Interview mit Hans-Joachim Sahlmann » Tece in der Zeit nach Thomas Fehlings «

Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen seinen Gründer, Inhaber und Geschäftsführer verloren – ­innerhalb weniger Wochen erlag Thomas Fehlings einem Krebsleiden. Wie geht es weiter mit Tece? Wir sprachen mit Geschäftsführer Hans-Joachim Sahlmann.

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    Hans-Joachim Sahlmann, Geschäftsführer Tece GmbH.
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    Strategisches Geschäftsfeld WC: Zur ISH verspricht Tece-Geschäftsführer ­Hans-Joachim Sahlmann als Messeneuheit ein alternatives low-tech Dusch-WC zum Kampfpreis.

Si: Herr Sahlmann, wie wichtig war Thomas Fehlings für Tece?

Hans-Joachim Sahlmann: Thomas Fehlings war Gründer, ­In­haber und Geschäftsführer und somit die zentrale Person von Tece. Deshalb trifft uns dieser Verlust wirklich, wirklich hart. Seine Persönlichkeit personifizierte das Unternehmen, er hat die Philosophie von Tece 25 Jahre lang entwickelt und vorgelebt. Wir, das Führungsteam und die vielen Mitarbeiter, die jahrelang mit ihm zusammengearbeitet haben, haben von ihm gelernt, wie es geht und werden Tece in diesem Sinne, in seinem Geiste und mit Engagement weiterführen.

Si: Wie geht es weiter mit Tece?

Sahlmann: Was die Unternehmensstrategie angeht: Wir machen weiter wie bisher. Die Inhaberfamilie Fehlings bekennt sich zum Unternehmen und ist im Unternehmensbeirat vertreten – die Tochter und der ältere Sohn von Thomas Fehlings haben dort Sitz und Stimme. Tece ist und bleibt ein Familienunternehmen. Es war stets der Wille von Thomas Fehlings und ist auch der klare Wille seiner Kinder.

Si: Wie sind Sie nun operativ und strategisch aufgestellt?

Sahlmann: Mein Kollege André Welle und ich führen die Geschäfte im Sinne der Familie und unterstützt von einem Beirat, den Thomas Fehlings schon vor Jahren eingerichtet hat. Natürlich ist das etwas anderes, als wenn der Unternehmer am Werk ist. Aber glücklicherweise haben wir in den vergangenen Jahren einige strategische Konzepte entwickelt, auf den Weg gebracht und uns hierbei stets von der Unternehmensphilo­sophie leiten lassen. Wir konzentrieren uns auf unsere Hauptgeschäftsfelder Rohrinstallationssysteme, Spültechnik und Entwässerungstechnik – da kennen wir uns aus. Sorgen be­reiten uns zurzeit einige Auslandsmärkte; nichtsdestotrotz werden wir auch den eingeschlagenen Kurs der Internationa­lisierung konsequent fortsetzen.

Si: Was ist die Tece-Unternehmensphilosophie?

Sahlmann: Wir haben eine klar definierte Unternehmensphilosophie – die wir uns immer wieder vor Augen führen und von der wir uns leiten lassen. Charakteristisch für Tece ist eine Kultur des Fragens: „Geht das besser, schneller, einfacher – auch günstiger?“ Unkompliziertes Querdenken, mal ganz anders an eine Sache rangehen, hat sicherlich auch ein bisschen was Verspieltes, was jungen und erfolgreichen Unternehmen oft eigen ist.

Si: Aber ganz so jung ist das Unternehmen ja nicht mehr.

Sahlmann: Etwas mehr als 25 Jahre – damit gehören wir sicherlich zu den jüngeren Unternehmen in der Branche. Und wir haben uns immer wieder genau in den jungen, innovativen Themen bewegt: Als Pionier der Kunststoffrohrentwicklung zum Beispiel. Oder als Pionier der Duschrinne, bei den Stecksystemen und zunehmend sicherlich auch bei Designlösungen wie Tecelux oder den WC-Spültastern, wo wir in den vergangenen Jahren bestimmt den einen oder anderen Trend gesetzt haben. Wir sind immer früh dabei, wenn sich neue, junge Märkte auftun.

Si: Schönes Stichwort: Junger Markt. Was ist an dem Gerücht dran, dass Sie zur ISH ein Dusch-WC bringen und das zu einem Kampfpreis von 750 Euro netto?

