VKW-Studie: Energieeffizienz oft nicht ausreichend

Die Studie belegt: Der Anteil fossiler Energieträger im deutschen Immobilienbestand stagnierte im letzten Jahrzehnt. – © Techem

Bei der Energiewende geht es aktuell nicht mehr nur um die Dekarbonisierung, sondern auch um die europäische Abhängigkeit von Energieimporten aus Russland. Auch die Techem-Verbrauchskennwerte-Studie 2021 bestätigt: Noch immer werden gut 52 % der Wohnungen in Deutschland mit Erdgas beheizt. In puncto Energieeffizienz gibt es bei deutschen Immobilien aber noch Luft nach oben.

Die Verbrauchskennwert-Studie (VKW-Studie) liefert umfassende Ergebnisse und Einblicke in die Ist-Situation. Sie basiert auf der Auswertung und Analyse von Daten zu Endenergie- und Wasserverbrauch sowie Kosten für Heizung und Warmwasser aus 2,1 Mio. deutschen Wohnungen in rund 176.000 Mehrfamilienhäusern.

Viel Luft nach oben

Die Auswertungen von Techem, Serviceanbieter für smarte und nachhaltige Gebäude, belegen, dass ein Großteil der untersuchten Immobilien eine verbesserungsbedürftige Energieeffizienz aufweist. Auch das Alter der Heizungsanlagen ist demnach weiterhin teilweise hoch. Ein Drittel ist älter als 25 Jahre und entsprechend ineffizient. Dieses erhebliche Potenzial für die Erneuerung oder den Umstieg auf effiziente Technologien bei der Wärmerzeugung geht aus der Auswertung der Daten von rund 92.000 aktuell erstellten Energieausweisen hervor.

Heizung, Dämmung, Nutzerverhalten

Ein effizienter und hochautomatisierter Heizungsanlagenbetrieb ist entscheidend für einen emissionsarmen Immobiliensektor. So ist laut Techem allein durch kontinuierliches Heizungsmonitoring sowie eine optimierte Betriebsführung eine Effizienzsteigerung in der konventionellen Wärmeerzeugung im Bestand von etwa 15 % möglich. Optimale Dämmung der Gebäudehülle wiederum könnten Einsparpotenziale von
30 bis 50 % bieten. Das auf Energieeinsparung ausgerichtete Nutzerverhalten, insbesondere beim Lüften, ermögliche noch einmal 10 bis 15 % Verbrauchsreduktion.

Ein Drittel der Heizungsanlagen im Bestand ist laut VKW-Studie älter als 25 Jahre. – © Techem

„In Zeiten der Gaskrise und angesichts notwendiger Dekarbonisierung im Gebäudebestand müssen alle Marktteilnehmer zusammenrücken und gemeinsam Energieeffizienzlösungen entwickeln. Hier ermöglichen uns wissenschaftliche Arbeiten, Energieeinsparpotenziale zu erkennen und dringend notwendige Handlungsempfehlungen abzuleiten. Die Techem-Verbrauchskennwerte-Studie zeigt die Handlungsfelder auf. Auch Forschungsprojekte wie BaltBest, welches wir unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (EBZ) durchgeführt haben, gibt weitere Handlungsempfehlungen.

Die dabei gewonnen Daten helfen uns, gemeinsam mit starken Partnern, wie der GWH Immobilien Holding GmbH, Projekte zur Reduktion des Wärmeenergieverbrauchs umzusetzen. Mit dem Ziel, die eingesetzten Maßnahmen stetig weiterzuentwickeln. Für einen klimaneutralen Gebäudebestand bis 2045”, erläutert Techem-CEO Matthias Hartmann im Rahmen einer Pressekonferenz am Rande der ExpoReal in München.

Stagnation beim Verbrauch für Raumheizungen

Die Relevanz des Nutzerverhaltens wird einmal mehr beim Blick auf die CO2e-Emissionen, die durch Raumheizung und Trinkwassererwärmung in Mehrfamilienhäusern entstehen, deutlich. Diese sind demnach witterungsbereinigt im Jahr 2020 gegenüber 2018 um etwa 13 % – bezogen auf Wohnfläche beziehungsweise pro Nutzeinheit – gesunken, obwohl die Verbräuche für Raumheizung und Warmwasser in diesem Zeitraum nahezu stagnierten.

Die Ursache für diese Emissionssenkung liege folglich nicht im geänderten Verbrauchsverhalten, sondern im veränderten Energiemix und den damit verbundenen veränderten Emissionsfaktoren. „Auf dem Weg zu einer höheren Energieeffizienz kommen wir nicht an den Mietenden vorbei”, betont auch Dr.-Ing. Arne Kähler, Leiter des Techem Research Institute on Sustainability (TRIOS) und einer der Autoren der Studie. „Unser Ziel muss es daher weiterhin sein, Energie mit durchdachten digitalen Lösungen einzusparen, erneuerbare und CO2-neutrale Energiequellen sowie die dafür erforderlichen Infrastrukturen auszubauen, in der Breite zu etablieren sowie die Nutzung der Energie kontinuierlich durch Effizienzsteigerungen zu verbessern und dabei die gesamte Wärmekette im Gebäude von der Wohnung bis in den Keller im Blick zu haben”, erläutert Kähler.

Wärmepumpen spielen Schlüsselrolle

Bei der Energiewende und der erforderlichen Verminderung der Abhängigkeit von Erdgas sowie anderen fossilen Energieträgern spielen elektrisch betriebenen Wärmepumpen ebenfalls eine Schlüsselrolle. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts war 2020 bereits nahezu jede zweite Heizung im Neubau eine Wärmepumpe. Mit 50,6 % waren 2021 Wärmepumpen damit das bevorzugte primäre Wärmeerzeugungssystem – Tendenz stark steigend. Während der Anteil bei Ein- und Zweifamilienhäusern bei 53,9 % lag, waren es bei Mehrfamilienhäusern immerhin 30,6 %. Laut Techem ist zu erwarten, dass diese Werte in den nächsten Jahren weiter deutlich ansteigen werden. Die Studie zeige, dass das schlummernde Effizienzpotenzial bei Wärmepumpen im Bestand mit gut 50 % enorm sei.

„Durch die Kombination aller Maßnahmen zur Verbesserung der Gebäudehülle, des Verhaltens der Nutzenden sowie der Anlageneffizienz könnte – das zeigen uns die vorliegenden Daten auf – sogar ein Gesamtpotenzial zur Vermeidung von ca. 20 Mio. t CO2e im deutschen Mehrfamilienhausbestand erschlossen werden”, so Matthias Hartmann abschließend.

Techem hat die Ergebnisse der VKW-Studie am 4. Oktober im Rahmen einer Pressekonferenz auf der Expo Real in München vorgestellt. Mehr Ergebnisse der Techem-Verbrauchskennwerte-Studie 2021 zu Energieverbrauch und CO2-Emissionen in deutschen Mehrfamilienhäusern werden in den kommenden Wochen bereitgestellt. Der umfassende Studienreport ist hier zum Download verfügbar.

www.techem.de