.“

Die Erwartungen für die Gebäudearmaturenindustrie sind angesichts real sinkender Auftragseingänge verhalten. „Der VDMA Armaturen rechnet vor diesem Hintergrund nur mit einem geringfügigen nominalen Wachstum von 1 bis 2 %“, hebt der Fachverbands-Geschäftsführer hervor.

Heizungsarmaturen deutlich vor Sanitär

In allen Segmenten war das Wachstum im vergangenen Jahr hauptsächlich der Inflation geschuldet. Heizungsarmaturen profitierten von dem hierzulande zunehmenden Fokus auf Energieeffizienz. Sanitärarmaturen vor und hinter der Wand waren dagegen eher im Ausland erfolgreich. Der Umsatz bei Heizungsarmaturen kletterte nominal um 11 %. Preisbereinigt entsprach das einer Stagnation auf dem Vorjahresniveau. Während sich die Umsätze im Inland um 14 % verbesserten, stiegen sie im Ausland nur um 5 %.

Das Umsatzplus von 8 % bei Sanitärarmaturen war vorwiegend dem Auslandsgeschäft (plus 15 %) zu verdanken. Im Inland stieg der Umsatz nur um 2 %. Real kam das Umsatzplus von 8 % einem Umsatzrückgang von 2 % gleich. Bei Technischen Gebäudearmaturen zog das Inlandsgeschäft nur um 4 % an. Im Ausland lief das Geschäft mit plus 6 % etwas besser, sodass der Gesamtumsatz um 5 % kletterte. Preisbereinigt entspricht dies jedoch einem Rückgang von 5 %. 

Exportwachstum trotz Gegenwind

Im internationalen Wettbewerb konnten sich die deutschen Hersteller von Gebäudearmaturen 2022 gut behaupten. Das Exportgeschäft, das sich bereits 2021 rasch vom Corona-bedingten Rückgang erholt hatte, konnte 2022 weiter expandieren. Der deutsche Export von Gebäudearmaturen stieg um 8 % auf insgesamt 3,7 Milliarden Euro. Die Liste der Top-10-Absatzländer wurde – anders als in den Vorjahren – von China angeführt.

Trotz der Lockdowns und der zunehmend trüberen Perspektiven für die Bauwirtschaft in der Volksrepublik kletterten die deutschen Exporte nach China um 19,7 % auf 406,1 Mio. Euro. Frankreich fiel dagegen mit nur einem geringen Plus von 1,4 % auf 383,3 Mio. Euro auf Platz zwei zurück. Auf Rang drei platzierten sich erneut die USA. Die Exporte in die USA nahmen um 2,2 % auf 337,8 Millionen Euro zu.   

Europas Baukonjunktur steht Rückgang bevor

Die Experten des europäischen Branchennetzwerks Euroconstruct erwarten 2023 und 2024 einen real leichten Rückgang des Bauvolumens. Hauptverursacher dafür sei der Wohnungsbau. Das Verbrauchervertrauen hat deutlich nachgelassen und ist auf einem Tiefpunkt – niedriger als während der Finanz- oder Coronakrise – angelangt.

Auch die Aussichten für die deutsche Baukonjunktur bleiben demnach trüb. Insbesondere der Wohnungsbau befindet sich aktuell in einer schwierigen Lage. Führende Bauverbände kalkulieren mit deutlichen Umsatzrückgängen. Investoren treten von Projekten zurück. Privatverbraucher müssen angesichts steigender Zinsen neu kalkulieren. Infolgedessen waren die Baugenehmigungen zuletzt rückläufig. 2023 wird lediglich mit der Fertigstellung von 250.000 Wohnungen gerechnet. In Deutschland sowie in einigen Nachbarländern macht sich außerdem der Mangel an qualifizierten Fachkräften im Handwerk immer stärker bemerkbar.

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