Schwarzbuch zum Gruseln

Das 49. Schwarzbuch des Bunds der Steuerzahler ist online unter ww.schwarzbuch.de zu finden. – © Screenshot von www.schwarzbuch.de (26.11.2021), Si

Wer lehnt sich bei den kürzer werdenden Tagen nicht gern in seinem Sessel zurück, schlürft einen heißen Grog und schmökert ein Buch? Auch der Pfiffikus liest gerne. Dabei haben es ihm die Fälle aus dem aktuellen Schwarzbuch besonders angetan. Diese zeigen, wie schnell es auch bei vermeintlich stillen Örtchen zum Aufschrei kommen kann.

Der Herausgeber des Schwarzbuchs, Bund der Steuerzahler, gruselt sich gar nicht gerne – schon gar nicht, wenn es um horrormäßige Geldverschwendung und schaurige Bauprojekte geht. Daher macht es der Verein öffentlich und hat bei seinen 100 Fällen aus dem diesjährigen Schwarzbuch auch Toiletten dabei, bei denen schrecklich viel Geld ausgegeben wurde.

So sorgt eine im Wiesbadener Stadtteil Breckenheim installierte Toilette für Kopfschütteln, die aufgrund eines alle 14 Tage geöffneten Weinstands gebaut wurde. Über 170.000 Euro Kosten sollen dabei aufgelaufen sein. Ein Springbrunnen, der erst 2007 auch mit Spendengeldern installiert wurde, musste zudem weichen und die nächste Alternativ-Toiletten für Weinstand-Besucher befindet sich nur 200 m entfernt.

Die nächste Geschichte: Der in den 1970er Jahren gebaute „Pavillon am Bullensee“ mit Imbiss und Toiletten sollte eigentlich saniert werden, doch nach Wirrungen mit einem eigens gegründeten Verein, der den Pavillon sogar zur Begegnungsstätte ausbauen wollte, und weiteren teuren Komplikationen schnellten die Kosten auf satte 335.000 Euro hoch. Dafür steht nun dort eine hervorragend energetisch gedämmte Toilettenanlage, die allerdings in den kalten Jahreszeiten ohnehin nicht betrieben wird. Der Pfiffikus mag vor Schauder kaum weiterlesen.

Ein weiterer Fall: Nachdem 2018 ein kleines, denkmalgeschütztes Reetdachgebäude mit Toilette und Kiosk am Borbyer Ufer des Eckernförder Hafens durch Brandstiftung zerstört wurde, machten beim Wiederaufbau neue Bauvorschriften Probleme. So entstand ein zweites Häuschen mit einer barrierefreien Toilette und Lagerraum. Kosten für Architekt und Baumaßnahmen, um das Gebäude gegen Überflutungswellen zu sichern, trieben den Preis auf 182.000 Euro in die Höhe, obwohl es wohl auch drastisch günstiger gegangen wäre z. B. mit einem einfachen, verkleideten Sanitärcontainer.  

Dem Pfiffikus stehen die Haare zu Berge und er will jetzt eigentlich nichts mehr von Toiletten wissen. Doch sein getrunkener Grog hat scheinbar nur darauf gelauert und macht sich nun abscheulich bemerkbar.