Wie Melissa Stadali das SHK-Handwerk anpackt

Hinter „lissyshandwerk“ steht eine starke SHK-Fachhandwerkerin: Melissa Stadali wirbt auf ihrem Instagram-Account für den Beruf als Anlagenmechanikerin SHK.
Hinter „lissyshandwerk“ steht eine starke SHK-Fachhandwerkerin: Melissa Stadali wirbt auf ihrem Instagram-Account für den Beruf als Anlagenmechanikerin SHK. – © privat

Melissa Stadali stammt aus einer Handwerker-Familie und steht mit beiden Beinen in ihrem Arbeitsalltag als Anlagenmechanikerin SHK. Begeistert von ihrem Beruf informiert sie unter „lissyshandwerk“ junge Menschen auf ihrem Instagram-Kanal, der aktuell mehr als 12.000 Follower zählt.

Ihre sympathische, nahbare Art und ihr handwerkliches Geschick machen sie zu einer hervorragenden Frau im Handwerk. Die Si-Redaktion sprach mit Melissa Stadali über ihren Werdegang und das Thema Frauen im SHK-Handwerk.

Si: Sie sind als junge Frau Anlagenmechanikerin SHK geworden. Wie kam es dazu?

Melissa Stadali: Ich bin schon im handwerklichen Kontext aufwachsen. Ich habe als Kind immer schon irgendwas gewerkelt und super gerne mit Werkzeug gearbeitet. Als ich dann nach der Realschule noch nicht wusste, welche Ausbildung ich absolvieren möchte, entschied ich mich dazu, mein Abitur zu machen. Während der Abiturphase, als alle überlegten, was sie studieren sollten, habe ich entschieden, dass ich ins Handwerk gehen möchte. Mein ­Vater, Gas- und Wasserinstallateur-­Meister, hat immer viel über seine ­Ar­beit erzählt und mich damit begeistert, da war für mich schnell klar, dass ich die Ausbildung als Anlagenmechanikerin ­für SHK absolvieren möchte.

Si: Wann wird Ihnen das „Frausein“ im SHK-Handwerk bewusst ? Welche positiven und auch negativen Erfahrungen haben Sie gemacht?

Melissa Stadali bei der Verlegung einer neuen Gasleitung mit Pressverbindung von Kupferrohr.
Melissa Stadali bei der Verlegung einer neuen Gasleitung mit Pressverbindung von Kupferrohr. – © privat

Stadali: Hauptsächlich mache ich positive Erfahrungen. Die meisten Kunden sind total begeistert, dass eine Handwerkerin vor ihrer Tür steht und sind dann auch interessiert an meinem Werdegang. Ältere Kundinnen sind in der Regel sehr dankbar, wenn ich vor der Tür stehe, weil sie sich (nach eigener Aussage) trauen, mir die Fragen zu stellen, die sie haben und ich diese leichter erklären könne als die männlichen Kollegen, da ist die Scheu geringer.

Es gibt allerdings vereinzelt auch noch Kunden, die es nicht verstehen, dass es heute völlig normal ist, dass eine Handwerkerin die Arbeit erledigt. Das zeigt sich dann beispielsweise in Nachfragen, wo mein Kollege sei und ob er noch komme. Diese Kunden stehen dann gern neben mir, während ich meine Arbeiten durchführe, um mich zu beobachten und – so schätze ich es ein – zur Sicherheit zu kontrollieren.

Mit der Zeit bin ich da deutlich selbstbewusster geworden, es stört mich mittlerweile nicht mehr, wenn mir während der Arbeit auf die Finger geguckt wird. Ich weiß, was ich kann und dass ich meine Arbeiten immer gewissenhaft durchführe. Und genau damit schaffe ich es in der Regel auch, solche Kunden zu überzeugen, dass Frauen ihre Berechtigung im Handwerk haben.

Si: Wie ist der Umgang mit männlichen Kollegen auf der Baustelle? Ist der Ton so rau, wie man sagt? Werden Sie respektvoll von Kollegen behandelt?

Stadali: In meiner Ausbildung war ich sehr viel auf Großbaustellen. Gerade am Anfang, als ich neu als einzige Handwerkerin auf die Baustelle kam, gab es viele Blicke und Sprüche von anderen Handwerkern und Kollegen.

Der Ton ist am Anfang sehr rau, weil die Herren erstmal herausfinden wollen, ob man eine kleine „Püppi“ ist oder ob man wirklich anpacken kann.

Ich habe mir aber nie die Butter vom Brot nehmen lassen und habe mir aus diesen Sprüchen nichts gemacht. Im Gegenteil, meistens habe ich mit einem Spruch gekontert, mit dem sie nicht gerechnet hatten. Und mit der Zeit, nachdem ich mich beweisen musste und konnte, wurde das Ganze lockerer und eigentlich herrscht jetzt immer eine lustige und angenehme Atmosphäre auf den Baustellen.

