Leuchtturmveranstaltung „Pflegegerechter Badumbau“

Am 6. Februar lud der ZVSHK in den Bäder-Store der Richter+Frenzel GmbH in Nürnberg zur Leuchtturmveranstaltung „Pflegegerechter Badumbau in einer alternden Gesellschaft“. Auf der Veranstaltung wurde unter anderem eine pflegegerecht eingerichtete Badkoje in den Ausstellungsräumen präsentiert.

Ein pflegegerechtes Badezimmer muss in Sachen Design und Ästhetik längst nicht mehr gegenüber herkömmlichen Bädern zurückstecken. – © Richter+Frenzel

Die Zunahme pflegebedürftiger Menschen und die gesellschaftspolitisch angestrebte ambulante Versorgung in der eigenen Häuslichkeit rücken die Wohnung und insbesondere das Badezimmer immer mehr in den Fokus.

Vor diesem Hintergrund hat der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) gemeinsam mit Kompetenzpartnern die vom Spitzenverband der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen geförderte Studie „Optimierung der Ausführung und Finanzierung von pflegegerechten Bädern im Rahmen der Wohnungsanpassung (Pflegebad)” durchgeführt.

Bedürfnisse der Pflegekräfte

Neben Handwerksunternehmen wurden hierbei auch Pflegekräfte und Betroffene einbezogen. Unter den Kooperationspartnern befanden sich dabei unter anderem der Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (Bagso) sowie der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP). Aus dieser Studie wurden Badkonzepte geplant, die nun erstmalig in der Badausstellung von Richter+Frenzel in Nürnberg realisiert wurden.

„Gerade hier in Nürnberg haben wir viele Nachkriegsbauten mit Schlauchbädern, die eine pflegegerechte Sanierung benötigen. Dabei brauchen wir Standards, sowohl für den Endverbraucher wie auch für den Wohnbau und die Architekten“, sagte Siegfried Zecha, Obermeister der SHK-Innung Nürnberg, in seiner Rede auf der Leuchtturmveranstaltung.

Auch dem dritten Bürgermeister der Stadt Nürnberg Christian Vogel (SPD) ist die Wichtigkeit des Projekts bewusst: „Ein Pflegebad, wie es hier heute zu sehen ist, ist ein Zukunftsmodell der besonderen Art. Insgesamt müssen wir im Wohnungswesen deutlich mehr dafür tun, dass alle Menschen möglichst lange zuhause wohnen bleiben können.“

V. l.: Matthias Thiel (Referent BW, Datenmanagement, Demografischer Wandel vom ZVSHK), Dominik Beierlorzer (Geschäftsführer der Richter+Frenzel Nürnberg GmbH), Andreas Henninger (Geschäftsführer der Innung SHK Nürnberg), Siegfried Zecha (Obermeister der Innung SHK Nürnberg), Michael Hilpert (Präsident des ZVSHK), Claudio Paulus (stv. Obermeister der Innung SHK Nürnberg) – © Richter+Frenzel

Ambulant vor stationär

Laut der Studie des ZVSHK leben aktuell in Deutschland über 4 Mio. Pflegebedürftige. Für das Jahr 2030 sagt die Prognose sogar über 5 Mio. voraus. 80 % der Pflegebedürftigen werden dabei im eigenen Zuhause versorgt, nur ein kleiner Teil ist in einem Pflegeheim wohnhaft. Für ZVSHK-Referatsleiter Matthias Thiel gilt demnach das Motto „ambulant vor stationär“ – ein Ansatz, der auch die Sozialsysteme schonen würde. Auch stellt er heraus, dass aufgrund des Mangels an ausgebildeten Pflegekräften die Angehörigen der Betroffenen zumeist den Großteil der Pflege stemmen müssten.

Das Badezimmer stellt dabei demnach den Hauptarbeitsbereich der Pflegekraft dar. „Also müssen die Rahmenbedingungen so geschaffen werden, dass dort gut und effizient gepflegt werden kann und das im Weiteren die Würde des Betroffenen gewahrt bleibt“, führt Thiel aus.

Anforderungen an das Pflegebad

Als Hauptanforderung an ein pflegegerechtes Bad ist laut der Studie festzustellen, dass sich zwei Personen problemlos in dem Raum bewegen können müssen. Hier grenzt sich auch das Konzept der Barrierefreiheit von dem eines pflegegerechten Bads ab. Weitere Kriterien bei der Badplanung waren der schwellenlose Duscheinstieg, Spritzschutz, ausreichende sowie anpassbare Beleuchtung, Entlüftung und potenziell eine Sitzmöglichkeit im Duschbereich. Auch das Konzept einer bodengleichen Dusche mit komplett wegklappbaren Duschwänden, ein bewegliches Waschbecken, wie man es beispielsweise aus Friseursalons kennt, oder höhenverstellbare Spiegelschränke wurden von den befragten Pflegekräften als sinnvolle Innovationen bewertet.

Für den Badumbau enthält die Studie des ZVSHK weiterhin einige Lösungsvarianten, die an verschiedenen Grundriss-Beispielen zeigen, wie die herausgearbeiteten Anforderungen in der Praxis umgesetzt werden können.

Die Studie kommt zu folgenden Handlungsempfehlungen: Normen und Leitlinien müssen an die Pflegesituation angepasst werden. Weiterhin müssen präventive Maßnahmen gefördert werden, da die Kosten eines Badumbaus die bestehenden Pflegezuschüsse weit übersteigen.

Ein pflegegerechtes Badezimmer muss in Sachen Design und Ästhetik längst nicht mehr gegenüber herkömmlichen Bädern zurückstecken. – © Richter+Frenzel

Umsetzung in der Koje

In der Badausstellung von Richter+Frenzel in Nürnberg fanden die Ergebnisse der Studie des ZVSHK schließlich ihre Anwendung. In einer geschlossenen Koje wurde hier ein den herausgearbeiteten Anforderungen entsprechendes Pflegebad umgesetzt.

Bei der Dusche kam eine 120 mal 120 cm große Stahl-Duschwanne von Kaldewei zum Einsatz, die so verarbeitet wurde, dass 60 % der verbrauchten Fläche neben dem Duschplatz auch als Arbeitsbereich verwendet werden kann. Um diese entsprechend nutzbar zu machen, wurde in Zusammenarbeit mit Kermi eine wegklappbare Duschabtrennung entwickelt. Weiterhin finden im Duschbereich Haltegriffe von Hewi Verwendung.

Die unterfahrbare Waschtischanlage verfügt über einen Einhebelmischer mit herausziehbarer Brause sowie modular ab- und anbaubare Griffe und Halteboxen. „Die Faustregel hier lautet: Je unbeweglicher der Nutzer ist, desto flexibler muss das Produkt werden“, sagt Thomas Warmuth, der für die Badausstellung bei Richter+Frenzel Nürnberg verantwortlich zeichnet und auf der Leuchtturmveranstaltung durch die Vorstellung der Badkoje führte.

Das spülrandlose Dusch-WC verfügt über eine Fernspülung, die in der Koje beispielhaft mit drei verschiedenen Auslösemöglichkeiten umgesetzt wurde: per Sensor-Technik, über den pneumatischen Auslöser Flashpoint von Tece oder per Funkauslöser im Klappgriff. Die Stützklappgriffe aus Hewis System 900 selbst wurden – auch unter dem Design-Aspekt ansprechend – aus pulverbeschichteten Edelstahl gefertigt.

www.zvshk.de | www.richter-frenzel.de