Geflügelter Walfisch

An den Stau auf den Straßen auf dem Weg zur Arbeit hat sich der Pfiffikus inzwischen gewöhnt. Im Sommer kann er da bei schönem Wetter und heruntergeklapptem Verdeck immerhin den freien Himmel genießen. Doch auch dort könnte es schon bald deutlich hektischer zugehen.

Die „Orca“-Drohne von Traverse Aero mit geöffnetem Laderaum in der Startposition.
Die „Orca“-Drohne von Traverse Aero mit geöffnetem Laderaum in der Startposition. – © Screenshot www.traverseaero.com (Stand 29.01.2024)

Das im kalifornischen Silicon Valley ansässige Start-up Traverse Aero hat nämlich kürzlich die wohl größte Drohne der Welt vorgestellt. Die „Orca“ genannte Drohne kann eine Last von 250 kg mit einer Fluggeschwindigkeit von 225 km/h 1.000 km weit transportieren. Dabei nutzt sie neun elektrisch angetriebene Motoren. Da ein Batteriebetrieb nur bei weit weniger Nutzlast möglich wäre, hat Traverse Aero die Orca mit einem benzinbetriebenen Generator ausgestattet.

Luft und Wasser

Ursprünglich war die Drohne für militärische Einsätze konzipiert. Nachdem die Marine der USA 2023 eine von Boeing entwickelte U-Boot-Drohne bekommen hatte, sollte die neue fliegende Orca der U.S. Army zugute kommen. Das 25 m lange, 80 t schwere Unterwasser-Gerät mit dieselelektrischem Antrieb, ebenfalls Orca genannt, kann Minen legen, die elektronische Kriegsführung unterstützen, den Meeresboden vermessen und Überwachungsmissionen unter Wasser übernehmen.

Die fliegende Orca scheint jedoch eher für zivile Zwecke interessant. Sie ist mit der Infrastruktur auf Handelsschiffen kompatibel und in der Lage, Nutzlasten aufzunehmen, die auf Transportpaletten in Standardgröße gestapelt sind. Ebenso kann sie Waren, die verschifft werden sollen, abholen und auf Paletten stapeln. Der US-Dienstleister Ghenus Air, der unter anderem Taxiflüge anbietet, hat bereits 20 Orcas bestellt.

Drehbare Flügel

Die acht Flügel, jeder mit eigenem Motor, können für Start und Landung nach unten geklappt werden, sodass das Fluggerät senkrecht starten kann. Hat es seine Reisehöhe erreicht, werden die Flügel wieder in die Waagerechte geschwenkt, um einen schnelleren Vorwärtsflug zu ermöglichen. Der neunte Motor ist starr am Heck befestigt und nur für das Vorankommen gedacht. Auf dem Weg zu seinem Ziel folgt die Orca einer einprogrammierten Route.

Ein Co-Pilot kann aus der Zentrale heraus per Fernsteuerung falls nötig eingreifen. Die Drohne ist so konzipiert, dass sie mit abmontierten Flügeln in einem 20-Fuß-Standard-Container zum Einsatzort gebracht werden kann. Zwei Personen können sie dort entladen und die Flügel anschrauben. Nach nur 30 Minuten soll die Orca startklar sein. Außer als Frachter soll sich das Gerät auch zum Abtransport von Verletzten oder als mobile Plattform zum Aussetzen von kleinen Drohnen eignen.

Definitiv eine spannende Entwicklung, denkt sich der Pfiffikus. Wenn sich derartige Geräte im großen Stil durchsetzen sollten, fällt vielleicht künftig der eine oder andere Transporter auf unseren Straßen weg. Das hätte doch was!

Ihr
Pfiffikus