Holz für Wärmewende mit aktivem Waldumbau

Wie unser Wald einen möglichst hohen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, wird derzeit kontrovers diskutiert. Die Autoren der Studie „KlimaHolz“ der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) zeigen auf, wie ein aktiver Waldumbau unverzichtbar für dessen Erhalt ist. Das dabei anfallende Holz ist frei für CO2-neutrale Baumaterialien und für den Ersatz fossiler Brennstoffe.

Prof. Dr. Hubert Röder, Leiter der Studie KlimaHolz: „Schaut man auf den gesamten Wald in Deutschland, zeigt die aktive Nutzung durch Waldumbau das höchste Kohlendioxid-Reduktionspotenzial und ist damit die beste Vorgehensweise für den Klimaschutz.“ – © Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT)
Grafik des DEPI zur KlimaHolz-Studie der HSWT veranschaulicht den proaktiven Waldumbau mit positiven Klimaeffekten. (Stand Juni 2023). – © Deutsches Pelletinstitut (DEPI)
Heiße und trockene Sommer haben dem deutschen Wald teilweise stark zugesetzt. Der Borkenkäfer brütet im toten Holz und vermehrt sich dort massenweise. Forstwirte sehen es als sinnvoll an, die gefährdeten Flächen in klimatolerante Mischwälder umzubauen. – © Deutsches Pelletinstitut (DEPI)

Auf die aktuelle Studie „Klimaeffiziente Nutzung holzbasierter Ressourcen“, kurz KlimaHolz der HSWT verweist der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband e.V. (DEPV). Er hat die Studie gefördert und möchte damit einen sachlichen Beitrag zur Diskussion leisten. Den Umgang mit Wald mit Blick auf den Klimawandel beurteilen Interessenvertretungen höchst unterschiedlich.

Die am weitesten voneinander entfernten Positionen sind eine „Waldflächenstilllegung“, wie es die EU-Biodiversitätsstrategie vorsieht, und ein „proaktiver Waldumbau“. Stilllegen würde neben hohen Schäden im Zuge des Klimawandels zu einem fast 50-%-Rückgang der bisher nachhaltig anfallenden Rundholzmenge führen.

Aktiver Waldumbau

Der aktive Waldumbau hingegen ist laut Professor Dr. Hubert Röder, Leiter des Lehrstuhls für nachhaltige Betriebswirtschaft an der HSWT, dringend notwendig. „Der Holzvorrat in den meist sehr stark nadelholzgeprägten Wäldern in Deutschland ist zu hoch“, erklärt Röder. Er weist auf einen dadurch mittlerweile signifikant gebremsten Holzzuwachs hin. Die Folge aus Röders Sicht: „Die Aufnahmefähigkeit der Bäume für CO2 wird deutlich gemindert, was kontraproduktiv für den Wald als CO2-Senke und für den Klimaschutz ist.“

Mischwälder gut für Klimaschutz

Das gleichzeitige Verjüngen und der Umbau von Nadelholz-Monokulturen hin zu Mischwäldern bieten laut Wissenschaftlern die beste Lösung für Klimaschutz und Biodiversität. Röder betont: „Schaut man auf den gesamten Wald in Deutschland, zeigt die aktive Nutzung durch Waldumbau das höchste CO2-Reduktionspotenzial und ist damit die beste Vorgehensweise für den Klimaschutz.

Neben der Stärkung von Artenvielfalt, Stabilität und Zuwachs der Wälder im Klimawandel resultiert hieraus zusätzlich eine höhere Substitution und CO2-Speicherwirkung durch stofflich wie auch energetisch genutzte Holzprodukte.“ Da dieser Effekt mit der Zeit auch abnehmen wird, empfiehlt Röder den verantwortlichen Waldbesitzern den Waldumbau zeitnah anzugehen. So könne der Wald nicht nur klimaneutral wirken, sondern sogar klimapositiv.

Privatwald schneller umbauen

Vor allem Nadelholzwälder hat in den vergangenen Jahren extrem der Klimawandel mit Stürmen, Trockenheit und Borkenkäferbefall geschadet. Diese stark gefährdeten Flächen bereits frühzeitig in gemischte, stabile und klimatolerante Wälder umzubauen, sei unverzichtbar, um unsere Wälder für die Zukunft zu erhalten und Totalausfälle zu vermeiden, erklärt Georg Dischner, Leiter des Staatsforstbetriebs Kaisheim nördlich von Augsburg. Die Bayerischen Staatsforste betreiben deshalb bereits seit einigen Jahrzehnten nachhaltigen Waldumbau.

Im Privatwald verläuft diese Entwicklung noch deutlich langsamer, obwohl er besonders hohe Holzvorräte aufweist und bundesweit fast die Hälfte der Waldfläche ausmacht, erläutert Josef Ziegler, Präsident des Bayerischen Waldbesitzerverbandes. „Häufig werden die meist kleinstrukturierten Waldflächen noch als ‚Sparkasse‘ angesehen. Das bedeutet, der Zuwachs wird nicht ausreichend genutzt. Zur schnelleren Klimaanpassung muss der Baumartenwechsel in Richtung wärmetoleranter Mischwälder auch im Kleinprivatwald deutlich beschleunigt werden.“

Ausreichend Holz für Pellets

Die Studienergebnisse kommen nach Einschätzung von Martin Bentele, Geschäftsführer beim Deutschen Energieholz- und Pellet-Verband e.V. (DEPV) rechtzeitig zur aktuellen Debatte um den Einsatz von Holz im stofflichen wie auch im energetischen Bereich. Letzteren regelt künftig das viel diskutierte Gebäudeenergiegesetz (GEG).

Beim Waldumbau fällt durch Holzeinschlag einerseits mehr Waldrestholz an, aber nach dem Einschnitt auch mehr Restholz für die Pelletsproduktion und andere Abnehmer. Das Vorurteil ‚Holz sei ein knappes Gut‘ wird damit deutlich widerlegt. Das Gegenteil ist jetzt schon der Fall: Deutschland ist in der EU nicht nur das Land mit den größten Holzvorräten, sondern auch europaweit das Land mit der höchsten Pelletsproduktion und Nettoexporteur. Die von Kritikern zitierten Pelletsimporte aus Ländern, in denen der Wald nicht nachhaltig bewirtschaftet wird, sind in Deutschland die Ausnahme.“

In einem kurzen Statement fasst Prof. Dr. Hubert Röder in einem Video auf youtube die wichtigste Erkenntnis seiner Studie „KlimaHolz“ zusammen.

Studie „KlimaHolz“ (geplante Veröffentlichung Juni 2023)
www.depv.de