Berliner Klokultur

Start der geführten Klotour durch Berlin: Das grüne Toilettenhäuschen, das Berliner auch Café Achteck nennen.
Fotos: Adobe Stock/Eric, Si

Die deutsche Hauptstadt ist um ein Event reicher: Im Rahmen der „Tour de Toilette“, einer neuen Form der Stadtführung, können nicht nur Touristen in Berlin alles rund um die Geschichte der Notdurft erfahren. Auch Einheimische lernen, wo man hingehen muss, wenn man mal muss. Der Pfiffikus ist begeistert – endlich mal eine Sightseeingtour, die genau sein Interessengebiet trifft. Entschlossen reist er nach Berlin, um sich eine ordentliche Portion Klokultur zu gönnen.
Startpunkt ist eine öffentliche Toilette am Gendarmenmarkt aus dem Jahre 1880. Das grüne Toilettenhäuschen wird scherzhaft als Café Achteck bezeichnet. „Der Name stammt daher, dass man hier seinen Kaffee wegbringen konnte“, erklärt Anna Haase, Wahlberlinerin und Expertin rund um die Toilettenhistorie Berlins. Als Nächstes führt sie den ­Pfiffikus zu modernen Sanitäranlagen der ­Extraklasse, die eher an ein Spa als an ein öffentliches WC erinnern, und zu Pissoirs aus schlesischem Marmor am Potsdamer Platz. Dort, im Café Kaisersaal, hat sich einst schon Kaiser Wilhelm II. erleichtert. Aber die Klokultur Berlins hält auch dunkle Kapitel bereit; denn öffentliche Toiletten könnten dort bald rar werden. Die Wahl GmbH, eine Firma für Außenwerbung, betreibt derzeit noch 244 öffentliche Sanitäranlagen in Berlin. Ende 2018 läuft deren Pachtvertrag jedoch aus und wenn die Firma dann nicht mehr „in Klos macht“, muss der Berliner notgedrungen einhalten. Der Pfiffikus seufzt.

Die Tour führt weiter nach Charlottenburg in die Kneipe „Das Klo“. Dort präsentiert Haase ihren Gästen ein japanisches Dusch-WC. Im Etablissement wird dem Pfiffikus anschließend ein ­Liter Bier im Nachttopf serviert, für die Halbe greift der Barkeeper zur Urin­flasche. „Unglaublich, was die Hauptstadt an kulturellen Einblicken bereithält“, denkt sich der Pfiffikus und ist erfreut, dass die Eventszene Berlins ­endlich auch ­etwas Passendes für ­Sanitär-Fachmänner bereithält.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert