Deutschland blockiert Wärmewende in der Industrie

Der Verband Holzenergie (VFH) kritisiert die neue Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW), die ab 1. Mai 2023 gilt. Alle Kritikpunkte im Statement des Verbandes hier:

Der Verband Holzenergie kritisiert die Förderbedingungen für Prozesswärme in der neuen Bundessförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW). – © Fachverband Holzenergie (FVH) im Bundesverband Bioenergie e.V.

„Während ganz Deutschland über die Vorgaben für den Heizungstausch in Gebäuden diskutiert, hat die Bundesregierung unbeachtet von der Öffentlichkeit die Wärmewende für Industrieprozesse abgewürgt“, erklärt Gerolf Bücheler, Geschäftsführer des Fachverbandes Holzenergie (FVH), der zum Bundesverband BioEnergie (BBE) gehört. Bücheler weiter „Unrealistische Anforderungen der Förderung verhindern, dass Unternehmen ihre Prozesswärmeerzeugung auf erneuerbare Energien umstellen werden. Die Zeitenwende wird ausgebremst und Deutschland bindet sich bei der Energieerzeugung für Industrieprozesse weiter fest an Öl und Gas.“

EEW und seine Vorgaben für Erneuerbare

Hintergrund der Kritik des FVH-Geschäftsführers sind neue Vorgaben in der EEW, die trotz eines Anteils von lediglich 6 % erneuerbarer Energien an der industriellen Prozesswärme, die Fördermöglichkeiten trotzdem einschränken. So ist in dem überarbeiteten Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) vorgesehen, dass eine Förderung für Biomasseanlagen nur dann erfolgt, wenn eine Direktelektrifizierung der Prozesswärmeerzeugung technisch nicht möglich ist.

Dabei sind die Betriebskosten der elektrischen Dampferzeugung gegenüber Biomasse mindestens viermal so hoch. Für Unternehmen bei einer mittleren Anlagenleistung verursacht das Jahresmehrkosten im zweistelligen Millionenbereich. Aufgrund der hohen Investitionskosten für Bioenergieanlagen sowie der hohen Betriebskosten der elektrischen Dampferzeugung ist es für Unternehmen ohne Fördermöglichkeit deshalb betriebswirtschaftlich sinnvoller, gänzlich auf eine Umrüstung zu verzichten und weiterhin fossile Energieträger wie Erdöl und Erdgas zu nutzen.

Prozesswärme wird in Industrie und Gewerbe beispielsweise in der Pharma-, Lebensmittel-, Chemie-, Textil-, Dämm- und Baustoffbranche zum Trocknen, Erhitzen, Hygienisieren und anderen Hochtemperaturanwendungen benötigt.

FVH: Bundesregierung vernachlässigt Industrieinteressen

Bücheler kritisiert: „Es darf nicht sein, dass Deutschland bei der Wärmewende auf dem Industrieauge blind ist. Scheinbar hat man im Wirtschaftsministerium vergessen, dass erfolgreicher Klimaschutz eine breite und technologieoffene Palette an Lösungen benötigt. Allein mit dem Wunschgedanken an die Elektrifizierung wird Deutschland die Klimaziele weiter verfehlen. Unsere Erwartung ist es, dass die nächste Überarbeitung der EEW nicht wieder in den Hinterzimmern der Ministerien erfolgt, sondern die Abgeordneten des Deutschen Bundestages ihrer Regierung auf die Finger schauen und zu wirtschaftlich tragfähigen Regelungen beitragen.“

Gemeinsam mit 13 anderen Verbänden hatte der Bundesverband Bioenergie zur Überarbeitung der EEW seine Kernforderungen veröffentlicht. Die Forderungen stehen hier zum Download.

www.fachverband-holzenergie.de