21. Forum Wärmepumpe

Eine schnelle Klärung der künftigen Heizungsförderung und die Absenkung staatlicher Abgaben auf den Strompreis — diese zentralen Forderungen standen im Fokus des ersten Veranstaltungstages des 21. Forum Wärmepumpe des BWP in Berlin. Rund 400 Teilnehmer aus Politik, Industrie, Fachhandwerk und Wissenschaft tauschten sich über die Lage in einem aktuell stark vom Abwarten geprägten Wärmepumpenmarkt aus.

Paul Waning. BWP
Paul Waning gibt nach 19 Jahren sein Amt als Vorstandsvorsitzenden ab. – © BWP

„Die Menschen brauchen nach Monaten der Heizungsdebatte Orientierung durch klare politische Entscheidungen – Entscheidungen gegen das Warten und für den Klimaschutz.“ Mit diesen Worten leitete Paul Waning das 21. Forum Wärmepumpe am 8. November 2023 in Berlin ein und verwies auf die Auswirkungen der Heizungsdebatte in den letzten Monaten. Es war der letzte Tag im Amt, das er nach 19 Jahren als Vorstandsvorsitzender im Rahmen der Mitgliederversammlung am Spätnachmittag abgab. Zuvor jedoch stand ein umfangreiches Vortragsprogramm auf der Tagesordnung.

Neue dena-Geschäftsführerin hält Keynote

In ihrer Keynote zur Wärmewende sprach die seit Ende Oktober neue Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (DENA) Corinna Enders über den aktuellen Stand der Wärmewende. Die dena werde sich im Gebäudebereich gerade auch mit Blick auf die zum neuen Jahr in Kraft tretenden neuen Regelungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), des kommunalen Wärmeplanungsgesetzes und der Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) für eine hohe Fachqualität in der Umsetzung einsetzen, versprach sie. Mit Blick auf die Aufgabe der dena als Beraterin der Bundesregierung erwarte sie Verlässlichkeit bei der Einführung angekündigter Maßnahmen: „Es ist wichtig, dass die neue Förderrichtlinie jetzt auch beschlossen und umgesetzt wird.“

Corinna Enders, die neue Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena).
Corinna Enders, die neue Vorsitzende der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena). – © Si / ml

Barbie Kornelia Haller, Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur, fasste anschließend die zum 1. Januar 2024 vorgesehenen neuen Regelungen für die Einbindung steuerbarer Verbraucher, wie Wärmepumpen und Ladestationen in die Verteilnetze zusammen. Sie machte deutlich, dass Engpässe im Stromnetz nicht dazu führen dürften, dass Wärmepumpen nicht angeschlossen werden.

Die Kundensicht vieler Gebäudeeigentümer brachte Stefan Bolln, Vorsitzender des Energieberaterverbands GIH, in die Tagung ein. Der Schornsteinfegermeister beobachtet derzeit eine starke Verunsicherung beim Thema Heizung, was leider in den letzten Monaten zu einem Abfall der Wärmepumpennachfrage und zu Rekordzahlen bei der Neuinstallation fossiler Gas- und Ölkessel geführt habe. „Wärmewende geht anders“, so sein Fazit zur aktuellen Situation. Zudem sprach er sich dafür aus, dass die Beratungspflicht ernst genommen werden müsse. In diesem Zusammenhang rief er auf: „Handwerker, Schornsteinfeger, SHKler und Energieberater müssen zusammenarbeiten.“

Große Investitionen in Produktionsstätten

Unterhaltsam und zugleich nachdrücklich vermittelte Dr. Kai Schiefelbein, Stiebel Eltron, die Herausforderungen beim Aufbau von Produktionskapazitäten. Trotz großer Widrigkeiten habe es die Industrie in diesem Jahr geschafft habe, sich auf eine gestiegene Nachfrage nach Wärmepumpen einzustellen. So seien europaweit Investitionen von über 5 Mrd. Euro für den Kapazitätsaufbau angestoßen worden. Damit diese nicht ins Leere laufe, seien verlässliche Rahmenbedingungen für eine wachsende Nachfrage nach Wärmepumpen in Europa erforderlich. Zudem bemängelte er die in Deutschland schwierige Lage bei Genehmigungen für den Ausbau von Industriestandorten.

Dr. Volker Breisig, Partner bei der Unternehmensberatung PwC, sieht die Wärmepumpe als Synonym für die Wärmewende. Für die einheimische Heizungsindustrie sei es wichtig, dass auch der deutsche Heimatmarkt funktioniere. Dafür seien verlässliche politische Rahmenbedingungen und Förderungen notwendig. Nicht zuletzt sei eine Informationsoffensive erforderlich.

