Fünf häufige Photovoltaik-Irrtümer

Viele Hauseigentümer planen derzeit den Kauf einer Photovoltaik-Anlage, um günstigen Strom zu erzeugen. Es gibt laut dem Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg noch viele Irrtümer über diese Anlagen. Deshalb möchten die Spezialisten PV-Mythen ausräumen.

Photovoltaik-Anlage in Radolfzell am Bodensee: Das Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg berät vor dem Kauf einer solchen Anlage. – © Plattform EE BW / Kuhnle & Knödler
Solarstromspeicher im Keller eines Hauses in der Gemeinde Moos bei Konstanz. Wann sich ein Batteriespeicher lohnt, erklärt das Photovoltaik-Netzwerk BW. – © EE BW/ Kuhnle & Knödler

Zu den Legenden über Photovoltaik-Anlagen gehören Annahmen wie, dass Süddächer am besten geeignet sind oder Batteriespeicher immer wirtschaftlich sind. Auch ist die Stromversorgung mit Solaranlage und Speicher meist nicht autark. Das Netzwerk aus Photovoltaik-Spezialisten klärt die fünf häufigsten Irrtümer auf.

Mythos 1: Lukratives Süddach

Optimal für die maximale Solarausbeute sind Süddächer mit einer Neigung von 30 Grad. Dann ist der Jahresertrag der Anlage am höchsten. Wirtschaftlicher ist jedoch, den Strom dann zu ernten, wenn er direkt genutzt werden kann. Dafür eignet sich eine Ost-West-Ausrichtung, bei der man die Anlage auf beiden Seiten des Daches anbringt. Der solare Ertrag liegt hier zwar nur bei 80 bis 90 %. Dafür erzeugen diese Anlagen den Sonnenstrom kontinuierlicher über den Tag. So können Anlagenbetreiber einen größeren Teil des Stromverbrauchs mit günstigen Solarstroms vom Dach decken.

Ausnahme: „Wer eine Wärmepumpe und eine Photovoltaikanlage betreibt, hat bei Montage der Solaranlage auf der Südseite des Daches Vorteile“, sagt Tina Schmidt vom Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg. „Sie erzeugt in den kurzen Wintertagen, wenn die Wärmepumpe viel Strom zum Heizen benötigt, mehr Solarstrom als eine Ost-West-Anlage. Das verbessert die Wirtschaftlichkeit.“

Mythos 2: PV lohnt sich nur mit Stromspeicher

Eine Solaranlage lohnt sich bereits ohne Batteriespeicher. Mit Batterie verschlechtert sich die Rentabilität sogar, da die Solarstromspeicher für kleinere Wohngebäude meist noch nicht wirtschaftlich sind. Grundsätzlich gilt: Je höher der Anteil des Solarstroms am selbstverbrauchten Strom ist, desto höher ist der Gesamtgewinn der Photovoltaikanlage. Ihn mit Batterien zu erhöhen, lohnt sich aufgrund der zu hohen Speicherkosten noch nicht.

Inzwischen gibt es bereits Systeme, deren Kosten inklusive Leistungselektronik rund 800 Euro pro KWh Speicherkapazität betragen. Unterhalb dieser Schwelle sind die Stromspeicher wirtschaftlich – vorausgesetzt, die Lebensdauer der Speicher beträgt 20 Jahre. Halten die Geräte laut Garantie garantiert, nur 10 Jahre, rechnen sich die Speicher nicht. Anders aussehen kann es bei Solarstromspeichern, die noch zusätzliche Aufgaben z. B. für den Betrieb des öffentlichen Stromnetzes oder eine Notstromversorgungssicherheit übernehmen.

Mythos 3: Autarke Stromversorgung

Mit Photovoltaik-Anlage und Batteriespeicher ist der Nutzer nicht vollkommen autark. Sie können in aller Regel nur einen Teil des Strombedarfs im Haushalt decken. Je nach Größe der Anlage und des Speichers sowie des Stromverbrauchs liegt der typische Unabhängigkeitsgrad zwischen 30 und 90 %. Insbesondere in den Monaten November bis Februar reicht der Solarstrom vom Dach nicht für den gesamten Bedarf im Haus aus. Die Bewohnerinnen und Bewohner müssen dann zusätzlich Strom aus dem Netz beziehen.

Im Sommer jedoch kann die Anlage mehr Strom erzeugen als verbraucht und in der Batterie gespeichert werden kann. „Eine Einspeisung des Überschussstroms in das Netz ist dann auch wirtschaftlich äußerst sinnvoll – und der Autarkiegedanke unvernünftig“, erklärt Hans-Joachim Horn, Solarfach- und Energieberater vom regionalen Photovoltaik-Netzwerk Hochrhein-Bodensee. „Eine wirkliche Autarkie, also die komplette Versorgung des Haushaltes zu jeder Zeit aus der eigenen Anlage mit Batteriespeicher ist zwar technisch möglich, aber extrem aufwendig und teuer.“

Mythos 4: Balkonsolaranlage schützt vor Stromausfall

Balkonsolaranlagen lohnen sich für Mieter sowie Wohnungseigentümer. Sie können sie bei einem Umzug einfach mitnehmen und auch im Garten aufstellen. Aktuell sind schon rund 400.000 der kleinen Steckersolargeräte in Deutschland in Betrieb. Sie bestehen üblicherweise aus ein bis zwei Solarmodulen, einem Kleinwechselrichter und dem Anschlusskabel an eine Steckdose.

Dass Balkonsolarmodule vor einem Stromausfall schützen, stimmt aber nicht. Bei einem Stromausfall schaltet sich der Wechselrichter der Balkonsolaranlage innerhalb Sekundenbruchteile aus Sicherheitsgründen automatisch ab. Das Steckersolargerät kann dann keinen Strom mehr in das Haushaltsstromnetz einspeisen.

Mythos 5: Brandgefahr Photovoltaik-Anlage

Photovoltaik-Anlagen sind kein Brandrisiko. Die Statistik zeigt, dass nur 0,006 % der Anlagen Brände mit größerem Schaden verursachen. Das hat das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in einem Forschungsprojekt herausgefunden.

Auch die Vorstellung, dass die Feuerwehr Häuser mit brennenden Solaranlagen nicht löscht, da die Anlagen unter Strom stehen, entspricht nicht heutigem Stand. „Die Feuerwehr löscht selbstverständlich auch in Brand geratene Häuser mit Photovoltaik-Anlagen“, sagt Antonia Gordt vom Photovoltaik-Netzwerk. „Löschen mit Wasser ist entweder mit Vollstrahl aus 5 m oder mit Sprühstrahl aus 1 m Entfernung möglich.

Über das Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg

Das Photovoltaik-Netzwerk auf Landesebene besteht aus zwölf regionalen Netzwerken. Sie unterstützen an Photovoltaik Interessierte mit Informationen, Beratungen und Veranstaltungen. Ziel ist es, die Hemmnisse im PV-Ausbau auf Dächern und Freiflächen zu überwinden und die Energiewende voranzutreiben. Das Netzwerk wird von der Landesenergieagentur KEA-BW und dem Solar Cluster Baden-Württemberg koordiniert.

www.photovoltaik-bw.de/pv-netzwerke