Auf der Konferenz „Die Infrarotheizung im Wohnungsbau“ zeigten Wissenschaftler und Fachleute im Mai 2023 das Potenzial dieser Direktheizungen für die Wärmeversorgung im Neubau und Bestand. Die Referenten stellten Praxisbeispiele vor. Der Weg aus der Nische ist politischer Wille.
Eine Erfüllungsoptionen im Gebäudeenergiegesetz (GEG) sind Stromdirektheizungen. Welche Rolle dabei Infrarotheizungen.in der künftigen Wärmeversorgung im Neubau und Bestand spielen können, war Thema auf der 1. Konferenz des Branchenverbands IG Infrarot Deutschland e.V. am 11. Mai 2023 in Würzburg.
Unter den 80 Teilnehmern der Konferenz waren Fachleute aus der Infrarotheizungsbranche, Wissenschaftler, Fachplaner, Vertreter von Wohnungsunternehmen und anderer Industriezweige wie z. B. Regelungstechnik.
Infrarotheizung als Erfüllungsoption im GEG 2024
Über die Rolle von Infrarotheizungen bei der zukünftigen Wärmeversorgung von Wohngebäuden sprach Prof. Dr.-Ing. Bert Oschatz, Geschäftsführer des privaten Instituts für Technische Gebäudeausrüstung (ITG) Dresden.
Laut GEG-Regierungsentwurf dürfen Stromdirektheizungen in Neubauten installiert werden, wenn der bauliche Wärmeschutz Effizienzhaus Standard 40 (EH 40) entspricht. Im Gebäudebestand ohne Warmwasserheizung dürfen sie laut Entwurf nur bei Standard EH 55 installiert werden, bei Bestandsgebäuden mit Warmwasserheizung gilt wieder Standard EH 40. Keine Anforderungen an den baulichen Wärmeschutz gibt es bei Einzelgerätetausch. Das Gleiche gilt bei Ein- oder Zweifamilienhäusern mit dezentralen Heizungen und einer Raumhöhe über 4 m.
Oschatz sieht die Zukunft der Infrarotheizungen als alleiniges Heizungssystem vor allem im Neubau. Sie könnten die Anforderungen im Neubau zusammen mit einer Photovoltaik-Anlage und baulichem Wärmeschutz erfüllen.
Studie Infrarotheizung und Wärmepumpe
Wie Infrarotheizungen zur Dekarbonisierung in Bestandsgebäuden beitragen können, war das Thema von Prof. Dr.-Ing. Joachim Seifert, Bereichsleiter Gebäudeenergietechnik an der TU Dresden. Er stellte erstmals die Ergebnisse der technischen Studie der TU Dresden vor, die „Bewertung von Infrarotheizungen als Spitzenlastabdeckung“.
Die Wissenschaftler haben eine Gaskesselheizung untersucht, die auf Wärmepumpenbetrieb umgestellt wird. Sie sollten herausfinden, ob bei niedrigeren Vorlauftemperaturen Infrarotheizungen die fehlende Radiatorleistung abdecken könnten.Das Fazit der Studie: Die Infrarotheizung eignet sich durch die kurzen Reaktionszeiten dafür besonders gut. PDF-Download Studie hier.
Infrarotheizungen in der Wohnbaupraxis
Die Vorträge aus der Praxis eröffnete Prof. Dipl.-Ing. Timo Leukefeld. Der Energieexperte plant energieautarke Mehrfamilienhäuser mit niedriger Pauschalmiete und Energieflatrate. Das gewollt technikarme Energiekonzept beinhaltet Photovoltaik, Stromspeicher, einen Autarkieboiler und Infrarotheizung.
Ein Beispiel dafür ist die Sanierung eines DDR-Plattenbaus zum energieautarken Mehrfamilienhaus in Aschersleben in Sachsen-Anhalt. Photovoltaik auf dem Dach und an der Fassade soll laut Simulation 60 % des Energiebedarfs für Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom solar abdecken. Die Wärme für die 22 Wohnungen auf vier Etagen erzeugen Infrarotheizungen, für die Warmwasserbereitung sind Warmwasserboiler mit 200-Liter-Pufferspeicher installiert.
Weitere Praxisbeispiele mit Infrarotheizungen, die Redner auf der Konferenz vorstellten, sind der Genossenschaftswohnungsbau K76 in Darmstadt und ein Reihenmittelhaus in Stockach am Bodensee. Letzteres hat die erwähnte Studie der TU Dresden begleitet.
Für 2024 plant die IG Infrarot Deutschland die nächste Konferenz.