Meine Kollegen behandeln mich heute mit dem Respekt, den ich verdiene. Auch wenn ich körperlich einmal an meine Grenzen komme, sind die Kollegen da und helfen mir. Im Handwerk halten wir zusammen!

Si: Was kann aus Ihrer Sicht in Sachen Nachwuchskampagne und Ansprache von Frauen und Mädchen verbessert werden?

Stadali: Wenn es noch die Wahlpflichtkurse gibt (wie sie früher bei mir hießen), dann wünsche ich mir, dass an den Schulen der Kurs Handwerk eingeführt wird. Da sollten dann im wöchentlichen Wechsel die verschiedensten Handwerker/-innen aus der Region eingeladen werden, um den Kindern das ­jeweilige Handwerk vorzustellen und ­erleben zu lassen.

Nicht alle Kinder haben die Möglichkeit wie ich, mit handwerklich begabten Eltern aufzuwachsen und schon als Kind in einer Werkstatt zu werkeln. Deshalb halte ich einen solchen praxisorientierten Kurs für optimal. Ebenso wie der Werkunterricht in den Grundschulen,
in dem handwerkliches Geschick an verschiedenen Materialien getestet und erlernt werden kann.

Melissa Stadali bereitet die Wandmontage eines Waschtischunterschranks vor.
Hier bereitet sie die Wandmontage eines Waschtischunterschranks vor. – © privat

Si: Was hat Sie bewogen, ein Gesicht in den sozialen Medien zu werden? Welche Kanäle bedienen Sie und unter welchen Namen? Was kommunizieren Sie dort in erster Linie? Stehen Sie mit Ihren Followern in Kontakt?

Stadali: Tatsächlich wollte ich schon sehr lange einen Account machen auf dem ich meine tägliche Arbeit zeigen kann. Ich hatte aber lange Zweifel, ob ich es wirklich machen sollte. Warum weiß ich gar nicht so genau, denn Kommunikation liegt mir.

Im Juni 2023 habe ich mir meinen Account „lissys­handwerk“ auf ­Instagram erstellt und angefangen, meine tägliche Arbeit zu zeigen.

Gerade im SHK-Kundendienst ist jeder Tag anders und deshalb abwechslungsreich und interessant. Mein Ziel ist es, vor allem junge Menschen für das SHK-Handwerk begeistern zu können. Vielleicht schaffe ich es zu zeigen, dass wir mehr drauf haben müssen, als nur Rohre von A nach B zu verlegen und blöde Verstopfungen zu beseitigen.

Mir haben auch schon andere Mädels geschrieben, die sich zurzeit in der SHK-Ausbildung befinden, dass ich ihnen Mut mache und sie dadurch Kraft gefunden haben die Ausbildung durchzuziehen, um ihren Traum verwirklichen zu können. Wo wir wieder bei dem Thema „rauer Ton auf Baustelle“ wären. Leider haben nicht alle Mädels genügend Selbstvertrauen. Ihnen wird die Ausbildung schwerer gemacht als sie sein sollte.

Gerade für solche Gespräche bin ich offen und auch sonst stehe ich im schriftlichen Austausch mit anderen Handwerkern und Handwerkerinnen. Ich freue mich auch über konstruktive Kritik, damit ich weiter lernen und mich verbessern kann.

Auf den angebrachten Waschtischunterschrank montiert Melissa Stadali das Waschbecken.
Auf den angebrachten Waschtischunterschrank montiert Melissa Stadali das Waschbecken. – © privat

Si: Wo geht Ihre Reise beruflich hin? Was stellen Sie sich für die Zukunft vor?

Stadali: Auf jeden Fall mache ich im Oktober 2024 meine letzten beiden Meisterkurse in Vollzeit und kann dann hoffentlich im Sommer 2025 feierlich meinen Meisterbrief entgegennehmen.

Ansonsten möchte ich definitiv im Handwerk tätig bleiben. Wenn ich ehrlich bin kommt eine Selbstständigkeit für mich nicht infrage. Ich weiß aktuell nicht, ob ich diesem Druck und der Verantwortung standhalten könnte. Dazu kommt, dass ich auch gerne irgendwann Mama werden möchte und dann gestaltet sich das vielleicht auch ein bisschen komplizierter mit so einer Selbstständigkeit.

Aber das Schöne an unserem Beruf ist, dass wir immer gebraucht werden.

Auch in zehn Jahren werden die Menschen ­eine Toilette benötigen und ein warmes Haus haben wollen. Die Möglichkeit einer Selbstständigkeit bleibt also bestehen.

Si: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg in den Meisterkursen.

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Podcast Best of SHK Show

Podcast „Best of SHK-Show“

Mehr über Melissa Stadali gibt es auch im Podcast „Best of SHK-Show“ zu hören.

Maximilian Herrmannsdörfer sprach mit „Lissy“ über Ihren Meisterkurs aber auch darüber, wie es ihr gelungen ist, sich Ihren Ausbildungsplatz als Anlagenmechanikerin SHK zu erkämpfen und was Baustellentoiletten in diesem Zusammenhang bedeuten.