Haustechnik-Unternehmerin setzt auf Digitalisierung

Kathrin de Blois ist geschäftsführende Gesellschafterin der Haaß GmbH und Co. KG. Nach ihrem Studium der Wirtschaft hat sie im Familienunternehmen als Teil einer Doppelspitze mit ihrem Bruder Bernd Haaß die Fäden für die strategische Ausrichtung des Unternehmens sowie für Digitalisierung, Recruiting, Finanzen, Marketing und PR in der Hand. Zudem ist sie u. a. Mitglied im IT-Ausschuss des ZVSHK.
Kathrin de Blois ist geschäftsführende Gesellschafterin der Haaß GmbH und Co. KG. Nach ihrem Studium der Wirtschaft hat sie im Familienunternehmen als Teil einer Doppelspitze mit ihrem Bruder Bernd Haaß die Fäden für die strategische Ausrichtung des Unternehmens sowie für Digitalisierung, Recruiting, Finanzen, Marketing und PR in der Hand. Zudem ist sie unter anderem Mitglied im IT-Ausschuss des ZVSHK.
– © Haaß Haustechnik GmbH & Co. KG

Für „Frauen im SHK-Handwerk“ sprach die Si mit Unternehmerin Kathrin de Blois von der Haustechnik-Firma Haaß GmbH & Co. KG. In dem familiengeführten Unternehmen wird auf Digitalisierung besonderer Wert gelegt. Wichtig ist der Chefin de Bois ein guter Führungsstil, Offenheit gegenüber Innovationen und zeitgemäßes Handwerk.

Si: Frau de Blois, Sie sind Teil einer Doppelspitze eines Haustechnik-Unternehmens in Nordrhein-Westfalen. Wofür steht Ihr Unternehmen und wie ist es strukturiert?

Kathrin de Blois: Wir, die Firma Haaß GmbH & Co. KG, sind ein hoch innovatives, digitalisiertes und sehr gut organisiertes Unternehmen. In zweiter Ge­neration familiengeführt durch das Geschwisterpaar Bernd Haaß, Installateur- und Heizungsbauermeister, und Kathrin de Blois, Master of Science, sind wir ein junges und motiviertes Team. Den Fokus legen wir auf die Themen erneuerbare Energien, wie etwa den Einbau von Wärmepumpen, und Design-Bäder mit einer kompletten Inhouse-Abwicklung. Besonders wichtig ist uns außerdem ein guter und persönlicher Umgang mit jedem Einzelnen unserer Kunden und Mitarbeiter.

Si: Das bedeutet, Sie haben ein großes und recht junges Team?

de Blois: Wir haben rund 50 Mitarbeiter in vier verschiedenen Abteilungen.

Da uns die Nachwuchs­förderung am Herzen liegt, sind rund ein Viertel der ­Beschäftigten Auszubil­dende.

Damit kommen wir auf ein sehr junges Durchschnittsalter von 32 Jahren.

Si: Wie begegnen Sie dem Themen­komplex Fachkräftebedarf? Wie fördern und integrieren Sie den fachhandwerk­lichen Nachwuchs in Ihrem Unter­nehmen?

de Blois: Wir sind in unserer Region der größte Ausbilder und begegnen damit dem Fachkräftebedarf proaktiv. Spätestens im letzten Lehrjahr besprechen wir mit dem Azubi seine beziehungsweise ihre persönliche Zukunft. Er beziehungsweise sie wird dann in die entsprechende Abteilung versetzt und darf erste Arbeiten selbstständig ausführen – inklusive Firmenwagen, Werkzeug und Handy. Bei uns arbeitet mittlerweile sogar die zweite Generation an Mitarbeitern – und fertige Monteure erhalten wir meistens durch Empfehlungen unserer Mitarbeiter.

Si: Wie kam es dazu, dass Sie als kaufmännische Geschäftsleitung ins Unternehmen eingestiegen sind?

de Blois: Ich habe während meiner Schulzeit und meines Studiums im Nebenjob sowohl bei Konzernen als auch Familienunternehmen gearbeitet. Dabei habe ich zwei grundlegende Werte kennengelernt, die mich bis heute in meiner Arbeit prägen:

Ich möchte in einem Umfeld arbeiten, in dem Pro­bleme angepackt werden – wie im Handwerk – nur, dass ich keine handwerklichen, sondern digitale Lösungen erschaffe.

Zum anderen habe ich erlebt, dass eine gute Führung beziehungsweise Firmenkultur große Potenziale und Spaß bei Mitarbeitern wecken kann. Darum ist mir das Persönliche besonders wichtig – unsere Mitarbeiter haben Namen wie Petra oder Stefan und sind nicht die Nummer 2.478.

