Pille gegens Bäuerchen

Das Medikament Mootral soll flegelhaftem Verhalten bei Kühen Einhalt gebieten.
Bild: Si, Fotolia/davis

 

Der Pfiffikus ist die Diskussionen langsam leid; Autos, Fernreisen, Fleisch, Heizwärme – alles, was Spaß und das Leben angenehmer macht, ist schlecht fürs Klima.

Ständig soll der Verbraucher vernünftig sein und seine Konsumwünsche überdenken. Da lässt ihn eine Zeitungsmeldung aufhorchen. Darin wird nicht der Mensch, sondern die Kuh als Klimasünder Nummer eins gebranntmarkt. Endlich ist ein anderes schwarzes Schaf, Verzeihung, Rind gefunden! Zumindest lässt das die neueste Errungenschaft der Pharmaindustrie vermuten. Eine Pille namens Mootral (gesprochen „Muh-Tral“) soll Rindern das Aufstoßen austreiben. Denn die setzen durch ihre Rülpserei so viel Methan frei, dass dies ernstzunehmende Folgen für die Umwelt habe, heißt es.
Das Schweizer Pharmaunternehmen Zaluvida nimmt den Klimaschutzplan der Bundesregierung sehr ernst und will Bauern helfen, bis 2030 ihre CO2-Emissionen um ein Drittel zu senken. Natürlich gibt es auch andere Tendenzen; Greenpeace schlägt z.B. vor, dass die Bevölkerung ihren Fleischkonsum einfach halbiere, und das Umwelt­bundesamt fordert höhere Mehrwertsteuern auf Milch und Fleisch – aber welcher Bürger will sich schon von ­Klimaschützern ins Essen quatschen l­assen? Kalbschnitzel, Rindergulasch und Roulade gehören schließlich zum deutschen Kulturgut und sollen gefälligst bezahlbar bleiben.
Sollen die Kühe eben Medikamente schlucken. Zaluvida-Chef Christoph ­Staeuble setzt dabei auf die Kraft der Stinkeknolle: Das Mittel der Wahl besteht aus Knoblauch- und Citrusextrakt, das den Bakterien in den vier Kuhmägen die Methan-Produktion verleidet.
Die Rechnung, die dahintersteckt: ­Treibhausgas wirke 25-mal schlimmer als CO2, weswegen die Kuh das Klima ebenso stark belaste wie ein Auto. Bei 1,5 Milliarden Kühen weltweit ein erheblicher Faktor. Das klingt plausibel. Aber deswegen soll die Kuh kein Bäuerchen mehr machen dürfen?
Wenn es nach Straeuble geht, herrscht ab sofort Rülpsverbot in deutschen Ställen. Schließlich kommen „90 % vorne raus und nur 10 % hinten“, gibt er zu bedenken. Mit seiner Pille könne er die Treibhausgas-Emissionen sofort um ein Drittel senken, einen ähnlichen Klimaschutzeffekt im Automobil- oder Kraftwerksbereich sei nur mit Hilfe von Milliarden-Investitionen zu erziehen. Zudem wären neue Infrastrukturen, Verbote und Gesetze nötig. Die Anti-Rülps-Pille sei da der einfachere Weg. Zudem erhöhe sie die Verdauungsleistung der Kühe, da die Bakterien im Magen des Wiederkäuers weniger Nährstoffe wegmampfen. In der Folge setze das Rind schneller Fleisch an. Die Bauern haben nach Straeubles Rechnung die 50 Euro im Jahr für den Wirkstoff schnell wieder refinanziert.
Ob Milch und Steak in Zukunft nach Knoblauch schmecken, fragt sich der Pfiffikus. Strauble gibt Entwarnung – das Medikament sei ein nebenwirkungsfreies Naturprodukt und lasse sich aus Milch und Fleisch nicht heraus­schmecken. Na dann: guten Appetit!

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