Sahlmann: Da ist etwas durchgesickert, was schon im Vor-feld ziemlich Furore macht. Ich will das nicht dementieren, denn es ist ja etwas dran an dem Gerücht. Ein strategisches Kom­petenzfeld von Tece ist das WC. Und aus Tecelux, unserem multifunktionellen WC-Terminal, ergibt sich schon fast zwangsläufig die Notwendigkeit, ein ebenbürtiges Dusch-WC anzubieten. Das ist ein gutes Beispiel genau für diese ­Kultur des Fragens: Wie würde ein Dusch-WC aussehen, wenn Tece es entwickeln würde? Was sind die Probleme, ­weshalb diese tolle Funktionalität den Durchbruch noch nicht geschafft hat?

Si: Welche sind das?

Sahlmann: Wir haben Handel und Handwerk befragt, warum Dusch-WCs bis dato nur in relativ kleinen Mengen verkauft werden. Fazit aus den Antworten: Zu teuer, Defizite im Design, zu viel Elektronik, zu viele Tasten usw. Ich denke wir können dazu eine echte Alternative bieten – schauen Sie sich unser ­TECEone an auf der ISH.

Si: Braucht der Markt denn ein weiteres Dusch-WC?

Sahlmann: Sicherlich nicht, obschon ja zur Messe einige neue angekündigt sind. Daher war es für uns auch nie eine Alternative, den Clon eines asiatischen Tamagochi-WCs mit Sitzheizung und zuschnappendem Deckel zu entwickeln. Was unseres Erachtens fehlt, ist eine einfache, reduzierte Technik, die jeder Anwender, aber auch der Handwerker in der Montage und im Service versteht. Das alles mit einem ansprechenden Design zu einem Preis, der die Hemmschwelle beim Endkunden senkt. Sagen wir ein Volks-Dusch-WC.

Si: Welche anderen Geschäftsfelder hat sich Tece noch auf die Fahnen geschrieben?

Sahlmann: Wie schon gesagt – das WC wird wichtiger und hat auch wirklich neuen Nutzen zu bieten. Dusch-WCs, spülrandlose Keramiken, erweiterte Funktionalitäten sind hier die Stichworte. Wir glauben, dass hier noch lange nicht alle Aspekte ausgereizt sind. Aber auch bei den Entwässerungs­lösungen rund um die Duschrinne und bei den Bodenabläufen wird die Entwicklung nicht stehen bleiben. Ich glaube man kann sagen, dass wir mit dabei waren, das bodenebene Duschen neu zu definieren – mit großen Auswirkungen auch auf die Badgestaltung, auf die Badarchitektur. Hinzu kommen natürlich die Kompetenzbereiche Vorwand- und Spültechnik sowie Rohrsysteme, in denen wir ja bereits seit Jahren intelligente Lösungen anbieten. Diese Intelligenz steckt oft im Detail – herausgefunden durch eine Kultur des Fragens. Wir fragen unsere Kunden!

Si: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für die Branche und den Markt?

Sahlmann: Zum einen die enorme Konzentration im Handel. Was da läuft, kann für die Branche, für Handel, Handwerk und Industrie auf Dauer nicht gut sein. Wir brauchen einen gesunden Wettbewerb. Wir brauchen starke Marken und bekommen immer mehr Handelsmarken. Ich glaube, dass die Markenindustrie vor großen Herausforderungen steht, um sich diesen Prozessen anzupassen. Auch die Veränderungen am Point of Sale werden ab 2015 in eine neue Runde gehen. Zum anderen leidet die Branche aus unserer Sicht an der zunehmenden technischen Komplexität und im Gegensatz hierzu am Engpass bei den Verarbeitern. Das hat durchaus etwas miteinander zu tun. Die Systeme werden komplexer und gleichzeitig wird es immer schwieriger, geeigneten Nachwuchs für die Baustellen zu finden. Ein Stückweit ist das sogar innovationshemmend, da fortwährend die gleiche Technik verbaut wird.

Si: Was kann Tece dagegen tun?

Sahlmann: Wir fragen: „Geht es besser, schneller, einfacher?“. Das hilft gegen Komplexität, erleichtert die Arbeit – und bringt letztlich auch die Branche voran.

Die Tece-Gruppe hat in den vergangenen 25 Jahren ein beeindruckendes Wachstum vorgelegt: Von der Unternehmensgründung aus kleinsten Anfängen zum internationalen Konzern mit rund 1.400 Mitarbeitern.

www.tece.de