Nachruf auf die FDP

10_2013_Pfiffikus

 

 

Der Pfiffikus weiß nicht, ob er über den Ausgang der Bundestagswahl lachen oder weinen soll. Gnadenlos wurde Deutschlands Freie Demokratische Par­tei aus der Regierung herausgewählt – und ganz aus dem Parlament getilgt. Dabei saß die FDP seit 1949 ununter­brochen im Deutschen Bundestag, sie war als kleiner Koalitionspartner mehr als 40 Jahre an Regierungen beteiligt.

Nun ist die FDP ja im allgemeinen Po­litikverständnis eher als Partei der Bes­serverdienenden verschrien, zu diesem Personenkreis zählt sich der Pfiffikus al­lerdings nicht unbedingt dazu. Aber die Freidemokraten hatten sich in den 80er- und 90er-Jahren durchaus erfolgreich hier und da mit unternehmerfreundli­cher Politik für den Mittelstand einge­setzt. Eine Gruppe, der sich der Pfiffikus dann doch wieder zugehörig fühlt mit seinem soliden SHK-Handwerksbetrieb.

In der Vergangenheit hatte sich die FDP zwar immer gut verkauft, bei der letz­ten Regierungsteilnahme aber hat sie sich ausverkauft, sagt der Pfiffikus. In den zurückliegenden vier Jahren ist die FDP vom ernst zu nehmenden Politikge­stalter verkommen zu einer reinen Kla­mauktruppe. Sie taugte allenfalls noch als Mehrheitsbeschaffer für die vergan­gene Merkelsche Regierung. Da gab es kein Pardon mehr, auch nicht von bis dato FDP-treuen Handwerkern.

Die Liste der Peinlichkeiten in der ab­gelaufenen Koalition mit der CDU/CSU ab 2009 war einfach zu lang, als dass Lindner, Rösler und Co. sie hätten hin­ter ihren Rücken verstecken können vor dem Wahlvolk.

Das fing an mit der verdeckten Spende der Mövenpick-Hotelkette an die FDP und die flugs darauf erfolgte Senkung der Mehrwertsteuer für Hotels.

Dem Pfiffikus in Erinnerung geblieben ist auch Ex-Wirtschaftsminister Rainer Brüderle, der im vertrauten Kreis wein­beseelt mit Wirtschaftsbossen plauder­te und zu später Stunde Zugeständnisse gemacht hat, die deutlich jede „political correctness“ unterlaufen haben.

Und dann muss der Pfiffikus gleich noch mal Rainer Brüderle erwähnen. Der, er­neut weinbeseelt, zu später Stunde an einer Journalistin herumbaggert, die da­raus kurzerhand einen handfesten Sexis­mus-Skandal strickt. Die Liste ließe sich noch ein gutes Stück fortführen. Bis hin zu Aufträgen an Anwaltskanzleien, die für FDP-geführte Ministerien Gesetze schreiben durften. Da stellte sich dem Pfiffikus schon mal die Frage: Was un­ternehmen die eigentlich noch für mich?

Aber eine Person möchte der Pfiffikus von seiner Schelte nicht betroffen wis­sen: den letzten großen FDP-Politiker von Format, Guido Westerwelle. Er hat, man kann es nicht anders sagen, Eier in der Hose. Ihm ist es bis zur Bundes­tagswahl 2009 gelungen, die FDP als ordentliche Oppositionspartei zu profi­lieren. Der Lohn war vor vier Jahren das beste FDP-Wahlergebnis aller Zeiten als Eintrittskarte in eine CDU-geführte Re­gierung mit Chefin Angela Merkel.

Davon ist die Partei im Jahr 2013 weiter entfernt als je zuvor. Der FDP bleibt so­gar die Oppositionsrolle verwehrt.

FDP-Politiker von Format sind erst recht keine in Sicht, findet der Pfiffikus.

Ihr

Pfiffikus
pfiffikus@at-fachverlag.de

 

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