BDH fordert technologieoffene Lösung

Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) kritisiert, dass in der Studie „Wärmewende 2030“ der Agora Energiewende Wärmepumpen eine zentrale Rolle im künftigen Wärmemarkt zugewiesen werden.

Mit Blick auf die Wärmewende ist laut BDH „die wichtigste Aufgabe aller Akteure, so schnell wie möglich die Sanierungsraten entscheidend zu erhöhen“. – © BDH

Mit der Studie „Wärmewende 2030“ versucht der Berliner Denkfabrik Agora Energiewende darzustellen, wie der Wärmemarkt 2030 aussehen muss, um die Klimaschutzziele der Bundesregierung in 2050 zu erreichen. „Im Unterschied zu früheren Betrachtungen spielt der Energieträger Gas in diesem Szenario sowie die vorhandene Infrastruktur des deutschen Gasnetzes auch in 2030 noch eine tragende Rolle“, so der BDH. Darüber hinaus würden die Autoren der Studie feststellen, dass hybride Systeme, bestehend aus einer Kombination von Brennwertgeräten und Wärmepumpen, für den gleitenden Übergang von der fossilen zur erneuerbaren Energie benötigt werden. „Hier zeigt sich eine bemerkenswerte Lernkurve der Agora, die bislang einen all-electric-Ansatz verfolgte“, erklärt BDH-Hauptgeschäftsführer Andreas Lücke. Seiner Ansicht nach nähert sich der Think-Tank „damit der BDH-Strategie einer breit gefächerten, technologieoffenen Lösung an, die neben dem wachsenden Anteil von Strom auf Sicht auch noch gasförmige sowie liquide Brennstoffe umfasst, die über Power-to-X-Konzepte ebenfalls mehr und mehr erneuerbare Anteile erhalten“.

BDH hält 6 Mio. Wärmepumpen bis 2030 für unrealistisch

Eine zentrale Rolle bei den künftigen Wärmeerzeugern spielen laut Agora Wärmepumpen, da sie mit ihrer hohen Effizienz sehr gut für die Direktnutzung von Strom und damit als Sektorkopplungstechnologie geeignet sind, soweit ihr Einsatz unter passenden Bedingungen erfolgt: Damit sie hocheffizient arbeitet, benötigt diese Technologie einen niedrigen Wärmebedarf, also eine energetisch gute Gebäudehülle. Diese Auffassung teilt der BDH im Grundsatz und bewertet den starken Trend zu Wärmepumpen positiv. Allerdings haben Wärmepumpen heute noch keine 5 % am Bestand der insgesamt 20 Mio. Wärmeerzeuger in Deutschland. Ihr Marktvolumen lag 2016 bei rund 70.000 Anlagen, die zum größten Teil in den Neubau gingen. „Der von Agora geforderte Bestand von 6 Mio. Wärmepumpen bis 2030 wird vor diesem Hintergrund realistischer Weise kaum erreicht werden können“, resümiert der BDH. Agora würde zwar selbst von einer „Wärmepumpenlücke“ sprechen, aber dennoch offen lassen, wie diese zu schließen wäre.

Das ganze Technik-Spektrum sollte genutzt werden

Offen lässt Agora nach Verbandsangaben auch, was mit den immer noch weit über 5 Mio. Ölheizungen geschehen soll. In der Studie wird lediglich angemerkt, dass Öl in 2030 kaum noch eine Rolle spielt. „Betreiber von Ölheizungen, insbesondere solche, die über ältere Gebäude ohne Gasanschluss verfügen, bleiben allerdings ohne eine konkrete Empfehlung, wie sie zur Wärmewende 2030 beitragen sollen“, so der BDH. Hinsichtlich der Forderung einer Verdopplung der Versorgung über Wärmenetze warnt der Bundesverband vor Anschluss- und Benutzungszwängen, Wärmelieferungskartellen und Wettbewerbsverzerrungen im Wärmemarkt. „Stattdessen sollte das Spektrum innovativer Technik in ganzer Breite genutzt werden, das die Heizungsbranche schon heute bietet, um die Herausforderungen der Wärmewende zu meistern“, heißt es aus Berlin.

BDH: Agora unterlässt jede Kostenbetrachtung

„Schade, dass Agora sich auf ein einziges Szenario beschränkt und auch jede Kostenbetrachtung unterlässt“, ergänzt BDH-Präsident Manfred Greis. Davon abgesehen wird an keiner Stelle auf das Potenzial innovativer Technologien zur Kraft-Wärme-Kopplung wie Brennstoffzellenheizungen oder der Digitalisierung des Wärmemarktes eingegangen, lautet ein weiterer Kritikpunkt. Nach Einschätzung des BDH „erliegt Agora der Versuchung, einen bestimmten Weg, den man selbst für kaum gangbar hält, vorzugeben“. Damit sei die Agora-Studie geeignet, die seit Jahren geführte Technologiedebatte fortzuschreiben und den zu Recht beklagten Attentismus des Marktes weiter zu verlängern. Dabei ist laut BDH „die wichtigste Aufgabe aller Akteure, so schnell wie möglich die Sanierungsraten entscheidend zu erhöhen“.

„Anstelle von ideologisch motivierten Technologiegeboten oder -verboten“, so Greis, „brauchen wir klare und wirtschaftlich umsetzbare Empfehlungen für die Anlagenbetreiber bezogen auf deren individuelle Situation sowie attraktive Anreize, vorhandenes privates Kapital in die energetische Gebäudesanierung zu investieren.“ Die Politik sollte endlich die längst überfällige Steuerabschreibung im selbst genutzten Wohneigentum auf den Weg bringen, lautet seine Forderung. Die deutsche Heizungsindustrie halte die technischen Lösungen dafür bereit.

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