Klimaschutz: Erst einsteigen, dann aussteigen

Der Mineralölverband en2x hat auf dem Kongress Energie Cross Medial am 28. Februar 2023 in Berlin die Klimaschutzpolitik der Regierung kritisiert. Er warnt vor fehlenden Wasserstoffimporten und zu wenig grünen Kohlenwasserstoffen für die Industrie.

Aktuelle sektorale Aufteilung der Kohlenwasserstoffe (Kraft- und Brennstoffe, Vorprodukte für chemische Industrie). – © en2x – Wirtschaftsverband Fuels und Energie e. V.
Prof. Christian Küchen (en2x-Hauptgeschäftsführer): „Wir haben nur ein Energiesystem – Sektorziele im Klimaschutzgesetz sind daher nicht sinnvoll.“ – © en2x

„Statt wie derzeit vor allem Ausstiegsdebatten im Energiesektor zu führen, ist es dringend erforderlich, in neue Technologien einzusteigen, sollen die Pariser Klimaziele in Deutschland erreicht werden. So werde etwa der Bedarf an grünem Wasserstoff nach wie vor deutlich unterschätzt“, kritisierte Prof. Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer des en2x – Wirtschaftsverbands Fuels und Energie.

„Trotz zu erwartender Effizienzsteigerungen und zunehmender Elektrifizierung, etwa im Pkw-Bereich, ist auch langfristig ein großer Bedarf an Wasserstoff und Kohlenwasserstoffen absehbar“, sagte Küchen auf dem Kongress „Energie Cross Medial“ in Berlin. Die zahlreichen Teilnehmern kamen aus Bundesregierung, Bundestag, Energieunternehmen und -verbänden.

Grüner Ersatz für Mineralöl nicht ausreichend

So machten etwa Vorprodukte für die chemische Industrie mit 23 % fast ein Viertel der bisherigen Mineralölproduktion aus. Luftverkehr und Schifffahrt stehen für weitere 10 %. Küchen: „Hier werden zwingend grüne Moleküle gebraucht.“ Das gelte aber teilweise ebenso für den Straßenverkehr und den Wärmebereich, die auch bei erheblichem Ökostrom-Ausbau voraussichtlich nicht vollständig elektrifiziert werden könnten.

Wasserstoffimporte für Energiewende einplanen

Das wiederum bedeute, dass erneuerbare Energien in erheblichem Maß importiert werden müssten. „Gerade CO2-neutralen Wasserstoff und daraus hergestellte Folgeprodukte wie Ammoniak oder Methanol werden wir künftig aus anderen Ländern beziehen müssen, da erneuerbarer Strom in Deutschland auf absehbare Zeit ein knappes Gut bleiben wird“, so Küchen. „Die Politik muss das berücksichtigen und entsprechende Importstrategien weiterentwickeln.“

Stabile Rahmenbedingungen gefordert

Dies erfordere auch, bestehende politische Prioritäten zu überdenken, sagte Küchen weiter. „Wir haben nur ein Energiesystem – Sektorziele im Klimaschutzgesetz sind daher nicht sinnvoll.“ Die Transformation des Energiesystems müsse gemeinsam mit der Transformation der Industrie gedacht und umgesetzt werden, um dem Klimaschutz zum Erfolg zu führen und gleichzeitig Deutschland als attraktiven Wirtschaftsstandort zu erhalten. „Für den Hochlauf klimaschonender Technologien und Importstrategien sollte der Staat sich auf Zielsetzungen und verlässliche, stabile Rahmenbedingungen fokussieren und zusammen mit der Wirtschaft vor allem für neue Infrastrukturen sorgen“, forderte Küchen.

Über die Konferenz Energie Cross Medial

Die Zielgruppe der Konferenz sind alle in die Realisierung der Energiewende involvierten Akteure – also Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft & Zivilgesellschaft. Als Vertreter der Wirtschaft werden insbesondere der Strom-, Mobilitäts- und Gebäudesektor sowie die energieintensiven Industrien angesprochen. Darüber hinaus sind auch die Digital- und Finanzwirtschaft ebenfalls branchenübergreifend involviert.

Weiterführende Informationen: Interview mit Prof. Christian Küchen auf Konferenz „Energie Cross Medial“ zur Wasserstoffstrategie der Bundesregierung.

en2x.de