Vernetzung von Wissenschaft und Praxis

Das 22. Sanitärtechnische Symposium fand am 10. Februar 2023 zum 22. Mal am Campus Steinfurt der FH Münster statt. 360 Ingenieure, Fachplaner, Architekten und Vertreter unterschiedlicher Unternehmen kamen, um sich über die aktuellen Entwicklungen in der Sanitärtechnik zu informieren. Eine Zusammenfassung:

Themen der Sanitärtechnik zur Energiekrise: Ing. Sven Kersten (Nibe) über den effizienten Betrieb von Wärmepumpen bei höheren Temperaturen. – © FH Münster/ Maxi Krähling
Prof. Dr. Carsten Bäcker (FH Münster) über Kaltwasserzirkulation und zentrale Trinkwassererwärmung im Zuge der Energieeinsparung. – © FH Münster/ Maxi Krähling

„Die Energieeffizienz ist heute mehr Thema als je zuvor. Deshalb müssen wir auch für die Sanitärtechnik andere Energiesysteme denken. Auch, wenn es für unseren Bereich nur ein kleiner Teil ist“, sagt Andreas Braun, Vertreter des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima über die Themen des Symposiums.

Jährlich treffen sich Experten der Sanitärtechnik auf dem Campus Steinfurt, referieren und diskutieren über das Neueste aus Wissenschaft und Praxis. „Wir sind froh, wieder ausgebucht zu sein. Fachlich haben wir so viele Themen, dass wir mehrere Symposien halten könnten“, ging Prof. Dr. Franz-Peter Schmickler vom Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt auf das abwechslungsreiche Programm ein.

Neue EU-Trinkwasserverordnung

So eröffnete Privatdozent Dr. Georg-Joachim Tuschewitzki das Symposium mit einem Vortrag über die neue EU-Trinkwasserverordnung. Sie wird voraussichtlich im Frühjahr 2023 final in deutsches Recht überführt. Die Verordnung ist nicht nur umfangreicher, sie enthält auch neue hygienerelevante Aspekte in Bezug auf Blei, Legionellen und dem sogenannten Water Safety Plan.

Besonders bei Blei mussten die Grenzwerte angepasst werden. Denn in der Vergangenheit ist kein Schwellenwert beobachtet worden, unter dem keine Schädigungen bekannt geworden sind“, verdeutlichte Tuschewitzki die Giftigkeit des Metalls im Trinkwasser. So soll der erlaubte Grenzwert von jetzt 10 µg/l auf 5 10 µg/l herabgesenkt werden. Das betrifft sowohl die Werte im Trinkwasser als auch die der Werkstoffe. „Leitungen aus Blei müssen somit von den Betreibern bis 2026 entfernt oder stillgelegt werden. Das bedeutet sehr wahrscheinlich für einige Hersteller, dass die Prüfwerte einiger Legierungen nicht mehr eingehalten werden können und manche Produkte nicht mehr zum Einsatz kommen können“, erklärte er.

In Sachen Legionellen stehe mit der neuen Trinkwasserverordnung außerdem vor allem die Gesundheit der Menschen im Vordergrund. „Hier muss der Betreiber bei der Überschreitung der mikrobiologischen Paramater jetzt verpflichtend eine schriftliche Risikoabschätzung ausführen und dem zuständigen Gesundheitsamt die Überschreitung der Messwerte mitteilen“, sagte Tuschewitzki über Änderungen in der neuen Verordnung.

Kaltwasserzirkulation, Wärmepumpen, Regenrückhaltung

Auf ein großes Thema für die Trinkwasserhygiene ging Prof. Dr. Carsten Bäcker vom Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt ein. Es ging um die Kaltwasserzirkulation. Denn das Einhalten der richtigen Temperatur bei kaltem Wasser ist wichtig, um etwa einer Verkeimung mit Legionellen vorzubeugen.

Was die Energie- und Ressourcen-Sparmaßnahmen in der aktuellen Situation angeht, behandelte Ingenieur Sven Kersten vom Wärmepumpenhersteller Nibe den effizienten Betrieb von Wärmepumpen bei höheren Temperaturen. Und auch Bäcker griff das Thema der Energieeinsparung im Zusammenhang mit der zentralen Trinkwassererwärmung auf.

Des Weiteren behandelte das Symposium die Entwässerungstechnik – gerade im Blick auf die immer öfter auftretenden Starkregenereignisse. Referent Rainer Pieper stellte Chancen und Risiken der Retensionsentwässerung (Regenrückhaltung) auf begrünten Flachdächern vor.

Netzwerken gelungen

„Das Sanitärtechnische Symposium ist eine renommierte Veranstaltung, bei der Netzwerken und Austausch im Vordergrund stehen. Damit trifft das Symposium genau eine wichtige Ausrichtung unserer Hochschule, nämlich die enge Vernetzung von Wissenschaft und Praxis“, hatte FH-Präsident Prof. Dr. Frank Dellmann bereits zu Beginn des Symposiums gelobt. Die vollen Reihen und vielen angeregten Nachfragen seitens des Publikums nach jedem Vortrag gaben dieser Feststellung Recht.

Download der Vorträge

www.fh-muenster.de