Schlechte Noten für Schultoiletten

Aufs Klo muss jeder, selbst der Pfiffikus. Blöd nur, wenn dessen Zustand dafür sorgt, dass man es sich lieber verkneifen möchte. Genau das ist leider an unseren Schulen der Fall. Das fand die German Toilet Organization (GTO) in Kooperation mit dem Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH) der Uni Bonn heraus.

Studie: Toiletten machen Schule
Nur knapp ausreichend: Das ist das Ergebnis einer Studie der GTO zum Zustand der Schultoiletten an 17 weiterführenden Berliner Schulen. – © www.germantoilet.org

17 weiterführende Schulen aus elf Berliner Bezirken schaute man sich für die Erhebung der Daten im zweiten Schulhalbjahr 2022 an. Befragt wurde dabei sowohl das Schulpersonal wie auch die Schülerinnen und Schüler des neunten Jahrgangs im Alter zwischen 14 und 16 Jahren. Das Ergebnis? Die Schüler geben dem „Brennpunkt Schulklo“ im Durchschnitt eine Vier minus.

Probleme

Insgesamt 949 Schüler wurden im Rahmen der Studie nach dem Zustand der Schultoiletten sowie ihrem Nutzungsverhalten befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Mehrheit die Sanitärräume negativ wahrnimmt und die Nutzung nach Möglichkeit sogar vermeidet. Als Gründe werden fehlende Privatsphäre, das Fehlen von Toilettenpapier sowie Gestank genannt.

46 % der Schüler vermeiden das Urinieren auf dem Schulklo, beim Defäkieren sind es ganze 85 %. Das schlägt sich auch im Essverhalten nieder. Mehr als ein Viertel der Schüler gibt an, weniger zu essen und zu trinken, um nicht aufs Klo zu müssen. Seitens der Schulleitungen berichten 10 der 17 befragten Schulen, dass zum Zeitpunkt der Studie nicht alle Sanitäranlagen der Einrichtung vollständig funktionsfähig seien. Vandalismus scheint dabei eines der Hauptprobleme zu sein. Die Beseitigung der Probleme geht derweil oft nur schleppend voran – und in den seltensten Fällen unter Einbezug der Schüler.

Lösungen

Genau darin bestünde aber ein Lösungsansatz. Die Studie zeigt, dass wenn an der Schule ein Meldeverfahren für Mängel existiert oder Schüler in die Gestaltung der Schulklos mit einbezogen werden, es tendenziell weniger Verschmutzung und Vandalismus gibt und die Schüler ihre Toiletten besser bewerten. Die Analyse der Daten zeige dahingehend signifikante Zusammenhänge, so Dr. Andrea Rechenburg von der Universität Bonn. Die Studie empfiehlt eine strukturell verankerte Partizipation der Schüler.Thilo Panzerbieter, Gründer und Geschäftsführer der GTO: „Erwachsene an einer Schule sollten sich bei dem Thema mehr auf eine positive Gruppendynamik mit dem Großteil der Schülerschaft konzentrieren, statt nur die wenigen ‚Schuldigen‘ zu bestrafen.“

Die Maßnahmen scheinen also klar, bleibt nur die Frage nach den Ressourcen. Die Verfasser der Studie sehen hier die Politik in der Verantwortung. Laut Dr. Torsten Kühne, Berliner Staatssekretär für Schulbau und Schuldigitalisierung, haben der Berliner Senat und die Bezirksebene auch bereits Maßnahmen ergriffen. Demnach sei eine ständige Arbeitsgruppe eingerichtet worden, die an stadtweiten Qualitätsstandards sowie einem nachhaltigen Controllingsystem arbeitet. Die GTO plant derweil eine Neuauflage des bundesweiten Wettbewerbs „Toiletten machen Schule“, der einen zusätzlichen Anreiz für die Lösung der Probleme geben soll.

Ihr
Pfiffikus