Das 21. Forum Wärmepumpe fand in den Bolle-Festsälen in Berlin statt.
Das 21. Forum Wärmepumpe fand in den Bolle-Festsälen in Berlin statt. – © Si / ml

Parlamentarische Podiumsdiskussion

Im Rahmen einer parlamentarischen Diskussionsrunde tauschten sich schließlich Martin Diedenhofen (SPD), Thomas Heilmann (CDU), Bernhard Herrmann (Grüne), Daniel Föst (FDP) und Ralph Lenkert (Linke) mit der Moderatorin Hanna Gersmann über den Stand der Wärmewende aus. Die Abgeordneten der Ampelkoalition zeigten sich dabei zuversichtlich, dass die in diesem Jahr ergriffenen Maßnahmen, vor allem das Gebäudeenergiegesetz und die vor dem Abschluss der Verhandlungen stehende neue Heizungsförderung die Nachfrage nach regenerativen Heizungssystemen wieder in Gang bringen würde.

Einigkeit zeigten die Abgeordneten darin, dass eine Entlastung des Strompreises dringend erforderlich sei. Allerdings gingen die Meinungen noch auseinander, welche Rolle dabei jeweils dem verstärkten Ausbau erneuerbarer Stromerzeugung und der Absenkung staatlicher Abgaben, insbesondere der Stromsteuer, zukommt.

Energiepreise und Klimaschutz

Elisabeth Staudt von der Deutschen Umwelthilfe, Sibylle Braungardt vom Öko-Institut und Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, forderten in einem weiteren Panel eine Neuordnung der Energiepreissystematik in Deutschland sowie eine schnelle Umsetzung des angekündigten einkommensabhängigen Bonus auf die Heizungsförderung.Eine weitere Herausforderung auf die Branche kommt mit den in Wärmepumpen eingesetzten Kältemitteln und dem Einfluss der jüngsten Novelle der F-Gase-Verordnung zu. Auch das Thema PFAS wurde andiskutiert. Doch zeigte sich deutlich, dass hier noch etlicher Kommunikationsbedarf besteht.

Claus Fest, Leiter Energiewirtschaft und Beschaffung der EnBW, übernimmt  als Vorstandsvorsitzender die Nachfolge von Paul Waning.
Claus Fest, Leiter Energiewirtschaft und Beschaffung der EnBW, übernimmt als Vorstandsvorsitzender die Nachfolge von Paul Waning. – © Si / ml

Claus Fest folgt auf Paul Waning

Die Mitgliederversammlung des Bundesverband Wärmepumpe (BWP) wählte am Rande der Tagung einen neuen Bundesvorstand, der sich künftig aus sechzehn Vertretern von Herstellern, Handwerk, Energieversorgern und Erdwärmespezialisten zusammensetzt. Aus seiner Mitte wählte der Vorstand Claus Fest, Leiter Energiewirtschaft und Beschaffung der EnBW, zum neuen Vorstandsvorsitzenden, der damit die Nachfolge von Paul Waning antritt.

In den geschäftsführenden Vorstand des BWP wurden neben Claus Fest auch Dr. Kai Schiefelbein, Geschäftsführer von Stiebel Eltron und Klaus Ackermann, Geschäftsführer von Nibe Systemtechnik, gewählt. Als zentrale Aufgabe sieht Claus Fest zuvorderst, der aktuellen Verunsicherung im Markt zu begegnen.

„Unser Ziel ist es, Gebäudeeigentümer auf dem Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung mitzunehmen und wieder für die Wärmepumpe zu begeistern. Die Investitionen, die die Branche in diesem Jahr für die Erweiterung ihrer Produktionskapazitäten angestoßen haben, sind beeindruckend. Wir erwarten, dass das auch in der Politik anerkannt wird und die Ampelkoalition jetzt schnellstens für bessere Rahmenbedingungen sorgt.“ Dabei betont Claus Fest die Schlüsselrolle richtungsweisender Energiepreise. „Wir werden nicht nachlassen, uns gegen die hohe staatliche Abgabenlast beim Strompreis und für Entlastungen bei der Stromsteuer und bei der Mehrwertsteuer einzusetzen“, so der neue Vorsitzende.

Kommunale Wärmeplanung

Am zweiten Tag konzentrierte sich die Veranstaltung auf das Thema kommunale Wärmeplanung. Auch dort kam dem Strompreis noch einmal einige Bedeutung zu. So wird gefordert, dass das Verhältnis von Strompreis zu Gaspreis nicht schlechter als 2,5 zu 1 sein dürfe, um langfristig vernünftige Betriebskosten für Wärmepumpen zu erhalten. „Seien wir zuversichtlich“, forderte BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel zum Abschluss der Veranstaltung auf. Mehr zum 21. Forum Wärmepumpe lesen Sie auch in der Ausgabe Si 12/2023 auf den Seiten 54 bis 56.

www.waermepumpe.de