Laut einer Studie zur „Optimierung der Ausführung und Finanzierung von pflegegerechten Bädern“, die der ZVSHK kürzlich vorstellte, hat das Sanitärhandwerk in Deutschland im Jahr 2020 rund 1,2 Millionen Bäder installiert – davon wurden ungefähr 40 % über die Pflegekassen zur Wohnanpassung mitfinanziert.
Da denkt sich der Pfiffikus, bei so vielen Bädern, die auch mit Sicht auf Pflege installiert wurden, kann das Alter ja kommen. Doch seit 1999 hat sich die Zahl der pflegebedürftigen Personen verdoppelt. Sie belief sich Ende 2019 auf mehr als 4,1 Millionen Menschen. Die Tendenz ist weiter steigend. Es fehle gegenwärtig an einer baulichen Qualitätssicherung, um notwendige Badumbauten für eine ambulante Pflege zu Hause zweckbestimmt und ergebnisgerecht durch die Pflegekassen fördern zu können, heißt es beim ZVSHK. Oft werde einfach die Badewanne gegen eine Dusche getauscht und ein paar Haltegriffe installiert. Doch in der Praxis seien solche Anpassungen oft nur eine kurzfristige Hilfe, wie die Studie zeigt. Die Analysen der Arbeitsbelastungen von Pflegenden im Bad ergab eine Liste von Anforderungen, die einem nachhaltig ausgerichteten Badumbau zugrunde gelegt werden müssen. Diese reichen unter anderem vom Platzbedarf für mindestens zwei Personen, über schwellenlose Zugänge, Haltemöglichkeiten, Rangiermöglichkeiten eines Rollators, der stabilen Temperatursteuerung, der angemessenen Beleuchtung bis hin zu einer effektiven Be- und Entlüftung.
Die hohen Kosten, die ein solcher Umbau bei einem akuten Pflegebedarf nach sich zieht, könnten durch präventive Baumaßnahmen vor Eintritt eines Pflegefalls reduziert werden. Die Studie empfiehlt daher, grundsätzlich in jedem Neubau und bei jeder Generalsanierung bereits Vorkehrungen zu treffen, die ein späteres Nachrüsten ohne großen Aufwand möglich machen. „Präventive Maßnahmen sind nicht nur ein Faktor zur Kostenersparnis, sie sind ein Garant für eine nachhaltige Planung und ermöglichen bei akutem Bedarf eine schnelle und kostengünstige Anpassung“, sagt Helmut Bramann, Hauptgeschäftsführer des ZVSHK. Doch um einen nachhaltig ausgerichteten Badumbau durchführen zu können, der auf die Bedürfnisse von Pflegepersonal und der zu pflegenden Person abgestimmt sind, bedarf es tiefgreifendes Know-how. Der ZVSHK empfiehlt der Politik daher im Sinne der Qualitätssicherung, den pflegegerechten Badumbau nur durch ein qualifiziertes Handwerksunternehmen ausführen zu lassen. „Zur Qualifikation der Betriebe aber auch von Architekten haben wir einen eigenständigen Lehrplan konzipiert“, erläutert Helmut Bramann. „Denn das bauausführende Unternehmen muss wissen, wie die Pflegeabläufe im Bad sind, damit er wertstiftend planen und sanieren kann.“
Wenn der Pfiffikus so nachdenkt, dann ist das für qualifizierte Sanitärhandwerksbetriebe die Chance auf Alleinstellungsmerkmal und sich einen sehr lukrativen Markt zu erschließen.