Wärmepumpe: Branche fordert Maßnahmen zur Marktbelebung

Der Appell richtet sich an die Ampelkoalition. Bei einem Treffen am 24. April haben Spitzenvertreter der Wärmepumpen-Branche eine „Berliner Erklärung“ abgegeben. Der Wärmepumpenabsatz sei in den letzten Monaten erheblich ins Stocken geraten. Die Politik soll nun mit Preissenkungen für Strom und Mehrwertsteuer gegensteuern.

Gruppenbild: Vertreter der Wärmepumpenbranche auf Jahrestreffen April 2024 in der Halle des Technikmuseums Berlin. An der Decke hängen Flugzeugmodelle.
Die Spitzenvertreter der Wärmepumpenbranche bei ihrer Zusammenkunft im Deutschen Technikmuseum im April 2024 in Berlin. Sie appellieren mit ihrer „Berliner Erklärung“ an die Bundespolitiker mit Maßnahmen der aktuellen Absatzkrise gegenzusteuern. – © Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e. V.

Nach dem diesjährigen Treffen von Geschäftsführern und Führungspersonen der Wärmepumpenbranche, zieht der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) e. V. eine gemischte Bilanz. Nachdem Absatz und Installation von Wärmepumpen über mehr als 10 Jahre stetig gewachsen waren – in den letzten beiden Jahren sogar sehr dynamisch um etwa 50 % – ist der Wachstumstrend im Laufe der letzten Monate erheblich ins Stocken geraten.

Der Verband erinnert daran, dass die Bundesregierung sich vor zwei Jahren das Ziel gesetzt hatte, die Anzahl jährlicher Installationen kurzfristig auf 500.000 zu steigern. Nachdem die Branche 2023 mit 356.000 abgesetzten Wärmepumpen diesem Ziel schon sehr nahe gerückt war, rechnet der Verband im laufenden Jahr mit einem Absatzrückgang um 50 %.

Branche rechnet mit schwierigem Jahr

BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel kommentiert: „Für die Branche, die in den vergangenen Monaten erheblich in Fertigungs-, Schulungs- und Installationskapazitäten investiert hat und nun in der Lage ist, die notwendigen 500.000 Wärmepumpen pro Jahr zu liefern und einzubauen, ist das eine schwierige Situation. Zumal nicht nur in der Branche Einigkeit darüber besteht, dass sich die Wärmepumpe mittelfristig als Standardheizung durchsetzen wird.“

So belegen Umfragen laut BWP ein nach wie vor großes Interesse an der Technologie. Die Bürger wollen weg von fossilen Heizungen, sie wollen den Umstieg auf Wärmepumpen und erwarten entsprechende politische Rahmenbedingungen.

Energiepolitik verunsichert Verbraucher

Die Ampelkoalition habe mittlerweile mit der Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), der Einführung des Wärmeplanungsgesetzes (WPG), der Fortsetzung und Anpassung der Förderung (BEG) sowie der Abschaffung der EEG-Umlage längst überfällige politische Maßnahmen für die Wärmewende umgesetzt. Laut BWP erscheint es jetzt paradox, dass der Wärmepumpenabsatz nun ausgerechnet in dieser Situation zurückgeht.

„Die neue Heizungsförderung ist in vielerlei Hinsichten verbessert und sehr attraktiv, aber zu wenig bekannt und teilweise zu komplex. Diese Rahmenbedingungen treffen auf verunsicherte Bürger, die den Überblick verloren haben, welche Regeln nun für sie gelten. Beispielsweise ist in einem Großteil der ländlichen Versorgungsgebiete bereits heute absehbar, dass dort weder mit einem Fernwärmeausbau noch mit einer Umstellung von Erdgas auf Wasserstoff zu rechnen ist.“, so Dr. Sabel. Dennoch warteten nun alle zunächst auf das Ergebnis der kommunalen Wärmeplanung, was zu einer allgemeinen Zurückhaltung beim Heizungstausch führe.

Wärmepumpen-Branche: Mehr Aufklärung nötig

Kurzfristig brauche es vor allem mehr Aufklärungsarbeit zu den neuen Rahmenbedingungen am Wärmemarkt und zu den Verpflichtungen und Risiken, die man mit dem Einbau einer neuen Gasheizung eingeht und mehr Information zur neuen, sehr starken Heizungsförderung. Dazu gehöre nach der Haushaltskrise auch, mit einem klaren Bekenntnis der Regierungskoalition zur Stabilität der Förderung Vertrauen und Zuversicht zu schaffen.

Darüber hinaus verleite das aktuelle Preisverhältnis von Strom zu Gas trotz hoher Kostenrisiken dazu, zunächst weiter auf fossile Energieträger zu setzen. Sabel sagt: „Der Marktpreis für Erdgas ist über den letzten Winter deutlich gesunken und gibt den Bürgern eine trügerische Sicherheit, denn er täuscht über die zu erwartenden Preissteigerungen durch den CO2-Preis und durch die verpflichtenden Biomasseanteile beim Tausch eines alten Kessels gegen einen neuen hinweg.“

Energiepreise bleiben zentraler Hebel

Insbesondere die Absenkung der Strom- und Mehrwertsteuer seien zentrale Hebel, um das aus der Sicht der Branche benötigte Verhältnis des Strompreises zum Gaspreis von weniger als zweieinhalb zu eins herzustellen. Der Vergleich mit anderen europäischen Staaten zeige, dass dies Investitionsentscheidungen zugunsten erneuerbarer Wärme anreize. Für die konsequente Fortführung des Wärmepumpenhochlaufs erwarte die Branche von der Politik, ein Zeichen an die Verbraucher zu setzen, dass sich Abwarten beim Thema Heizung nicht lohnt.

Die vollständige „Berliner Erklärung“ der Wärmepumpenbranche zum Lesen (PDF).

www.waermepumpe.de