Mineralölbranche will Molekülwende

Die Mineralölwirtschaft arbeitet an der Transformation weg von fossilen und hin zu erneuerbaren Produkten. So soll auch in Biofuels sowie CO2-neutralen Wasserstoff und dessen Folgeprodukte investiert werden. Um die zahlreichen Hürden zu überwinden, sei es wichtig, gemeinsam mit der Politik neben der Stromwende zügig eine Molekülwende in Gang zu setzen.

Absatzentwicklung von Mineralölprodukten.
Absatzentwicklung von Mineralölprodukten. – © en2x

„Die Transformation der Branche nimmt Gestalt an. Wir befinden uns auf dem Weg zu neuen Produkten und neuen Geschäftsmodellen“, betonte Felix Faber, Vorstandvorsitzender en2x – Wirtschaftsverband Fuels und Energie, auf der Jahrespressekonferenz Ende November 2023. Doch bei der Umsetzung seien noch zahlreiche Hürden zu überwinden. Handlungsbedarf gebe es insbesondere bei der Akzeptanz grüner Moleküle als Energieträger und beim Aufbau neuer globaler Märkte.
 
So sei zu erwarten, dass der Anteil flüssiger und gasförmiger Energieträger und Rohstoffe vor allem durch weitere Elektrifizierung sinken werde. Dennoch werde es auch künftig einen großen Bedarf an solchen Molekülen geben. Als Beispiele wurden die Bereiche Schwerlastverkehr, Luft-und Schifffahrt sowie chemische Industrie genannt.

„Dieser Bedarf muss in Deutschland spätestens bis 2045 CO2-neutral bereitgestellt werden. Wir brauchen daher neben der Stromwende eine grüne Molekülwende“, so Faber bei der ersten Bestandsaufnahme seit Gründung des Verbandes vor zwei Jahren. Und das heißt: CO2-neutraler Wasserstoff, nachhaltige biogene und synthetische Energieträger sowie erneuerbare chemische Rohstoffe – grüne Moleküle eben – müssen stärker in den Fokus der Energiewende rücken. „Viele Transformationsprojekte sind unter heutigen Marktbedingungen jedoch nicht wirtschaftlich realisierbar.“


„Kalkulierbare Perspektiven“ für Transformation gefordert


„Viele der Technologien zur industriellen Herstellung CO2-neutraler Moleküle befänden sich am Beginn ihrer Lernkurve, sagte en2x-Hauptgeschäftsführer Prof. Christian Küchen. „Die Unternehmen brauchen kalkulierbare Perspektiven und die verlässliche Aussicht auf Geschäftsmodelle, um investieren zu können.“

Kontraproduktiv sei es zudem, den Einsatz grüner Moleküle von vornherein auf bestimmte Einsatzbereiche beschränken zu wollen. „Breite Anwendungsmöglichkeiten verringern die Risiken für Investoren und erhöhen so die Wahrscheinlichkeit, dass investiert wird“, so Küchen.

Voraussetzungen für eine Molekülwende

Wichtig für das Gelingen der Molekülwende seien darüber hinaus der Aufbau von Importstrukturen sowie neben einer Wasserstoffstrategie auch eine umfassende Kohlenstoffstrategie, die alle möglichen nachhaltigen Kohlenstoffquellen wie Biomasse, Abfall- und Reststoffe, Recycling und CO2 integriert betrachtet. Denn für viele Anwendungen würden Kohlenwasserstoffe langfristig benötigt.
 
Dafür, dass erneuerbare Moleküle gegenüber fossilen mittelfristig wettbewerbsfähig werden, „ist ein ausreichend hoher CO2-Preis das wichtigste Instrument“, so Küchen. „Gerade im Straßenverkehr könnte eine Novellierung der EU-Energiesteuerrichtlinie wie von der EU-Kommission vor mehr als zwei Jahren vorgeschlagen zusammen mit dem europaweit jetzt beschlossenen Emissionshandel für den Wärme- und Verkehrssektor wirksame CO2-Preise liefern. Voraussetzung ist, dass die Politik bei steigenden CO2-Preisen infolge von Knappheiten nicht eingreift.“

Heizölmarkt

Absatzentwicklung von Heizöl.
Absatzentwicklung von Heizöl. – © en2x

Mit Blick auf den Heizungsmarkt ist der Absatz von Heizöl im Zeitraum Januar bis August 2023 leicht gestiegen und bewegt sich in etwa auf dem Niveau der beiden Vorjahre. Dahinter verbergen sich jedoch z. T. gegenläufige Entwicklungen:

2020 war ein Ausnahmejahr mit sehr niedrigen Preisen, die genutzt wurden, um den Heizöltank aufzufüllen. 2021 war der Heizölabsatz zu 2020 um fast 30 % zurückgegangen. Die Endkunden hatten 2020 dank günstiger Preise die Tanks gefüllt. Sie profitiert dann davon, als im Jahr 2021 die Preise wieder gestiegen waren.

2022 erreichten die Preise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine neue Spitzenwerte. Dennoch nahm im gesamten Jahr der Absatz um gut 8 % zu. Ursache war vor allem eine zusätzliche Nachfrage aus der Industrie. Hier wirkte sich die Umstellung vom knapp gewordenem Gas auf Heizöl aus. Diese war notwendig, um die Produktion aufrecht zu erhalten. In diesem Jahr rechnet en2x nach dem Sinken der Gaspreise hier wieder mit einem entsprechenden Rückgang und bei Heizöl mit einer Normalisierung des Absatzes.

Die Entwicklung beim Heizöl verdeutlicht die Vorteile flexibel zu transportierender und zu speichernder Energieträger. Damit haben sie eine wichtige Rolle für ein resilientes Energiesystem inne. Die Preise haben sich seit dem „Schock“ 2022 etwas erholt, lagen danach aber dauerhaft oberhalb 100 Euro je 100 l bei einer Bestellmenge von 3.000 l. 

Zum neuen Gebäudeenergiegesetz (GEG), das am 1. Januar 2024 in Kraft treten wird, hat en2x unter www.zukunftsheizen.de/heizung/gesetze-verordnungen-regeln/gebaeudeenergiegesetz/ Informationen für Gebäude mit Ölheizung zusammengetragen.

www.en2x.de