Aufstehen bitte!

Diese schräge Toilettenerfindung sorgt für Empörung.
Foto: Si, StandardToilet.net

Effizienz – dieses Wort ist in der modernen Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken. In allen möglichen Bereichen streben Unternehmen danach effizient zu sein: Bei der Arbeitsplanung, der Personalbeschaffung, im Service, der Produktentwicklung und, und, und.Dass die stetige Verbesserung und Beschleunigung von Prozessen nun auch das ­stille Örtchen erreicht hat, mag da nicht verwundern. Denn gerade die Toilette gilt für viele Angestellte noch als Ort des Rückzugs und der Entspannung. Ein Klogang kann da schnell mal ein bisschen länger dauern. Genau das will ein Start-up aus Großbritannien in Zukunft mit einer Erfindung unterbinden: der unbequemen Toilette. Ein Gefälle von 13 % macht das Sitzen zwar möglich, aber unangenehm. Das Ziel: Sitzende sollen nach getätigtem „Geschäft“ schnell wieder aufspringen und weiterarbeiten.
Mit ihrem Optimierungswillen will die Firma StandardToilet künftig privates Handy-Daddeln auf dem stillen Örtchen unattraktiv machen. Laut Unternehmensmeldung soll die patentierte Rutschtoilette in Unternehmen weltweit die „Effizienz und Profite erhöhen durch das Reduzieren der Social-Media-Nutzung“. Auf ihrer Website bekräftigt Start-up-Gründer Mahabir Gill den Sinn dieser Maßnahme mit Zahlen: Allein in Großbritannien kosten die Toiletten­pausen der Mitarbeiter ihre Arbeit-
geber 4 Mrd. Pfund (4,7 Mrd. Euro) pro Jahr. Wie diese Zahlen erhoben ­wurden, bleibt ungewiss, aber sicher ist: So geht das nicht. Und um auch dem Mitarbeiter etwas Gutes zu tun, wird die ­gesundheitsfördernde Wirkung der Innovation betont: Laut medizinischen Studien verursachen traditionelle WCs Hämorrhoiden und schwächen die ­Beckenmuskeln. Das schräge Klo dagegen trainiere dieselben und verbessere dadurch die Mitarbeitergesundheit. Also mache es Arbeitgeber wie Arbeitnehmer glücklich.

Der Pfiffikus kann angesichts dieser Erfindung nur den Kopf schütteln. Manche Marktneuheiten sind einfach zu fies, um wahr zu sein. Twitternutzer reagierten empört und ersannen erste Hilfsmaßnahmen gegen schräge Toiletten, wie z. B. einen Klositzkeil, der die Fläche wieder ebnet. Man könne sich auch rittlings auf das Arbeitgeberklo setzen, um den Effekt umzukehren. Gelegentlich überschneiden sich ernstgemeinte, dem ­Kapitalismus dienende Innovationen mit derbem Internethumor, weiß auch Spiegel-Autor Benjamin Maack und recherchiert nach – ob es die Firma StandardToilet tatsächlich gibt, bleibt ungewiss. Aber dass die Erfindung des fiesen Klos durchaus vorstellbar ist, zeigt: In der ­Arbeitswelt läuft was schief, auch ohne schräges Klo.

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