Bauindustrie erhöht Prognose für 2016

Die Realität übertrifft die Erwartungen: Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie hebt die Umsatzprognose für 2016 von 3,5 auf fünf Prozent an. Zudem schaffe die Branche mehr als 10.000 neue Stellen.

Die Auftragsbestände haben laut Hauptverband der Deutschen Bauindustrie Ende Juni 2016 ein Niveau erreicht, das die Branche zuletzt zum Ende des Aufschwungs Ost im Jahr 1995 gesehen habe. – © Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.

„Die Bauwirtschaft erweist sich 2016 als starke Stütze der Konjunktur in Deutschland. Wir heben deshalb unsere Umsatzprognose gegenüber dem Frühsommer von 3,5 auf nominal fünf Prozent an. Bei einer moderaten Preissteigerung von 1,5 Prozent bleibt ein reales Umsatzplus von 3,5 Prozent.“ Dies erklärte am 21. September 2016 in Berlin der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Peter Hübner, anläßlich der Woche der Industrie in Berlin.

„Wir reagieren damit auf das ausgesprochen gute erste Halbjahr mit einem unerwartet hohen Umsatzplus von 8,4 Prozent. Zu dieser Entwicklung hat nicht nur der milde Winter zu Jahresbeginn beigetragen, es war vor allem eine starke Nachfrage über alle Bausparten, die den Bau angetrieben hat“, kommentierte Hübner die aktuelle Lage am Bau.

Auftragslage so gut wie zu Ende des Aufschwungs Ost im Jahr 1995

„Die Befürchtung, dass ein Großteil der Aufträge zu Beginn des 2. Halbjahres bereits abgearbeitet sein könnte, hat sich nicht bestätigt“, erläuterte Hübner. Im Gegenteil, ein Auftragsplus von 18,1 Prozent im 1. Halbjahr habe die Auftragsbücher der Bauunternehmen weiter gefüllt. Die Auftragsbestände hätten Ende Juni ein Niveau erreicht, das die Branche zuletzt zum Ende des Aufschwungs Ost im Jahr 1995 gesehen habe. Von der guten Konjunktur werde auch die Beschäftigung profitieren; die Branche erwarte für 2016 im Jahresdurchschnitt einen Beschäftigungsstand von 775.000 Erwerbstätigen, 1,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit habe die Branche in diesem Jahr über 10.000 zusätzliche Stellen geschaffen. 2016 seien es nun 10 Prozent bzw. 70.000 Beschäftigte mehr als zum Tiefpunkt der Beschäftigtenentwicklung im Jahr 2009.

Stärkste Korrektur nach oben im Wohnungsbau

Die stärkste Korrektur hat der Hauptverband im Wohnungsbau mit einer Anhebung der Umsatzprognose von sechs auf acht Prozent vorgenommen. Hübner: „Vor allem die Wanderungsbewegungen innerhalb Deutschlands in die Ballungszentren, aber auch die niedrigen Zinsen und die Zuwanderung haben den Wohnungsbau beflügelt. Wir erwarten, dass die Fertigstellungszahlen in diesem Jahr, im Vergleich zum vergangenen Jahr, deutlich zulegen werden. Wir gehen für 2016 von rund 270.000 fertiggestellten Wohnungen aus, das sind neun Prozent mehr als 2015.“

Prognose im Öffentlichen Bau bleibt bestehen

Beim Öffentlichen Bau hält der Verband an seiner ursprünglichen Prognose fest. Dazu Hübner: „Wir bleiben bei unserer Einschätzung von vier Prozent Umsatzwachstum. Der von Bundesverkehrsminister Dobrindt eingeleitete ‚Investitionshochlauf‘ wirkt sich zwar positiv auf den Bundesfernstraßenbau aus, allerdings ist die Entwicklung bei den Kommunen, auf die immer noch 55 Prozent der öffentlichen Bauausgaben entfallen, schwer einzuschätzen. Die hohen Sozialausgaben und die damit oft einhergehende angespannte Haushaltslage vieler Gemeinden lassen steigende Investitionen gerade in strukturschwachen Regionen nicht zu.“

Wirtschaftsbau entwickelt sich besser als erwartet

„Der Wirtschaftsbau läuft hingegen besser als erwartet“, fährt Hübner fort. „Wir heben deshalb unsere Prognose von nominal ein Prozent auf drei Prozent an.“ Im 1. Halbjahr habe sich insbesondere der Umsatz im Wirtschaftstiefbau erfreulich entwickelt. Die Deutsche Bahn nutze ihre zusätzlichen Mittel, um ihre Infrastruktur „auf Vordermann“ zu bringen. Hübner befürchtet allerdings, dass die Bahn damit bald an ihre Grenzen stoßen könnte. „Zu viele Baustellen behindern den Fahrplan, man möchte nicht noch mehr Kunden an die Busunternehmen verlieren.“ Aber auch der Wirtschaftshochbau laufe gut: Zweistellige Zuwächse bei den Auftragseingängen im 1. Halbjahr ließen ein deutliches Umsatzplus im 2. Halbjahr erwarten. Hübner: „Die Unternehmen haben ihre Investitionen unerwartet stark erhöht, trotz skeptischer Töne über die gesamtwirtschaftlichen Perspektiven.“

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