Lieber mal Danke sagen

 

Den Auszubildenden mehr Wertschätzung entgegenzubringen, steigert die Motivation und ist gut für das Betriebsklima.
Fotos: Si, karepa – stock.adobe.com

 

Ein gutes Betriebsklima ist wichtig, ab und zu ein Witz oder ein kleiner Streich muss erlaubt sein, findet der Pfiffikus. Ihm ist ein gutes Miteinander und gemeinsames Lachen mit seinen Mitarbeitern wichtig – schließlich verbringt man mit den Arbeitskollegen ziemlich viel Zeit.Ein kleiner Spaß gehört für ihn deshalb zur Arbeit dazu, alles in ­Maßen versteht sich. In letzter Zeit hat der ­Pfiffikus allerdings immer wieder Videos im Internet gesehen, in denen Azubis veräppelt werden. Da wird der Lehrling im Netz vorgeführt und zur Witzfigur degradiert. „Muss das sein?“, fragt sich der Pfiffikus da.
Das Handwerk ringt seit Jahren um Nachwuchs und jedes Jahr bleiben viele Ausbildungsplätze unbesetzt. Laut ­Zahlen der Bundesagentur für Arbeit kommen auf 100 freie Arbeitsplätze im SHK-Bereich nur 35 Arbeitskräfte, d.h., ganze 65 Fachkräfte fehlen.
Im Jahr 2016 blieb im Handwerk jeder zehnte Ausbildungsplatz frei. Der Fachkräftemangel ist allgegenwärtig und Nachwuchs rar. Ist es da wirklich nötig, die vorhandenen Lehrlinge viral bloß­zustellen?
Es soll nicht darum gehen, kleine Scherze grundsätzlich zu verteufeln – auch der Pfiffikus sollte in seiner Ausbildung Gewichte und eine Ersatzluftblase für die Wasserwaage besorgen. Er ist tatsächlich darauf reingefallen. Damals musste er selbst darüber lachen. ­Späße wie diese gibt es viele: Vom Siemens- Luft­haken, dem WLAN-Kabel oder dem verstellbaren Augenmaß haben ­bestimmt die meisten schon mal gehört. Und manch einer fällt eventuell heute noch auf einen dieser Klassiker rein. Wenn alle Beteiligten darüber lachen können, ist das kein Problem. Dennoch sollte alles im Rahmen bleiben – und vor allem im Betrieb. Ein Video davon online zu stellen, hilft keinem. Wäre es nicht besser, dem Nachwuchs öfter seine Wertschätzung zu zeigen, überlegt der Pfiffikus. Aber wie stellt man das am besten an? Im stressigen Arbeitsalltag und zwischen Kunden, Büro und Termindruck ist das nicht immer leicht. Der Motoren- und Ventilatorenhersteller ebm-papst hat eigene Wege gefunden, um seinen Auszubildenden Vertrauen zu zeigen: In einer Medien AG können die Azubis Themen und Projekte, die ihnen wichtig sind, mithilfe von Film, Internet und Fotografie kreativ aufbereiten und präsentieren. Unter anderem dokumentiert die AG Veranstaltungen von ebm-papst wie „Jugend forscht“ oder den „ebm-papst Marathon“. Außerdem gibt es sogenannte „Energiescouts“. Die Azubis suchen eigenverantwortlich und ausgestattet mit verschiedenen technischen Geräten nach Möglichkeiten, noch mehr Energie einzusparen. In ­beiden Fällen handeln die Auszubildenden selbstständig. Gerade in kleineren Betrieben ist das schwer umzusetzen, das ist dem ­Pfiffikus klar. Dennoch kann der Großbetrieb als Denkanstoß dienen, Möglichkeiten gibt es schließlich viele. Wertschätzung zeigen fängt bei kleinen Dingen an: Warum nicht mal den Azubi mit zum Kundentermin nehmen? Eine Lehrlingsfahrt veranstalten oder kleine Reparaturen eigenständig durchführen lassen? Da findet bestimmt jeder Betrieb eine passende Lösung.
Uwe Schäffer aus Karlsruhe zum Beispiel bietet in seinem SHK-Betrieb ­einen sogenannten „Azubi-Tarif“ an. Der Auszubildende darf eigenverantwortlich kleinere Aufträge selbst übernehmen, der Kunde zahlt einen geringeren Betrag für die Arbeit – eine Win-win-Situation. Der Pfiffikus wird in seinem Betrieb in Zukunft mehr darauf achten, wie er mit seinen Azubis umgeht. Vielleicht haben Sie ja ein paar Anregungen
und Tipps.

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