Kraftwerk für den Garten

Neuartige Schwachwind-Rotoren und Wasserstofftanks mit eingebauten Sicherheitssensoren sollen in windschwachen Regionen wie der Lausitz Kleinwindkraftanlagen für den Privatgebrauch möglich machen. – © Fraunhofer IAP, Si

Erst letztens flatterte dem Pfiffikus, neben zahlreicher Werbung, Umsonst-Zeitungen und Rechnungen, eine Stromerhöhung ins Haus. Da dachte er sich, wieso kann man seine Energie eigentlich nicht selber erzeugen.

Die Experten des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Polymerforschung IAP und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg sind dem Pfiffikus schon einen Schritt voraus. Zusammen mit dem Industriepartner EAB Gebäudetechnik Luckau arbeiten sie an einem Wasserstoffkraftwerk für den Garten. Kern der Entwicklung sind zwei Technologien: Zum einen soll Wasserstoff per regenerativer Energien erzeugt werden – dazu wird eine kleine und effiziente Windanlage entwickelt. Zum anderen muss der Wasserstoff zwischengespeichert werden, dafür werden sichere Wasserstofftanks benötigt.

„Das Windrad wird so klein ausgelegt sein, dass sich auch Privatleute eine solche Anlage in den Garten stellen können“, erklärt Prof. Holger Seidlitz, Leichtbau-Spezialist an der BTU Cottbus-Senftenberg und Leiter des Forschungsbereichs „Polymermaterialien und Composite PYCO“ des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Polymerforschung IAP am Standort Wildau. „Der Wasserstoff wird dann vor Ort in einem kleinen Elektrolyseur erzeugt und im Tank gespeichert.“

Bei der Konstruktion der Rotorblätter konnte im Vergleich zu herkömmlichen Kleinwindanlagen bereits 30 % der Masse eingespart werden. Ein besonderer Clou dabei: Die Schwachwind-Rotoren aus Faserverbundwerkstoff sollen selbst Starkwinden standhalten und sich aufgrund ihrer Beschaffenheit bei Sturm elastisch verbiegen und sich so selbst aus dem Wind drehen.

Auch bei den Wasserstofftanks setzen die Partner auf innovative Ansätze. Bestehen Wasserstofftanks für die Industrie klassisch aus großen druckfesten Stahlbehältern; für das Garten-Wasserstoffkraftwerk sollen sie aus Carbonfaser-Verbunden gefertigt werden. Das ist wesentlich leichter, materialsparender und handlicher. Um aber die Sicherheit dieser Tanks zu gewährleisten – und damit Undichtigkeiten zu erkennen – bauen die Experten in den Behältern Sensoren ein. Dieses Frühwarnsystem ist eine wichtige Voraussetzung für einen künftigen sicheren Einsatz beim Endkunden. Diese Tanks halten ansonsten aber viele hunderte Bar Druck aus.

Dezentrale Kraftwerke für den Garten sind also auf dem Weg. Für unseren Pfiffikus geht das aber nicht schnell genug und er hat jetzt auch schon eine Idee, wie er sich von Stromerhöhungen unabhängig machen kann. Sein innovativer Ansatz: Aus den zahlreichen Postwurfsendungen, Zeitschriften und unnützen Rechnungen kann man doch auch Energie gewinnen, wenn man sie verbrennt, einen Teekessel damit erhitzt und darüber eine herkömmliche Dampfturbine antreibt. Schon macht sich der Pfiffikus auf den Weg in seinen Hobbykeller …

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