Große Träume im Miniaturland

 

Mit dem Einstieg in den Kleinstanlagenbau will ein Unternehmen Puppenhäuser mit funktionierenden Sanitäreinrichtungen ausstatten. Fotos: Si, Caverion
Mit dem Einstieg in den Kleinstanlagenbau will ein Unternehmen Puppenhäuser mit funktionierenden Sanitäreinrichtungen ausstatten.
Fotos: Si, Caverion

Neulich hat der Pfiffikus eine Meldung gelesen, die ihn zunächst stutzig gemacht hat. Da hat ein Unternehmen erklärt, ab sofort in den Kleinstanlagenbau einzusteigen. „Wie klein?“, hat er sich sofort gefragt. Klein wie ein Heizkörper, wie ein Waschbecken oder wie eine Rohrzange? Die Antwort wurde auch direkt geliefert: Klein wie ein Puppenhaus. Doch geht es nicht um Produkte in der Größe von Puppenhäusern – es geht um tatsächliche Puppenhäuser. „Das ist jetzt aber mal wirklich eine innovative Idee“, hat sich der Pfiffikus dann gedacht und weitergelesen.

Das Unternehmen gab in der Mitteilung an, mit der Ergänzung seines Leistungsportfolios durch die „Tiny Solution Services“ auf die steigende Nachfrage nach modernen Lebens- und Arbeitswelten für Puppen zu reagieren. Und es stimmt auch, dachte sich der Pfiffikus. Puppen haben in der Regel trotz aller Annehmlichkeiten in ihren eigenen drei Wänden oft nicht mal ein Dach über dem Kopf. Über den nicht angeschlossenen Ofen oder die komplett fehlende Toilette etwa brauchen wir gar nicht erst reden. Da sitzt sie dann, die Puppe. In ihrem eigenen kleinen Rückzugsort, der aber doch für jedermann problemlos einsehbar ist. Privatsphäre? Eher nicht.

Die Standards bei Puppenbauten sind bislang generell ernüchternd, erklärt das Unternehmen. „Größtenteils verfügen die Gebäude nicht einmal über funktionsfähige Sanitäranlagen“, so ein Sprecher. Großen Nachholbedarf gebe es auch in Sachen Brandschutz und Gebäudesicherheit. „Auch unautorisierte Personen haben Zugang zu den meisten Häusern. Das stellt einen großen Störfaktor dar.“ Wie muss es da den armen Puppen gehen, denkt sich der Pfiffikus.

Handwerker im Taschenbuchformat

Für den neuen Geschäftsbereich sei man bereits intensiv auf der Suche nach qualifiziertem Fachpersonal. Vorerfahrungen im Modellbau sollen von Vorteil sein, erklärt das Unternehmen. Aber wieso? Wäre doch viel praktischer, wenn der SHK-Handwerker selbst nur 20 cm groß wäre. Da gäbe es keine Probleme, durch die Puppen-Haustüre zu kommen. Bei einem Kaffee könnte er mit den Bewohnerpuppen über die geplanten Einbaumaßnahmen sprechen und ihre Tapetenwahl komplimentieren. Und wenn sie große Augen machen, dann wüsste er auch, dass es nicht an
dem Angebotspreis liegt.

Zur Arbeit könnte er über den Spielzeugteppich mit Straßenaufdruck in seinem Modellbau-Lieferwagen fahren. Vorbei an Lego-Burgen und einfachen Holzklotzbauten. Zudem könnte er unterwegs die beeindruckende Fauna in der Umgebung betrachten. Tiere aus Stoff und Plüsch, manche so groß wie zwei Puppenhäuser übereinander, und Plastikpferde von Playmobil würden die Landschaft säumen.

„Das klingt ja alles zu gut, um wahr zu sein!“, hat der Pfiffikus dann skandiert und leider damit auch schon den Haken an der Geschichte entlarvt. Das Datum der Aussendung der Mitteilung: Der 1. April. April, April.

Schlechte Nachrichten also für alle Puppen, deren großer Traum es ist, funktionierende Sanitäranlagen, Heizkörper oder Klimaapplikationen in ihren Haushalten zu haben. Vielleicht wäre es eine
Lösung, die eigene Körpergröße wie Super Mario per Pilzessen einfach um ein Vielfaches zu erhöhen. Dann könnte man auch aus dem kleinen Puppenhaus ausziehen und in einem richtigen Haus
wohnen. Mit mehreren Räumen. Dann klappt es ganz bestimmt auch mit Klo und Heizung.

Ihr

Pfiffikus
(pfiffikus@at-fachverlag.de)

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