Nur comic-hafte Scheingefechte

Pfiffikus_0813

Vom TV-Duell Merkel gegen Steinbrück hatte der Pfiffikus viel mehr erwartet. Mehr Inhalt, aber vor allem mehr Kampf, mehr Leidenschaft. Das ist ja doch der eigentliche Zweck eines Duells, die Kontrahenten bekämpfen sich. Aber so, wie die beiden Aspiranten auf die deutsche Kanzlerschaft aneinander vorbei duellierten, leere Worthülsen und Platzpatronen ziellos abfeuernd, so darf kein Duell aussehen um das bedeutungsschwerste Politikeramt. Die ganze Veranstaltung ähnelte da eher einem harmlosen Westerncomic, fand der Pfiffikus: Hier und da wird mal der Revolver gezückt, aber keiner tut sich ernsthaft weh. Eingebettet in eine seichte Handlung.

Aus bundestagswählerischer Sicht jedenfalls ist der Pfiffikus so schlau wie vor dem TV-Duell. Eurokrise, Kriegsgefahren, soziale Schieflage, die totale Überwachung durch die USA. Der Pfiffikus hat keine Lösung gehört. Erst recht nicht zur Energiewende. Deswegen hatte der Pfiffikus das Wahlduell ja überhaupt erst eingeschaltet und ist nicht wie gewöhnlich in seiner sonntäglichen Stammkneipe eingekehrt, um seine eigene verbale Stammtischpolitik zu betreiben. Überalterung der Gesellschaft, Frauenquote, Kindergeld, Rechtsradikalismus hat die gute Tante von der CDU ebenso wenig angesprochen wie der nette Onkel von der SPD. Beide Politiker setzten auf gepflegte Langeweile. Die EnEV und die steuerliche Absetzbarkeit von energetischen Sanierungen standen sowieso nicht auf der Tagesordnung.

Dabei hatte sich der Pfiffikus so gewünscht, Merkel oder auch Steinbrück möge mal zum letzten Mittel greifen und einfach die Wahrheit sagen, um Wähler auf eine Seite zu ziehen. Statt einer politischen Debatte lieferten sich die Duellanten vor den TV-Kameras nur Scheingefechte. Dazu wurde die Redezeit der beiden akribisch gemessen, aber ehrlich was zu sagen hatte keiner von denen. Merkel musste so viel reden, damit sie sich selbst wenigstens interessant finden kann. Und Steinbrück tat eigentlich alles dafür, nach der Bundestagswahl zumindest in den Vorstand des Vereins der Ehrenhaft Gescheiterten (VdEG) berufen zu werden.

Der Pfiffikus macht mal einen revolutionären Vorschlag: Statt über die Vorhaben einzelner Parteien und deren Programme zu reden sollte man lieber direkt über mögliche Koalitionen sprechen. Und vor allem darüber, was bei den Koalitionsverhandlungen herauskommen könnte. Das ist näher dran an der Wirklichkeit als Wahlversprechen einzelner Parteien, die eh spätestens in den ersten Wochen nach der Wahl wieder aufgekündigt werden. Dann könnte der Pfiffikus seine Kreuzchen auch leichter setzen. Sein Tipp für die Bundestagswahl lautet deshalb: Neuwahlen ansetzen!
Und dann bitte mit einem Duell, das nicht so blutleer daherkommt.

Ihr
Pfiffikus
pfiffikus@at-fachverlag.de

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