Bidirektionales Laden

„„Was die Sonnenscheindauer betrifft, liegt das Frühjahr 2022 laut Statista schon über dem vieljährigen Mittelwert…“, dröhnt es aus dem Autoradio vom Nachrichtensprecher, während der Pfiffikus gerade mit dem E-Auto unterwegs ist. 2022 gab es schon so viel Sonne und auch so viel Wind, denkt er sich.

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Nur dumm, dass diese Energie nicht so zur Verfügung steht, wie man sie braucht. Über Speicherung könnte man das puffern, aber woher sollen die kommen und wo sollen die installiert werden? So sinniert der Pfiffikus und merkt nicht, dass er schon mitten in einem Lösungsansatz sitzt. „Die Bundesregierung geht derzeit von mindestens 15 Millionen vollelektrischen PKWs bis 2030 aus. Das ist ein immenses Potenzial für bidirektionales Laden. Wenn wir die Kapazität dieser mobilen Speicher nutzen, wäre das nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Stabilität der Stromnetze, sondern wir könnten so auch die Energiewende und damit die Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesellschaft weiter vorantreiben“, sagt Ralf Klöpfer, Vorstandsmitglied der MVV Energie AG und einer der Initiatoren der neuen „Initiative Bidirektionales Laden“, die im Herbst 2021
gegründet wurde.

Die Initiative ist ein Zusammenschluss von Unternehmen der Automobil-, Energie- und Ladeinfrastrukturbranche, die von einer Parkhausgesellschaft, einem Softwarespezialisten sowie zwei Beratungshäusern flankiert werden. Die Technologie des bidirektionalen Ladens ist ein neuer, vielversprechender und dezentraler Ansatz, bei dem die Batterien von Elektrofahrzeugen sowohl be- als auch entladen werden können. So werden sie zu einer relevanten und flexiblen Speicherkapazität für das Stromnetz, das mit voranschreitender Energiewende einen höheren Bedarf an flexiblen Speichern hat, um die Anforderungen der Sektoren wie Strom, Wärme und Mobilität zu bedienen und gleichzeitig das Netz stabil zu halten. Die Technologie befinde sich in einem fortgeschrittenen Entwicklungsstadium, erklärt Martin Roemheld von der VolkswagenTochter elli, die sich ebenfalls an der Initiative beteiligt.

Aber: „Noch fehlen die regulatorischen Rahmenbedingungen, um das bidirektionale Laden auch für alle Beteiligten interessant zu machen.“ Die insgesamt 17 Mitglieder wollen sich dafür einsetzen, diese für das bidirektionale Laden notwendigen regulatorischen Rahmenbedingungen zielführend voranzubringen, um es so auch wirtschaftlich für Unternehmen wie Verbraucher interessant zu machen.

Dazu stellt die „Initiative Bidirektionales Laden“ ein Positionspapier zur Förderung der Technologie vor, das konkrete Schritte für die Markteinführung aufzeigt. So ist z. B. der Ausbau der Kommunikationsinfrastruktur durch eine gezielte Beschleunigung des Smart-MeterRollouts durch Anreize für den freiwilligen Einbau von intelligenten Zählern notwendig. Oder die Stromnebenkostenbefreiung für mobile Speicher durch
Gleichstellung mit stationären Speichern, um eine drohende Doppelbelastung von als Speicher genutzten Elektrofahrzeugen zu verhindern.

Details zu den Forderungen können ausführlich im aktuellen Positionspapier der „Initiative Bidirektionales Laden“ z. B.
auf der Website des Verbandes für die Elektroindustrie ZVEI unter www.zvei.org/themen/mobilitaet/papier-zu-bidirektionalem-laden-rueckspeisung nachgelesen werden.

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