Si: Wie steht diese Doppelspitze weiblichen Bewerbern gegenüber?

de Blois: Wir freuen uns sehr über weibliche Bewerber und würden sehr, sehr gerne mehr Frauen einstellen! Wir haben leider erst eine weibliche Auszubildende zur Anlagenmechanikerin SHK – die macht einen super Job. Unserer Erfahrung nach gibt es immer stärkere und schwächere Azubis und das hat nichts mit dem Geschlecht, sondern vielmehr mit dem persönlichen Einsatz und der Motivation zu tun.

Si: Was waren Ihre ersten unternehmerischen Schritte in Richtung Digitalisierung und Einführung smarter Lösungen im Unternehmen?

de Blois: Als Erstes haben wir von 2012 bis 2014 unsere internen Arbeitsprozesse optimiert und digitale Schnittstellen zu unseren Zulieferern verbessert. Durch das Vernetzen und Austauschen von digitalen Dateien bei etwa Angeboten oder Rechnungen haben alle Beteiligten viel Zeit gespart.

Das letzte größere Projekt war eine Mitarbeiter-App, um eine gute und strukturierte Kommunika­tion zu und unter den Mitarbeitern zu ermöglichen – dies war insbesondere während der Corona-Zeit von großer Bedeutung.

Si: Wo geht die Reise in fünf Monaten beziehungsweise fünf Jahren hin?

de Blois: Ich habe vor einiger Zeit an einer Reise ins Silicon Valley teilgenommen und dort verschiedene Unternehmen besucht, weil mich genau diese Frage umtreibt. Wir alle erleben aktuell eine äußerst unsichere Zeit und die Politik beziehungsweise deren Auswirkung auf die Märkte, insbesondere Materialkosten und -lieferzeiten sowie veränderte Nachfragen, beschäftigen uns.
In fünf Monaten wird die SHK-Branche vor allem mit dem Einbau von Wärmepumpen und der damit verbundenen Logistik herausgefordert werden.
Wir erwarten, dass der Knoten bei den Lieferengpässen platzt und insbesondere die Teillieferungen durch Hersteller die Handwerker an die Grenzen bringt. Darauf bereiten wir uns jetzt schon vor und hoffen, dass uns zumindest die Politik in der Zeit nicht mit weiteren, teilweise unrealistischen Ideen vom Tagesgeschäft ablenkt. Betrachten wir die bereits stattfindende regionale Entwicklung, so werden in fünf Jahren nicht mehr viele SHK-Unternehmen in Familienhand sein, sondern Investoren, Hersteller oder Netzbetreiber werden im Hintergrund agieren. Wir sehen hier für uns einen klaren Wettbewerbsvorteil, da wir als Familienunternehmen mehr Menschen – sowohl Mitarbeiter als auch Kunden – für uns gewinnen können. Gerade im Bausektor werden viele ein­fache Arbeiten wegfallen und durch 3D-Drucker ersetzt werden, die nicht mehr nur Beton drucken können.

Da im Handwerk aber viele Arbeiten sehr individuell sind, es eine große Jobsicherheit gibt und es einen großen Teil zur Klimaerhaltung beiträgt, er­war­te ich bei jungen Menschen ein erhöhtes Interesse an handwerklichen Berufen.

Si: Vielen Dank für diesen Einblick und das Gespräch. (sts)

______________________________________________________________________________________________________________________

Prämiertes Haustechnik-Unternehmen

Die Haaß GmbH & Co. KG setzt auf die Möglichkeiten der Digitalisierung: Dazu gehören die Nutzung von 3D-Brillen bei der Badplanung sowie die Online-Aufschaltung der Heizungsanlage inklusive Fernwartung. Die Monteure haben immer auch Tablet und Smartphone dabei, denn die Dokumentation ist bei Installationsmaßnahmen ebenso Standard wie Zeiterfassung und Arbeitsbericht. Datener­fassung, -auswertung und
-steuerung besitzen eine herausgehobene Stellung. Die durchorganisierten technologischen Vorgänge erstrecken sich auch auf die Beziehungen zu Lieferanten, deren Angebote etc., die ausschließlich digital ablaufen.

Ergebnis der Digitalisierung

Im Projektbereich wurden etwa 3.000 Stunden eingespart. Beim Materialeinkauf konnten binnen zwei Jahren mehr als 5 % eingespart werden. Die Rechnungsprüfungen wurden von 60 auf 100 % gesteigert und die Zeit bis zum Zahlungseingang im Kundendienst von acht auf drei Tage reduziert. Das Unternehmen wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. So gehörte es 2018 zu den Preisträgern des von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und der Rheinischen Post ausgetragenen Wettbewerbs „NRW – Wirtschaft im Wandel“ und wurde für seine Leistungen im Bereich der Digitalisierung geehrt. 2021 wurde Haaß zudem auf dem 6. Tag des Deutschen Mittelstands als „Digitaler Problemlöser“ prämiert. Gewürdigt wurde die Einführung einer eigenen Mitarbeiter-App für den datenschutzkonformen Austausch zwischen den Mitarbeitern sowie die offensive digitale Kompetenz des Unternehmens bei der Einstellung von Auszubildenden.

www.haass-haustechnik.de