LEW: Heizen mit regionalem Ökostrom

Die Lechwerke AG (LEW) erprobt mit Partnern in den kommenden Monaten im Rahmen des Projekts Energiewende Unterallgäu Nordwest ein neues Power-to-heat-Konzept. Dabei sollen Nachtspeicherheizungen so gesteuert werden, dass möglichst viel regional erzeugter Strom genutzt wird.

Mit Solarstrom aus der Region Wärme produzieren – das testet LEW gemeinsam mit Partnern im Projekt FLAIR. Konkret geht es darum, den Strom aus lokalen Photovoltaikanlagen für das Laden von Nachtspeicherheizungen zu nutzen. – © LEW/Bernd Feil

Gemeinsam mit der Hochschule München, dem Haustechnikhersteller Stiebel Eltron und dem Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza) hat LEW am Beispiel von Nachtspeicherheizungen ein Konzept für eine flexible Verlagerung des Stromverbrauchs entwickelt, teilte der Regionalversorger Ende Oktober mit. Rund 550 Nachtspeicherheizungen gibt es in der Modellregion Unterallgäu, in der 27 Kommunen eine beschleunigte Energiewende umsetzen. In fünf ausgewählten Haushalten testen die Projektpartner in den kommenden Monaten das Konzept in der Praxis.

Flexibles Laden von Nachtspeicherheizungen

Das Unterallgäu bietet laut LEW optimale Voraussetzungen für die Sektorkopplung. Umfassende Auswertungen zeigen nach Unternehmensangaben, dass in der Modellregion rein rechnerisch rund 90 % der benötigten Strommenge durch dezentrale Erzeugung – vor allem Photovoltaikanlagen – gedeckt werden. Allerdings können nur 70 % der Vorort-Erzeugung auch tatsächlich genutzt werden. Denn zu solaren Spitzenzeiten wird der Sonnenstrom der rund 6.000 Photovoltaikanlagen in der Region oft nicht vollständig verbraucht und muss ins Übertragungsnetz zurückgespeist werden. Hier setzt das Projekt FLAIR („Flexible Lasten intelligent regeln“) an. Die Idee dahinter: Für das Laden von Nachtspeicherheizungen gibt es bisher nur feste Zeitfenster von einigen Stunden – zumeist in der Nacht. Im Projekt sollen diese Zeiten deutlich ausgeweitet werden, um auch tagsüber eine flexible Steuerung des Ladevorgangs zu ermöglichen.

Spezielle Steuerbox entwickelt

Dazu hat die Hochschule München eine spezielle Steuerbox entwickelt. Die Steuerung überprüft die Spannung im Stromnetz und startet den Ladevorgang für jeden Haushalt individuell, wenn ein Spannungsanstieg aufgrund steigender Photovoltaikeinspeisung im Stromnetz erkannt wird. Durch diese Flexibilisierung soll mehr regionaler Ökostrom für das Laden der Speicherheizung genutzt werden können. Dabei ist sichergestellt, dass die Heizung im Tagesverlauf ausreichend geladen wird, heißt es weiter aus Augsburg. Das Projekt untersucht zudem, inwieweit durch die gleichmäßigere Auslastung die Leistung der Heizung reduziert und die Effizienz der Anlage insgesamt gesteigert werden kann.

Vernetzung von Strom, Wärme und Verkehr

„Die Erfolgsformel für den Klimaschutz ist die stärkere Vernetzung von Strom, Wärme und Verkehr. Genau diesen Weg gehen wir mit dem Projekt FLAIR. Mit Solarstrom aus der Region Wärme produzieren. Das ist ein Beispiel für Sektorkopplung, um mehr dezentrale erzeugten Strom auch in der Region selbst zu verbrauchen“, sagte LEW-Vorstandsmitglied Norbert Schürmann zum Start des Projektes. Für LEW-Projektleiter Ulrich Haselbeck sind Nachtspeicherheizungen nur eine Möglichkeit, um mehr Ökostrom im Wärmesektor zu nutzen: „Auch der verstärkte Einsatz von Wärmepumpen für Heizung und Warmwasseraufbereitung bietet noch viel Potenzial. Mit dieser Technologie lassen sich sogar aus einer Kilowattstunde Ökostrom vier bis fünf Kilowattstunden Ökowärme erzeugen. In Kombination mit einer vergleichbaren Steuerung und einem Warmwasserspeicher als Puffer können weitere Flexibilitäten genutzt werden.“

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www.energiewende-unterallgaeu.de